Meist in Plastik, selten im Netz
Platz sparen: Immer öfter wird in Folie gewickeltes, gepresstes Gras im Freien gelagert
OBERALLGÄU - Viel zu viel Plastik wird bei uns verwendet, kritisieren Umweltschutzverbände. Fleisch wird in Folie gepackt, so bleibt es länger in der Kühlung haltbar. Auch Bio-Gurken im Supermarkt sind oft mit Folie umwickelt, der Kaffeeautomat spuckt Plastikbecher aus – und sogar in der Landwirtschaft wird seit Jahren immer mehr Kunststoff verwendet. Um das Viehfutter haltbar zu machen, wird es mit Stretchfolie umwickelt, mit viel Stretchfolie. „Pro Ballen sind es 83 Meter, bei einer Breite von 75 Zentimetern“, informiert Peter Hiemer vom Maschinenring Oberallgäu.
Wie viele Tonnen solcher Folie im Jahr im Allgäu anfallen, kann Hiemer nicht beurteilen. „Zweimal im Jahr finden Silagefolien-Sammelaktionen statt“, sagt der Fachmann von der bäuerlichen Dienstleistungs GmbH mit Sitz in Kempten. „Aber die Folie muss absolut sauber sein.“Auf den Wertstoffhöfen werde die elastische, dünne Folie nicht angenommen. Da bleibe dann nur noch der Weg in die Müllverbrennung.
Bis Ende der 80er-Jahre waren die Ballen kaum auf Feldern im Oberallgäu zu sehen. Damals war es üblich, das Heu am Hof zu lagern. Die Betriebe hatten in der Regel Belüftungen eingebaut, um die Restfeuchte aus dem Futter zu bekommen und so auch die Brandgefahr zu minimieren.
„Spezialisierte Heumilchbetriebe haben in den vergangenen Jahren oft in sehr hochwertige Lüftungen mit Heizmöglichkeiten und spezielle Luftentfeuchtungs-Techniken investiert“, sagt Alfred Enderle aus Wertach. Er ist der Bezirkspräsident im Bayerischen Bauernverband (BBV) und weiß, dass sich nicht jeder kleine Bauer diese Technik leisten konnte. „Siloballen sind deshalb eine flexible Möglichkeit, auch von kleineren Flächen hochwertiges Futter zu konservieren“, sagt Enderle. Und dazu braucht es kaum Platz am Hof.
Diese Silage fressen Kühe. Die so produzierte Milch kann aber nicht zur Produktion von Emmentaler oder Bergkäse verwendet werden, denn in Siloballen gärt das Gras. Es wird zunächst gepresst und dann mit vielen Metern Folie luftdicht umwickelt. „Im Prinzip ist das vergleichbar mit der Herstellung von Sauerkraut.“Die Futterqualität in den Siloballen sei „in der Regel sehr gut, was mit Blick auf die Tiergesundheit ja auch wichtig ist“. Diese Siloballen-Technik sei eine Weiterentwicklung des Ballenpressens beim Heu.
Das Heupressen werde in anderen Regionen – mit weniger Regentagen als im Allgäu – oft angewandt. „Aber bei uns ist es nicht einfach, Dürrfutter auf dem Feld so trocken zu bekommen, dass es direkt vom Boden weg gepresst werden kann“, sagt Enderle. Es bestehe die Gefahr, dass sich durch die Restfeuchte im Heuballen Schimmel bilde.
Deshalb komme dieses Pressen und Umwickeln mit einem Netz verglichen mit anderen Regionen hier relativ selten zum Einsatz. Bei uns habe sich der Ladewagen durchgesetzt, mit dem das trockene Gras in den Heustock gefahren wird.
In jedem Siloballen, der auf einem Feld liegt, sind mehrere hundert Kilo Futter, die dort konserviert werden, sagt Enderle. Verglichen mit Kunststoffverpackungen in anderen Bereichen „braucht sich die Silage aus Umwelt-Sicht damit sicherlich nicht vestecken“, ist Enderle überzeugt.
Peter Hiemer weist darauf hin, dass Landwirte und der führende Hersteller der Wickelfolie mit Siloballen karitative Zwecke unterstützen. „Wann immer ein farbiger Siloballen auf dem Feld liegt, wurde gespendet“, sagt Hiemer. „Beim Kauf von Folien in Pink wurde Geld für die Brustkrebsvorsorge gegeben, bei Blau für die Prostatakrebsvorsorge und bei Gelb für die Kinderkrebsvorsorge.“Die gleichen Folien wie zur Ballenherstellung werden als Frischhaltefolie im Haushalt verwendet, weiß Hiemer. „Sie unterscheiden sich nur in der Farbe und in der UV-Beständigkeit.“