Auf Schmusekurs mit Raubkatzen
Dompteur Alexander Lacey verrät, wie er es schafft, dass Löwen und Tiger ihm folgen
BIBERACH - Der Zirkus Charles Knie wird von 4. bis 6. September in Biberach auf dem Gigelberg gastieren. Schon jetzt ist der Zirkus in Oberschwaben unterwegs und um die Vorfreude zu verkürzen, hat die „Schwäbische Zeitung“in Ehingen den Dompteur Alexander Lacey mit seinen 13 Raubkatzen besucht. Er ist ein Weltstar auf diesem Gebiet. Er kennt seine Löwen und Tiger, seit sie so klein waren wie Hauskatzen.
„I love it“, sagt Lacey, nachdem er den 500 Kilo schweren Löwen Massai geknutscht hat. Er schätze den engen Kontakt zu den Tieren. Er kenne seine Löwen und Tiger genauso gut wie Eltern ihre Kinder, sagt Lacey, und andersrum sei es genauso.
Die Raubkatzen seien zirkuseigene Tiere, die in seiner Zeit von 2006 bis 2011 beim Zirkus Charles Knie geboren worden seien. Danach war Lacey für sechs Jahre in Amerika, bevor er in diesem Jahr wieder zum Zirkus Knie zurückgekehrt ist. In Deutschland sei er insgesamt schon zehn Jahre unterwegs gewesen. „Ich mag es hier“, erklärt der Brite.
„Die Eltern machten es mir schon vor“, sagt Lacey über seine Arbeit. Sie hätten mit einem Zoo begonnen und seien später ins Zirkus-Geschäft eingestiegen. Weil sie gemerkt hätten, dass es den Tieren langweilig wird, hätten sie begonnen, mit ihnen zu arbeiten. „Soweit ich zurückdenken kann, bin ich mit Großkatzen und Schimpansen zusammen.“Seine Eltern hätten ihm beigebracht, dass es harte Arbeit ist, dass es Zeit und ganze Tage koste, die Tiere zu pflegen. Doch nach dem Besuch eines Internats habe er sich trotzdem dafür entschieden, und zwar für die Arbeit mit Raubkatzen. „I love big cats“, sagt der Brite. Er habe einen speziellen Platz für große Raubkatzen im Herzen.
Im Gehege kämmt Lacey den Löwen Massai und lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als dieser seine spitzen Zähne zeigt. „Ich weiß, wann die Raubkatzen gute Laune haben, wann sie schlechte Laune haben, wann sie faul, hungrig oder durstig sind“, sagt er. Habe ein Löwe oder ein Tiger schlechte Laune oder sei zu faul, wenn es heiß ist, nehme er ihn nicht mit in die Show. „Wir zwingen sie nie zur Vorführung“, betont Lacey. Zu 99 Prozent seien die Raubkatzen für ihn berechenbar. Aber: „Es sind immer noch wilde Tiere.“Daher müsse man im Umgang mit ihnen natürlich sehr vorsichtig sein. Die Gefahr, der er sich täglich aussetzt, relativiert der Brite, wenn er sagt, dass es auch etwa im Formel-1-Sport Unfälle gebe.
Respekt ist das Zauberwort in der Beziehung zwischen dem Tiertrainer und seinen Raubkatzen. Denn dass er mit seinen 85 Kilogramm gegen einen 500-Kilo-Löwen kämpfe, sei körperlich unmöglich, sagt Lacey. „Der Löwe respektiert mich und arbeitet für mich.“Der Respekt entstehe dadurch, wie er die Raubkatzen trainiere.
„Ich habe Physik in der Schule gemocht“, erklärt Lacey. Das habe daran gelegen, wie der Lehrer das Wissen rübergebracht habe. „Und dadurch hat er sich auch meinen Respekt erarbeitet.“Mit den Tieren sei das genauso, doch koste das viele Jahre. Genauso entscheidend sei genügend Zeit für die Beziehung zwischen Eltern und Kind, zwischen Haustier und Halter, erklärt der Brite. Nur dadurch werde Verstehen möglich.
Die Vorstellungen des Zirkus Charles Knie in Biberach sind am Dienstag und Mittwoch, 4. und
5. September, um 16 und 19.30 Uhr und am Donnerstag,
6. September, um 16 Uhr. Schon jetzt sind Kartenreservierungen möglich unter Telefon 0171 / 9462456 oder unter www.zirkuscharles-knie.de im Internet. Dort gibt es auch nähere Informationen.