Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zanardi hat viele Gründe zu lächeln

Der beinamputi­erte Rennfahrer landet bei seinem Debüt in der DTM auf Rang fünf und 13

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MISANO (dpa) - In der Nacht von Misano staunte Alessandro Zanardi noch immer über sein spätes Rennfahrer­Glück. Der beinamputi­erte Rennfahrer war beim allererste­n Flutlichtr­ennen der DTM in seiner italienisc­hen Heimat der umschwärmt­e Star. „Es ist eine ziemlich fasziniere­nde Idee, mit 51 Jahren noch ein Neuling zu sein“, sagte Zanardi nach seinem gelungenen DTM-Debüt in einem extra für ihn umgebauten BMW. „Ich habe viele Gründe zu lächeln“, sagte der frühere Formel-1-Pilot am Samstagabe­nd.

Bei einem Unfall auf dem Lausitzrin­g hatte Zanardi 2001 beide Beine verloren. Trotzdem kehrte er in den Motorsport zurück, gewann zudem viermal Paracyclin­g-Gold bei den Paralympic­s. „Das Leben ist etwas Wundervoll­es, man muss die Chancen ergreifen, die sich einem bieten“, sagte Zanardi nach seiner beeindruck­enden Vorstellun­g in Misano. Der BMWGastpil­ot war als 13. von 19 Startern ins Ziel gekommen und dabei auf den letzten sechs Runden sogar schnellere Zeiten als Sieger Paul di Resta im Mercedes gefahren. „Alex hat sich super geschlagen“, lobte Jens Marquardt, der BMW-Motorsport­direktor. Am Sonntag im zweiten Lauf raste Zanardi in einem chaotische­n Regenrenne­n sogar auf Platz fünf. „Das ist der beste Witz des Wochenende­s“, kommentier­te er am Boxenfunk.

Der Worndorfer Mercedes-Pilot Pascal Wehrlein wurde am Samstag Sechster, am Sonntag Elfter.

In seinem Spezial-Auto benötigte Zanardi anders als bei früheren Motorsport-Einsätzen seine Bein-Prothesen nicht. Bremsen und Gasgeben konnte er mit der Hand. Dabei musste Zanardi BMW-Angaben zufolge jedes Mal bis zu 65 Kilo wegdrücken. „Ich habe viel gelernt“, sagte Zanardi nach dem actionreic­hen Rennen mit vielen Überholman­övern und Ausfällen. „Für mein Debüt habe ich ein ziemlich komplizier­tes Rennen gewählt“, meinte Zanardi.

Di Resta übernimmt Führung

Für die DTM sind positive Schlagzeil­en im Kampf ums Überleben nach dem Ausstieg von Mercedes zum Saisonende wichtig. Zanardis Auftritt darf die DTM als gelungene PR werten. Schon vorher hatte Zanardi in der „Welt“geschwärmt: „Meiner Meinung nach ist die DTM derzeit die beste und spannendst­e Motorsport­Serie der Welt – vor der Formel 1.“

Mercedes-Fahrer Paul di Resta übernahm nach den ersten beiden Nachtrenne­n im Deutschen Tourenwage­n Masters derweil die Führung in der Gesamtwert­ung. Dem 32 Jahre alten Schotten genügte nach seinem Sieg am Samstag einen Tag später im italienisc­hen Misano ein sechster Platz, um Markenkoll­ege Gary Paffett, der am Samstag ausschied und am Sonntag nur 14. wurde, an der DTMSpitze abzulösen. Di Resta hat nun neun Zähler Vorsprung.

Das Sonntagsre­nnen gewann Joel Erikkson im BMW dank einer perfekten Reifenstra­tegie. Bei Regen und einer Safety-Car-Phase behielt der 20 Jahre alte Schwede Nerven und Übersicht und holte sich seinen ersten DTM-Sieg. Zweiter wurde der Italiener Edoardo Mortara im Mercedes vor Titelverte­idiger René Rast im Audi.

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FOTO: IMAGO Alessandro Zanardi beim DTMRennen in Misano.

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