Heynens kurzer Besuch am Bodensee
Chefcoach schaut zum Trainingsauftakt der Volleyballer des VfB Friedrichshafen vorbei
FRIEDRICHSHAFEN - Wenn der Cheftrainer schon Mal für einen halben Tag in Friedrichshafen ist, gibt es schon mal Einzelstunden. Während die Co-Trainer Radomir Vemic und Adam Swazyna mit den anwesenden Volleyballprofis des VfB Friedrichshafen Block und Annahme üben, zeigt Vital Heynen Michal Petras, dem Neuzugang aus Tschechien, ein paar technische Feinheiten – von ExZuspieler zu Zuspieler.
Mitte Oktober beginnt die neue Saison in der Volleyball-Bundesliga, für den offiziellen Trainingsauftakt des VfB am Montag unterbrach Heynen die WM-Vorbereitung mit der von ihm ebenfalls trainierten polnischen Nationalmannschaft für eine kurze Stippvisite an den Bodensee. Solche Doppelengagements sind im Volleyball üblich.
Normalerweise sind zum offiziellen Trainingsauftakt nur drei bis vier Profis in Friedrichshafen. Der Rest ist mit den jeweiligen Nationalmannschaften unterwegs. Doch am Montag tummeln sich sieben Profis in der ZF-Arena. Diagonalangreifer Daniel Malescha reiste wegen Schulterproblemen von der deutschen Nationalmannschaft zurück. Mittelblocker Andreas Takvam hat wegen Kniepro- blemen seine Beachvolleyballsaison frühzeitig beendet. Michal Petras, der den vom Profisport zurückgetretenen langjährigen VfB-Kapitän Simon Tischer am Bodensee beerben soll, sagte der tschechischen Nationalmannschaft, die in diesem Sommer nur noch Freundschaftsspiele bestreitet ab; er trainiert lieber bei seinem neuen Club,. „Wenn dann auf einmal sieben von 13 Profis da sind, dann musst du mal Guten Tag sagen“, begründete Heynen mit einem Lächeln seine Stippvisite.
„Boarding in Krakau heute früh war um 9.15 Uhr, dann habe ich geschlafen. In München wurde ich abgeholt, um 15.30 Uhr haben wir angefangen zu trainieren“, so Heynen. Unmittelbat nach dem Training ging es zurück nach München zum Flughafen und von dort weiter nach Polen. Zwischen Warschau und Krakau liegt Spala, der Ort an dem er die Polen für die WM in Italien und Bulgarien (10. bis 30. September) fit macht. „Wir sind mitten in der Pampa, um uns herum nur Wald“, sagt Heynen. Bereitet er die Spieler auf den großen Wurf vor? Zuletzt gewann sein Team gegen die WM-Favoriten Russland und Frankreich jeweils mit 3:2. Das weckt Begehrlichkeiten.
Die Meisterschale soll her
Die Frühform ist gut. Doch die Frühform war auch beim VfB Friedrichshafen nie das Problem: in Heynens ersten zwei Jahren am Bodensee scheiterte seine Mannschaft immer erst im letzten Spiel am Dauerrivalen Berlin und verspielte so die Meisterschaft. Letzte Saison reichten 37 Siege in Serie zum Supercup- und Pokalsieg, aber nicht zur Meisterschaft. Am Ende jubelte in Friedrichshafen wieder Stelian Moculescu, die Trainerlegende des VfB, die für drei Monate Berlin übernommen hatte und sie wieder zum Titel führte.
Und in Polen? In Heynens Vertrag ist sogar eine WM-Platzierung festgelegt. Platz sechs soll es sein. Mindestens. Sonst könnte der Dreijahresvertrag in Polen schon nach wenigen Monaten aufgelöst werden. Überhaupt sein Vertrag mit Polen: Dick wie ein Buch sei es. „Es gibt sogar eine Klausel, nach der ich nicht betrunken sein darf“, sagt Heynen, und lacht. Mit dem VfB hat Heynen, der kaum Alkohol trinkt, seinen Vertrag nur per Handschlag verlängert.
Die sportlichen Ziele des VfB sind klar, auch wenn Berlin mächtig eingekauft hat. „Im dritten Jahr muss es klappen und deshalb wollen wir im Finale das letzte Spiel gewinnen. Dafür arbeiten wir hart“, betont der Belgier. Bis zu den Finalspielen ist es noch ein weiter Weg. Zunächst steht die Volleyball-WM an und danach kommt Vital Heynen nach Friedrichshafen. Diesmal um länger zu bleiben.