„Die Leute nehmen mich so, wie ich bin“
Deutsche Hutkönigin Vanessa Daria Höss repräsentiert seit rund 100 Tagen Lindenberg
LINDENBERG - Sie repräsentiert seit etwas mehr als 100 Tagen als Deutsche Hutkönigin ihre Heimatstadt und deren Geschichte: Vanessa Daria Höss, 24 Jahre alt, gebürtig aus Lindenberg, inzwischen mit ihrem Partner wohnhaft in Argenbühl. Seit der Wahl hat sie mehr als ein Dutzend offizieller Termine absolviert. Das Käse- und Gourmetfest an diesem Wochenende gehört natürlich auch dazu. Benjamin Schwärzler hat mit ihr über ihre bisherige Amtszeit gesprochen – und über ihre Vorliebe für Käse.
Wie oft sind Sie schon mit „Eure Hoheit“angesprochen worden?
Das kann ich gar nicht mehr zählen. Manche sagen auch „Eure Majestät“. Innerhalb der Familie werde sie damit oft spaßeshalber aufgezogen. Auf der Straße sagen viele auch nur halblaut „die Hutkönigin“, wenn sie mich erkennen. Aber natürlich darf mich jeder ansprechen. Ich war kürzlich in Kempten auf der Festwoche, da ist eine ältere Frau zu mir gekommen und hat gemeint, sie sei extra aus Lindenberg hergefahren, um mich treffen zu können. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Wie viele offizielle Termine haben Sie bereits wahrgenommen?
Etwa 15. Es ist eigentlich jede Woche etwas, manchmal auch zwei Termine an einem Tag. Das meiste davon war in Lindenberg, zum Beispiel der Zwölf-Stunden-Lauf, das Feuerwehrfest, der Bandcontest oder jetzt eben das Käsefest. Ich war aber in offizieller Mission auch schon in Ulm beim Radio, auf der Festwoche oder in München.
Was war der schönste?
Ich denke gerne an das Sommerfest im Caritas-Seniorenzentrum St. Martin. Die älteren Bewohner waren so herzlich und hatten so ein Strahlen in den Augen. Ich hatte Cupcakes mitgebracht und verteilt. Im Winter will ich dort unbedingt nochmals hin und mit den Senioren Plätzchen backen. Toll war auch das Feuerwehrfest, bei dem ich mit der Drehleiter in die Höhe fahren durfte. Diese Truppe ist echt der Hammer.
Was ist anders als erwartet?
Ich hätte nie mit so viel positivem Feedback gerechnet. Die Lindenberger unterstützen einen total und nehmen mich so an, wie ich bin. Beim „Klassiker am Waldsee“zum Beispiel habe ich das erste Mal vor 400 Leuten moderiert und mich zwei-, dreimal versprochen, da ich zuvor keine Zeit hatte, es noch mal durchzugehen – aber da haben einfach alle drüber hinweggesehen. Das fand ich toll. Und vor allem die Kinder freuen sich so sehr, wenn sie mich sehen und wollen Autogramme. Ich habe schon auf so vielen Kinderarmen unter- schrieben. Das ist fast schon ein richtiger Fanclub.
Sie posten auf Instagram regelmäßig Fotos vom „Hut der Woche“, samt Tipps zum passenden Outfit. Nach welchem Kriterium suchen Sie den Hut aus? Und sind das alles eigene?
Wichtigstes Auswahlkriterium ist, dass mir der Hut gefällt. Dann schau’ ich nach dem aktuellen Anlass – zum Beispiel die Fußball-WM oder ein Strandbesuch. Dabei ist mir egal, ob es ein günstiger oder teurer Hut ist. Es kann auch mal nur ein Modell von H&M sein. Denn eine 15-Jährige kann sich ja auch keinen 100-Euro-Hut leisten. Sie soll aber dennoch einen tragen können. Die Hüte sind entweder meine eigenen, gekaufte oder geschenkte. Ich habe mir auch schon einen Hut extra ausgeliehen. Insgesamt werde ich 104 Stück vorstellen.
Sie wollen damit speziell auch das jüngere Publikum ansprechen und den Hut wieder in Mode bringen. Wie sehr ist das schon gelungen?
Schon ein bisschen, finde ich. Viele Gleichaltrige, die ich zum Beispiel aus der Schule oder vom Sport kenne, tragen plötzlich Hut, obwohl sie das früher nie getan haben. Ich be- komme auch viele Nachrichten von Followern, die mehr über die einzelnen Hüte wissen wollen. Das lese ich alles durch und schreibe zurück.
Gehen Sie überhaupt noch ohne Hut aus dem Haus?
Ja, klar. Manchmal ist ein Hut selbst für eine Hutkönigin unpraktisch, zum Beispiel bei meiner Arbeit im Kindergarten, wo ich gerade mein Freiwilliges Soziales Jahr abgeschlossen habe. Oder wenn es nach Regen oder Sturm aussieht. Ich habe aber zumindest immer einen Hut im Auto – und auch die passenden hohen Schuhe. Vor allem, wenn ich in Lindenberg bin, achte ich aber schon darauf, einen Hut zu tragen. Die Leute erwarten es ja schon fast.
Sie sind auf dem Käsefest mit einem Dutzend anderer Hoheiten unterwegs – beispielsweise der Allgäuer Käsekönigin, der Apfelkönigin vom Bodensee, der Milchprinzessin, der Spätzlekönigin, der Hopfenkönigin und der Miss Meckatzer. Was haben Sie vor?
Wir werden auf jeden Fall am Samstag, um 15.30 Uhr, eine Autogrammstunde am Rathaus geben und die Leute für den Kässpätzle-Weltrekord animieren. Der ist für einen gu- ten Zweck, da will ich unbedingt dabei sein. Außerdem will ich den anderen Königinnen Lindenberg so zeigen, wie ich es kenne. Und eventuell geht es auch noch ins Hutmuseum.
Was sollte man beim Käsefest unbedingt probieren?
Ich habe einen Lieblingsweinhändler aus der Pfalz, der immer einen leckeren Gewürztraminer dabei hat, da muss man aber schnell sein. Der ist sehr lieblich und passt auch super zum Käse. Es gibt auf dem Käsefest an jeder Ecke was zu entdecken und man sollte sich durchprobieren.
Und welchen Käse mögen Sie am liebsten?
Ein alter, würziger Bergkäse ist schon lecker. Ich mag aber zum Beispiel auch Rahmkäse oder einen guten Weichkäse. Käse gibt es zuhause eigentlich immer, zum Frühstück auch mal mit Marmelade – und abends zur Brotzeit steht eine große Käseplatte mit mindestens fünf Sorten auf dem Tisch.
Gibt es Käse, den Sie nicht mögen?
Emmentaler schmeckt mir ehrlich gesagt nur in geschmolzener Form, zum Beispiel in Kässpätzle.