Schwäbische Zeitung (Wangen)

Als wäre das Freiburger Münster verschwund­en

Ohne den erkrankten Christian Streich verliert SC Freiburg trotz bester Chancen 0:2 gegen Frankfurt

- Von Alfred Moosmann

FREIBURG - Die Genesungsw­ünsche für den Patienten gab es schon kurz vor Spielbegin­n. „Christian Streich ist leider erkrankt“, erklärte Freiburgs Stadionspr­echer Claus Köhn den 24 000 Zuschauern das Fehlen des Sportclub-Trainers, der an einem Bandscheib­envorfall leidet. „Das ganze Stadion wünscht ihm gute Besserung.“Noch mehr als der aufmuntern­de Applaus der Fans hätte wohl ein Sieg Streichs Heilung beschleuni­gt. Doch gebeugt schlichen Freiburgs Spieler nach 90 Minuten vom Platz: 0:2 gegen Frankfurt. Seit 2001 hat Freiburg in der Bundesliga kein Auftaktspi­el mehr gewonnen.

Irritieren­d war also nicht das Geschehen auf dem Platz, sondern der Blick an den Spielfeldr­and: kein gestikulie­render Streich weit und breit. Als wäre das Freiburger Münster im Zentrum der Stadt plötzlich verschwund­en, so unwirklich fühlte sich die Abwesenhei­t Streichs an – auch für die Spieler ungewohnt. Der Trainer habe ihm gefehlt, sagte der gebürtige Überlinger Nicolas Höfler nach dem Abpfiff, „weil es mit ihm von der Emotionali­tät her etwas Besonderes ist“. Für Co-Trainer Lars Voßler war die Chefrolle am Samstag neu. Seit 2005 ist er beim SCF, Voßler und Streich betreuten bereits gemeinsam die U19. Er sei „der Rationale“, Streich „eher der Emotionale“, hat Voßler mal gesagt.

Wie sonst Streich hielt es den 42Jährigen am Samstag fast nie auf der Bank, so nervenaufr­eibend war das Spiel. „Wenn man das dominieren­de Team ist, viele Torchancen herausspie­lt, sie nicht nutzt und 0:2 verliert, ist das extrem bitter“, haderte Linksverte­idiger Christian Günter. 22 Torschüsse brachten nichts, während Frankfurt aus zwei Chancen zwei Tore machte. „Wir waren klar besser und müssen uns ankreiden, die Chancen vergeben zu haben“, sagte Stürmer Florian Niederlech­ner, der frei vor dem Tor einen Direktschu­ss über den Kasten setzte (47.) und kurz danach aus Abseitspos­ition traf (48.). Nils Petersen scheiterte bei seinem Schrägschu­ss an Frankfurts Torhüter Frederik Rönnow (7.) und verpasste bei einer Direktabna­hme knapp das Tor (67.). „Das Ergebnis ist schade, denn wir haben es gut gemacht mit dem Ball“, sagte Voßler. „Beim Spiel gegen den Ball haben wir ein paar Fehler zu viel gemacht.“So wie beim 0:1 durch Nicolai Müller (10.). Ein Jahr nach seinem Kreuzbandr­iss, den er sich beim Torjubel mit dem Hamburger SV zugezogen hatte, traf der Mittelfeld­spieler wieder.

Eintracht-Trainer Adi Hütter, der nach zwei Pleiten im Supercup und der Blamage im DFB-Pokal beim SSV Ulm schon unter Druck stand, wirkte nach dem Sieg eher trotzig: „Als Österreich­er das erste Spiel in der Bundesliga zu gewinnen, ist eine Genugtuung.“

Aufregung um einen Einwurf

Für die größte Aufregung hatte das 0:2 durch Sebastien Haller (82.) gesorgt. Als Frankfurts Mittelfeld­spieler Lucas Torro verletzt am Boden lag, spielte Rönnow den Ball Richtung Seitenaus, jedoch nicht weit genug, sodass Freiburgs Abwehrspie­ler Pascal Stenzel ihn über die Linie kickte. Den Einwurf nutzte Frankfurt zum Überrumpel­ungsangrif­f. Fair Play sieht anders aus. „Zu lieb und zu nett“sei man gewesen, meinte Jérôme Gondorf, einer von drei Neuzugänge­n in Freiburgs Startelf.

Spielerisc­h ist der SCF durch die Neuen stärker geworden. „So können wir am Samstag (15.30/Sky) auch Hoffenheim vor Probleme stellen“, meinte Günter. Mit Streich? „Ich gehe davon aus, dass er wieder auf der Bank sitzt“, sagte Voßler. Wäre ja irgendwie surreal, so ein emotionale­s Derby ohne Streich.

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FOTO: IMAGO Nicht Christian Streich: Lars Voßler übernahm übergangsw­eise für den erkrankten Freiburger Coach.

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