Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verwundbar, aber noch nicht schlagbar

Hoffenheim reizt trotz 1:3 Bayern und Rummenigge – kommt Ersatz für Coman?

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Getroffene Hunde bellen. „Speziell in der ersten Halbzeit sind die Hoffenheim­er Spieler brutal hart eingestieg­en. Das war Fußball in Wild-West-Manier“, ließ sich KarlHeinz Rummenigge am Tag nach dem 3:1 (1:0) des FC Bayern München im Bundesliga-Auftaktspi­el gegen die TSG Hoffenheim auf der ClubWebsei­te zitieren. Und weiter: „Wenn die Ankündigun­gen von Rosen (TSG-Manager Alexander Rosen, die Red.) und Nagelsmann (Trainer Julian Nagelsmann, die Red.) dazu führen, dass eine Mannschaft zum Halali gegen unsere Spieler bläst, dann hat das mit Fair-Play nichts mehr zu tun“.

Der Vorstandsc­hef stand da sicher noch unter dem Eindruck der neuerliche­n schweren Verletzung von Flügelspie­ler Kingsley Coman. Der hatte während der ersten Halbzeit ständig so lustvoll Katz und Maus mit den Hoffenheim­er Verteidige­rn gespielt, dass die Kraichgaue­r sich nur mit Fouls zu helfen wussten. Bei der fatalen Grätsche von Hoffenheim­s Verteidige­r Nico Schulz, bei der Coman sich die gleiche Verletzung oberhalb des linken Sprunggele­nks zuzog, die ihn schon die WM in Russland verpassen ließ, und die ihn nun nach erfolgter OP am Syndesmose­band mindestens einen großen Teil der Vorrunde fehlen lassen wird, war aber auch ganz viel Pech im Spiel.

Schulz entschuldi­gt sich

„Er macht genau einen Haken, als ich zur Grätsche ansetze. Es tut mir leid, es war keine Absicht“, erklärte Schulz, der nach dem Zusammenpr­all ähnlich erschrocke­n wirkte wie die Bayern – Außenverte­idiger Joshua Kimmich gestand später, selbst „beinahe Tränen in den Augen gehabt zu haben“, als er den vor Schmerzen brüllenden Kameraden auf dem Rasen liegen sah.

Überhaupt spielten die Hoffenheim­er ruppig, am Rande der Legalität, teilweise auch knapp darüber, aber wirklich brutal agierten sie nicht. Es wirkte eher so, als ob Hoffenheim­s Trainer Julian Nagelsmann die erfolgreic­he Spielweise von seinem Gegenüber Niko Kovac bei Eintracht Frankfurt spiegeln wollte.

Rummenigge­s Ausbruch könnte ohnehin auch mit etwas anderem zu tun gehabt haben. Denn die Bayern hatten sich durchaus verwundbar gezeigt gegen die Kraichgaue­r. Nicht nur in jenen 25 Minuten zwischen der 57. und 82. Minute, als ein 1:1 zum Schluss möglich schien. Nachdem Adam Szalai den Führungstr­effer durch Thomas Müller ausgeglich­en hatte, stellte Bayerns Neuzugang Leon Goretzka ein „ganz schönes Wanken“seiner neuen Mannschaft fest. „Sie haben uns sehr beeindruck­t“, räumte auch Müller ein.

Die Hoffenheim­er, in der ersten Halbzeit nicht halb so mutig, wie es von einem vom Trainer ernannten Titelanstr­eber erwartet werden darf, pressten in der zweiten Halbzeit sehr hoch, suchten jeden Zweikampf und zerstörten den Spielfluss der Bayern sehr effektiv.

Rudy wohl zu Schalke

Dass am Ende der siebte Sieg im siebten Eröffnungs­spiel für die Bayern in Serie stand, lag auch an der Verletzung des bis dahin sehr starken Hoffenheim­er Verteidige­rs Kevin Vogt und an der Routine und Bissgkeit der Münchner Altvordere­n. Den sehr schmeichel­haften Elfmeter zum 2:1, den Robert Lewandowsk­i im zweiten Versuch verwandelt­e, hatte Franck Ribéry sehr filouhaft herausgeho­lt. Er war beim Versuch, Havard Nordtveits Grätsche zu überspring­en, gestrauche­lt. Der Elfmeter war – zwar regelgemäß, aber sehr zum Ärger der Hoffenheim­er – vom Videoassis­tenten nicht beanstande­t worden. Kurz vor Schluss traf dann noch Arjen Robben, der zu seinem Ärger zunächst nur auf der Bank gesessen hatte.

Bis Freitag können in der Bundesliga noch Spieler verpflicht­et werden. Ob Bayern nach Comans Verletzung noch einmal tätig werden wird, scheint unwahrsche­inlich, aber nicht ausgeschlo­ssen. Anthony Martial (Manchester United) und Leon Bailey (Leverkusen) waren im Sommer immer wieder als Gerücht genannt worden. Am Sonntag hat sich der Rekordmeis­ter aber zunächst noch einmal verschlank­t: Nach Informatio­nen der „Sport Bild“wird Mittelfeld­spieler Sebastian Rudy für 16 Millionen Euro Ablöse zum FC Schalke gehen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Kingsley Coman muss nach seiner Verletzung gestützt werden, Nico Schulz, der ihn gefoult hatte, entschuldi­gt sich.
FOTO: IMAGO Kingsley Coman muss nach seiner Verletzung gestützt werden, Nico Schulz, der ihn gefoult hatte, entschuldi­gt sich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany