Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fotograf zeigt Region in neuem Licht

Christian Möhrle aus Salem produziert Infrarot-Video – Bodenseere­gion im Zeitraffer

- Von Barbara Baur www.schwäbisch­e.de/ infrafot-zeitraffer

SALEM - Christian Möhrle aus Salem hat ein ungewöhnli­ches Hobby. Er produziert Zeitraffer-Filme. Drei solcher Videos über die Bodenseere­gion hat er bereits im Internet veröffentl­icht. Sein viertes Werk ist jedoch kein gewöhnlich­es Zeitraffer­Video, sondern zeigt die Welt in Infrarot. Es ist nun auf der Video-Plattform Youtube zu sehen.

Um das Video zu produziere­n, hat er sicherlich mehr als 100 verschiede­ne Orte in der Region aufgesucht und dort seine Kamera aufgestell­t. Zum Teil auch mehrmals, wenn er mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Einmal platziert, löst die Kamera alle paar Sekunden automatisc­h aus und schießt ein Foto. Am Computer werden die einzelnen Dateien zusammenge­fügt, sodass ein Film entsteht. Dabei kommen beeindruck­ende Bilder heraus, die wegen der schnell vorbeizieh­enden Wolken und rasch wechselnde­n Lichtverhä­ltnissen dramatisch wirken.

Das Besondere an seinem neuen Film ist die Infrarot-Optik. Sie entsteht dadurch, dass er für die Aufnahmen eine umgebaute digitale Spiegelref­lexkamera verwendet hat. „Mit ihrer Technik fängt sie für Menschen nicht sichtbares Licht ein und blockiert das Licht in den Wellenläng­en, die wir sehen können“, erläutert Christian Möhrle. Der Effekt: Baumkronen sind nicht grün, sondern erscheinen in leuchtende­m Pink oder in hellem Weiß. Dann wirken sie beinahe so, als wären sie aus Eiskristal­len. Bäume und Wiesen bilden einen starken Kontrast zum Himmel, der auch bei Infrarot-Aufnahmen blau bleibt – wenn auch in einem etwas anderen Farbton.

Um geeignete Plätze für Aufnahmen zu finden, die diesen Effekt besonders gut zeigen, ist der Hobby-Fotograf viel durch die Gegend gefahren. „Ich habe vor allem freistehen­de Bäume gesucht, weil die super rauskommen“, sagt der 29-Jährige. „Dann musste ich nur noch schauen, ob ich auch an die Stelle komme und dort meine Kamera aufstellen kann.“Zu sehen sind vor allem Bäume und Wiesen, aber auch Gewässer, natürlich der Bodensee und markante Orte wie Wegkreuze und Aussichtsp­unkte, zum Beispiel das Schloss Heiligenbe­rg oder das Kriegerden­kmal in den Weinbergen zwischen Stetten und Meersburg. Durch den Zeitraffer bewegen sich Gräser und Blätter, aber auch Wolken sehr schnell. Auch Licht und Schatten wechseln sich in rasantem Tempo ab.

Der gut dreiminüti­ge Film besteht aus 20 000 Fotos. Christian Möhrle benötigte gut vier Monate, um ihn zu produziere­n. Vor allem die Nachbearbe­itung nahm viel Zeit in Anspruch. „Das ist eigentlich die Hauptarbei­t“, sagt er. Es sei gar nicht so einfach gewesen, die Infrarot-Fotos zu bearbeiten. Insgesamt habe er schätzungs­weise 300 Stunden für das Video gebraucht, berichtet er. Doch auch wenn er sich intensiv mit seinen Projekten beschäftig­t: Für ihn ist es ein Hobby, dem er in seiner Freizeit gerne nachgeht. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt er.

Doch rein theoretisc­h könnte es auch mehr werden, als nur ein Hobby. Denn beruflich beschäftig­t sich Christian Möhrle schon jetzt mit ähnlichen Themen und Techniken: Er ist nicht nur gelernter Mediengest­alter, sondern hat anschließe­nd noch Online-Medien studiert. Aufmerksam­keit von fachlich Interessie­rten bekam er übrigens auch schon. Das englischsp­rachige Internetfo­rum „DIY Photograph­y“hat dem Video am Mittwoch einen Bericht gewidmet, in dem die Technik erläutert wird, die Christian Möhrle für seine Bilder nutzt. Auf seinem eigenen Youtube-Kanal „The Phlog Photograph­y“gibt es übrigens noch mehr Videos, in denen er Tipps und Tricks für Fotografen verrät.

Ein Video über den Zeitraffer-Film von Christian Möhrle gibt es unter

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FOTO: CHRISTIAN MÖHRLE Pinke Bäume und weiße Wiesen: Für solche Infrarot-Aufnahmen verwendet Christian Möhrle eine umgebaute Spiegelref­lexkamera. Damit werden Lichtwelle­n sichtbar gemacht, die für Menschen eigentlich nicht wahrnehmba­r sind.

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