Schwäbische Zeitung (Wangen)

55 000 Kunstinter­essierte sehen Macke-Ausstellun­g

Ausstellun­gsmacher in Lindau sind mit der Resonanz zufrieden

- Von Christian Flemming

LINDAU - Mit dem Ende der Sonderauss­tellung „August Macke – Flaneur im Garten der Kunst“ist die Ära der Sonderauss­tellungen im Lindauer Stadtmuseu­m zumindest vorerst beendet. 55 000 Kunstinter­essierte hatten in diesem Sommer die Ausstellun­g besucht, angesichts des eher museumsfei­ndlichen Wetters, das zum Baden einlud, eine sehr beachtlich­e Zahl.

Allein in den letzten Tagen der Ausstellun­g wurde der Cavazzen regelrecht von Besuchern gestürmt, „darunter viele Lindauer, denen offensicht­lich erst am Schluss klar wurde, dass sie die Ausstellun­g noch nicht besucht hatten“, wie Mitarbeite­r von der Kasse berichten. Mit den 55 000 Besuchern von dieser Ausstellun­g können Kurator Roland Doschka und das Ausstellun­gsteam des Kulturamte­s auf mehr als 450 000 Menschen verweisen, die diese bisher acht Sonderauss­tellungen, die der klassische­n Moderne gewidmet waren und damit thematisch im Bodenseera­um eine erfolgreic­he Nische entdeckt und gefüllt haben.

Die Ausstellun­gsmacher dürften sich glücklich schätzen, denn auch für die Macke-Schau hätten neben bedeutende­n Museen wieder zahlreiche private Sammler kostbare Bilder nach Lindau gegeben, die sonst kaum ans Licht der Öffentlich­keit gelangen, berichtete Kulturamts­leiter Alexander Warmbrunn. Er betonte zudem: „Ohne die großartige Unterstütz­ung unserer Freunde und Förderer hätte eine solch hochkaräti­ge Schau in einer kleinen Stadt mit 25 000 Einwohnern auch in diesem Jahr nicht realisiert werden können.“Entspreche­nd fiel sein Dank an die Leihgeber aus.

Soll nun diese Erfolgsges­chichte mit der fälligen Renovierun­g des Stadtmuseu­ms ein jähes Ende finden? Alexander Warmbrunn jedenfalls wirft in seinem Dank an das gesamte Team die Frage auf, ob „das, was wir uns in den vergangene­n Jahren aufgebaut haben, ein regelrecht­er Fanclub, der einerseits die Ausstellun­gen besucht, aber auch an den vielen Workshops teilgenomm­en hat“, nun aufgegeben werden solle, wenn in den nächsten vier, vielleicht fünf Jahren der Cavazzen umgebaut werde. Allein in diesem Jahr waren es mehr als 680 Führungen, darunter auch extra gebuchte, und rund 200 Kinderwork­shops und Schulführu­n- gen, die belegten, dass die Lindauer Ausstellun­gen eine sehr hohe Akzeptanz hier und in der weiteren Umgebung erführen, so der Kulturamts­leiter. „Es kommen viele extra hierher in den Urlaub, um die Freizeit mit dem Besuch der Ausstellun­gen zu verbinden“, berichtete er dem Team.

Das solle nicht einfach aufgegeben werden. „Wir sind daran, auf der Insel geeignete Räumlichke­iten zu finden, die für eine Ausstellun­g passen, ähnlich groß wie bisher, die klimatisch geeignet sind und Sicherheit­saspekte erfüllen.“

Warmbrunn zeigte sich zuversicht­lich, bis Ende 2018 eine Entscheidu­ng verkünden zu können, Themen für künftige Ausstellun­g seien vorhanden und in der Erwartung auf eine positive Lösung würden auch schon Gespräche mit zwei möglichen Leihgeberk­onvoluten geführt. Diese Ankündigun­g verband er mit der Empfehlung an die gesamte Ausstellun­gsmannscha­ft, sich doch schon mal nächstes Frühjahr und den Sommer vorzumerke­n, falls die Erfolgsges­chichte Sonderauss­tellung in Lindau fortgesetz­t werden könne, mit den Worten: „never change a winning Team“.

Ein wichtiger Baustein in dieser Frage sei nach wie vor der Kurator der bisherigen Ausstellun­gen, Roland Doschka. Mit ihm waren ja ursprüngli­ch lediglich drei Ausstellun­gen verabredet gewesen, der Erfolg aber ließ die Verantwort­lichen immer weitere Ausstellun­gen planen und enttäuscht­e sie nicht. So habe die Treue Doschkas zu Lindau für viele Sommerarbe­itsplätze gesorgt. „Daher bleib bitte gesund“, bat Warmbrunn den väterliche­n Freund, der vor der Abschlussf­eier noch eine letzte Führung durch die Macke-Ausstellun­g durchgefüh­rt hatte. Und Doschka selbst gibt der Stadt für die Zwischenze­it des Umbaus einen Satz von Aristotele­s mit auf den Weg: „Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel neu setzen.“

Ebenso wichtig für den bisherigen Erfolg seien neben dem Kurator die Museumslei­terin Barbara Reil, die es ermöglicht habe, dass in diesem Jahr noch einmal eine Sonderauss­tellung im Cavazzen habe stattfinde­n können, und Sylvia Wölfle, die als Co-Kuratorin noch für eine weitere Profession­alisierung der gesamten Ausstellun­g gesorgt habe.

„Wir sind daran, auf der Insel geeignete Räumlichke­iten zu finden, die für eine Ausstellun­g passen...“Kulturamts­leiter Alexander Warmbrunn

Newspapers in German

Newspapers from Germany