Fotograf zeigt Region in neuem Licht
Christian Möhrle aus Salem produziert Infrarot-Video – Bodenseeregion im Zeitraffer
SALEM - Christian Möhrle aus Salem hat ein ungewöhnliches Hobby. Er produziert Zeitraffer-Filme. Drei solcher Videos über die Bodenseeregion hat er bereits im Internet veröffentlicht. Sein viertes Werk ist jedoch kein gewöhnliches ZeitrafferVideo, sondern zeigt die Welt in Infrarot. Es ist nun auf der Video-Plattform Youtube zu sehen.
Um das Video zu produzieren, hat er sicherlich mehr als 100 verschiedene Orte in der Region aufgesucht und dort seine Kamera aufgestellt. Zum Teil auch mehrmals, wenn er mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Einmal platziert, löst die Kamera alle paar Sekunden automatisch aus und schießt ein Foto. Am Computer werden die einzelnen Dateien zusammengefügt, sodass ein Film entsteht. Dabei kommen beeindruckende Bilder heraus, die wegen der schnell vorbeiziehenden Wolken und rasch wechselnden Lichtverhältnissen dramatisch wirken.
Das Besondere an seinem neuen Film ist die Infrarot-Optik. Sie entsteht dadurch, dass er für die Aufnahmen eine umgebaute digitale Spiegelreflexkamera verwendet hat. „Mit ihrer Technik fängt sie für Menschen nicht sichtbares Licht ein und blockiert das Licht in den Wellenlängen, die wir sehen können“, erläutert Christian Möhrle. Der Effekt: Baumkronen sind nicht grün, sondern erscheinen in leuchtendem Pink oder in hellem Weiß. Dann wirken sie beinahe so, als wären sie aus Eiskristallen. Bäume und Wiesen bilden einen starken Kontrast zum Himmel, der auch bei Infrarot-Aufnahmen blau bleibt – wenn auch in einem etwas anderen Farbton.
Um geeignete Plätze für Aufnahmen zu finden, die diesen Effekt besonders gut zeigen, ist der Hobby-Fotograf viel durch die Gegend gefahren. „Ich habe vor allem freistehende Bäume gesucht, weil die super rauskommen“, sagt der 29-Jährige. „Dann musste ich nur noch schauen, ob ich auch an die Stelle komme und dort meine Kamera aufstellen kann.“Zu sehen sind vor allem Bäume und Wiesen, aber auch Gewässer, natürlich der Bodensee und markante Orte wie Wegkreuze und Aussichtspunkte, zum Beispiel das Schloss Heiligenberg oder das Kriegerdenkmal in den Weinbergen zwischen Stetten und Meersburg. Durch den Zeitraffer bewegen sich Gräser und Blätter, aber auch Wolken sehr schnell. Auch Licht und Schatten wechseln sich in rasantem Tempo ab.
Der gut dreiminütige Film besteht aus 20 000 Fotos. Christian Möhrle benötigte gut vier Monate, um ihn zu produzieren. Vor allem die Nachbearbeitung nahm viel Zeit in Anspruch. „Das ist eigentlich die Hauptarbeit“, sagt er. Es sei gar nicht so einfach gewesen, die Infrarot-Fotos zu bearbeiten. Insgesamt habe er schätzungsweise 300 Stunden für das Video gebraucht, berichtet er. Doch auch wenn er sich intensiv mit seinen Projekten beschäftigt: Für ihn ist es ein Hobby, dem er in seiner Freizeit gerne nachgeht. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt er.
Doch rein theoretisch könnte es auch mehr werden, als nur ein Hobby. Denn beruflich beschäftigt sich Christian Möhrle schon jetzt mit ähnlichen Themen und Techniken: Er ist nicht nur gelernter Mediengestalter, sondern hat anschließend noch Online-Medien studiert. Aufmerksamkeit von fachlich Interessierten bekam er übrigens auch schon. Das englischsprachige Internetforum „DIY Photography“hat dem Video am Mittwoch einen Bericht gewidmet, in dem die Technik erläutert wird, die Christian Möhrle für seine Bilder nutzt. Auf seinem eigenen Youtube-Kanal „The Phlog Photography“gibt es übrigens noch mehr Videos, in denen er Tipps und Tricks für Fotografen verrät.
Ein Video über den Zeitraffer-Film von Christian Möhrle gibt es unter