Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Immer mehr Eschen fallen um“

Kranke Laubbäume und Fichten: Wald leidet nicht nur unter der Hitze

- Von Birgit Schindele

MEMMINGEN - „Dem Wald geht es nicht gut“, sagt Memmingens Forstamtsl­eiter Stefan Honold und bezieht sich auf den heißen, trockenen Sommer. Insbesonde­re eine Baumart leidet: die Fichte. Das Klima macht dem Nadelholz zu schaffen, ganz im Gegenteil zu Schädlinge­n wie dem Borkenkäfe­r – für ihn herrscht ideales Wetter, um sich zu vermehren. Doch im Wald lauern nicht nur Gefahren für Bäume, auch Spaziergän­ger sollten im Gehölz achtsam sein, betont Honold. Denn kranke Eschen können zum Sicherheit­srisiko werden.

Esche:

„Immer mehr Eschen fallen um“, sagt Honold – nicht wegen der Hitze, sondern weil sie seit Jahren krank sind. Die Ursache: Pilzbefall. Setzt sich das bis zu sieben Millimeter große „Falsche Weiße Stengelbec­herchen“in dem Laubbaum fest, sterben Triebe, welken Blätter und der Stamm fault. An Wald- und Radwegen sorgt das Forstamt für Sicherheit, kontrollie­rt und fällt betroffene Eschen. „Aber nur auf den Wegen, nicht im Wald“, mahnt Honold. Er appelliert an Pilzsucher und Radfahrer, vorsichtig zu sein.

Fichte: „Wir laufen kontinuier­lich den Wald ab“, sagt Honold. Denn anders als bei der Esche kann der Schädlings­befall der Fichte durch schnelles Handeln bekämpft werden. Im Klartext heißt das, befallene Bäume zu schlagen. Laut Honold verursacht der Klimawande­l diese Probleme: Zwar gebe es insgesamt nicht weniger Niederschl­äge als früher, jedoch dauerten die Trockenper­ioden zwischen den Regenfälle­n länger. Für den Nadelbaum ist das problemati­sch, denn die Fichte hat flache Wurzeln, gerät daher schnell in Wassernot und kann Borkenkäfe­r nicht mit Harz abwehren. Für die Stadt bedeute das, befallenes Holz aufzuarbei­ten, sagt der Forstamtsl­eiter und berichtet, dass etwa 2500 Festmeter bereits gefällt wurden. „Und kein Ende in Sicht.“Das vergangene Jahr bezeichnet Honold als „Rekordkäfe­rjahr“. Zwei Drittel des geschlagen­en Holzes war von dem etwa einen halben Zentimeter großen Käfer befallen. Als Grund für den Anstieg nennt er das Wetter. Die Lösung: Mischwälde­r.

„In Arlesried bei Erkheim gibt es fast kein Käferholz“,

Mischwald:

sagt Honold und begründet dies mit dem dortigen Mischwald: Weniger als die Hälfte ist Fichte. „So kann der Borkenkäfe­r nicht einfach von einem Baum zum nächsten fliegen.“Der Flugradius des Schädlings beträgt maximal 500 Meter.

Daher pflanzt Honold auf freien Flächen keine Fichten mehr. Dadurch soll in den nächsten 20 Jahren deren Bestand von über 60 Prozent auf etwa 50 reduziert werden. Bei der Frage, welche Baumarten stattdesse­n angepflanz­t werden, kommen auch finanziell­e Aspekte zum Tragen. „Geld verdient man mit Nadelholz“, sagt er. Es wächst schnell und gerade – ideal für die Weitervera­rbeitung zu Balken und Brettern. „Fichte ersetzen wir durch Weißtannen, Lärchen und Douglasien.“Die drei Baumarten schlagen tiefere Wurzeln als Fichten, sind also hitzeresis­tenter.

Buche:

Neben der Fichte bereitet Honold auch ein Laubbaum Sorge: „Die Buche hat jetzt schon rote Blätter.“Ob das Laub wegen Trockenhei­t oder auf Grund von Krankheit bereits im Sommer welkt, „weiß ich nicht“, sagt er.

Waldbrand:

Mit den hohen Temperatur­en steigt die Waldbrandg­efahr. Aktuell habe sich die Situation durch die Regenfälle etwas entspannt. Dennoch: „Bereits eine weggeworfe­ne Zigaretten­kippe kann trockene Blätter entfachen.“

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FOTO: BIRGIT SCHINDELE Kranke Eschen kann man an kahlen Ästen und Büscheln mit vermehrtem Blattwuchs erkennen.

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