Als wäre das Freiburger Münster verschwunden
Ohne den erkrankten Christian Streich verliert SC Freiburg trotz bester Chancen 0:2 gegen Frankfurt
FREIBURG - Die Genesungswünsche für den Patienten gab es schon kurz vor Spielbeginn. „Christian Streich ist leider erkrankt“, erklärte Freiburgs Stadionsprecher Claus Köhn den 24 000 Zuschauern das Fehlen des Sportclub-Trainers, der an einem Bandscheibenvorfall leidet. „Das ganze Stadion wünscht ihm gute Besserung.“Noch mehr als der aufmunternde Applaus der Fans hätte wohl ein Sieg Streichs Heilung beschleunigt. Doch gebeugt schlichen Freiburgs Spieler nach 90 Minuten vom Platz: 0:2 gegen Frankfurt. Seit 2001 hat Freiburg in der Bundesliga kein Auftaktspiel mehr gewonnen.
Irritierend war also nicht das Geschehen auf dem Platz, sondern der Blick an den Spielfeldrand: kein gestikulierender Streich weit und breit. Als wäre das Freiburger Münster im Zentrum der Stadt plötzlich verschwunden, so unwirklich fühlte sich die Abwesenheit Streichs an – auch für die Spieler ungewohnt. Der Trainer habe ihm gefehlt, sagte der gebürtige Überlinger Nicolas Höfler nach dem Abpfiff, „weil es mit ihm von der Emotionalität her etwas Besonderes ist“. Für Co-Trainer Lars Voßler war die Chefrolle am Samstag neu. Seit 2005 ist er beim SCF, Voßler und Streich betreuten bereits gemeinsam die U19. Er sei „der Rationale“, Streich „eher der Emotionale“, hat Voßler mal gesagt.
Wie sonst Streich hielt es den 42Jährigen am Samstag fast nie auf der Bank, so nervenaufreibend war das Spiel. „Wenn man das dominierende Team ist, viele Torchancen herausspielt, sie nicht nutzt und 0:2 verliert, ist das extrem bitter“, haderte Linksverteidiger Christian Günter. 22 Torschüsse brachten nichts, während Frankfurt aus zwei Chancen zwei Tore machte. „Wir waren klar besser und müssen uns ankreiden, die Chancen vergeben zu haben“, sagte Stürmer Florian Niederlechner, der frei vor dem Tor einen Direktschuss über den Kasten setzte (47.) und kurz danach aus Abseitsposition traf (48.). Nils Petersen scheiterte bei seinem Schrägschuss an Frankfurts Torhüter Frederik Rönnow (7.) und verpasste bei einer Direktabnahme knapp das Tor (67.). „Das Ergebnis ist schade, denn wir haben es gut gemacht mit dem Ball“, sagte Voßler. „Beim Spiel gegen den Ball haben wir ein paar Fehler zu viel gemacht.“So wie beim 0:1 durch Nicolai Müller (10.). Ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss, den er sich beim Torjubel mit dem Hamburger SV zugezogen hatte, traf der Mittelfeldspieler wieder.
Eintracht-Trainer Adi Hütter, der nach zwei Pleiten im Supercup und der Blamage im DFB-Pokal beim SSV Ulm schon unter Druck stand, wirkte nach dem Sieg eher trotzig: „Als Österreicher das erste Spiel in der Bundesliga zu gewinnen, ist eine Genugtuung.“
Aufregung um einen Einwurf
Für die größte Aufregung hatte das 0:2 durch Sebastien Haller (82.) gesorgt. Als Frankfurts Mittelfeldspieler Lucas Torro verletzt am Boden lag, spielte Rönnow den Ball Richtung Seitenaus, jedoch nicht weit genug, sodass Freiburgs Abwehrspieler Pascal Stenzel ihn über die Linie kickte. Den Einwurf nutzte Frankfurt zum Überrumpelungsangriff. Fair Play sieht anders aus. „Zu lieb und zu nett“sei man gewesen, meinte Jérôme Gondorf, einer von drei Neuzugängen in Freiburgs Startelf.
Spielerisch ist der SCF durch die Neuen stärker geworden. „So können wir am Samstag (15.30/Sky) auch Hoffenheim vor Probleme stellen“, meinte Günter. Mit Streich? „Ich gehe davon aus, dass er wieder auf der Bank sitzt“, sagte Voßler. Wäre ja irgendwie surreal, so ein emotionales Derby ohne Streich.