Riedberger Horn: Bahn darf gebaut werden
Anlage könnte auch im Sommer laufen – zum Schutz der Vögel aber erst ab 1. August
OBERMAISELSTEIN - Im Skigebiet Grasgehren am Oberallgäuer Riedbergpass dürfen die beiden alten Schlepplifte durch eine Achter-Sesselbahn ersetzt werden. Das Landratsamt Oberallgäu hat unter Auflagen eine Bau- und Betriebsgenehmigung für die sogenannte Hörnlebahn erteilt. Zu den Auflagen gehört, dass ein Sommerbetrieb erst am 1. August beginnen darf. So sollen die Vögel in dem Gebiet geschützt werden, insbesondere das am Riedberger Horn häufig vorkommende Birkwild.
Unklar ist, ob bereits im kommenden Jahr gebaut wird. Vieles spricht dafür. So läuft eigentlich 2019 das Seilbahn-Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung aus. Im Interview mit unserer Zeitung hatte Ministerpräsident Markus Söder aber vor gut zwei Wochen angekündigt, dass das Förderprogramm für Bergbahnen verlängert wird. Im Vorfeld der Genehmigung waren bei der Diskussion über die Pläne der Liftgesellschaft die Differenzen deutlich zutage getreten. Während die Befürworter von einem „Ersatzbau“für die beiden alten Schlepplifte sprachen, wandte sich der Bund Naturschutz (BN) vor allem gegen eine Ausweitung der Pistenfläche.
„Hoffe, dass es bald losgeht“
Tatsache ist: Die beiden Schlepplifte aus dem Jahr 1971 sind technisch veraltet. „Ein Neubau ist längst überfällig, ich hoffe, dass es bald losgeht“, sagte Obermaiselsteins Bürgermeister Peter Stehle. Generell hat sich in der Wintersportbranche die Erkenntnis durchgesetzt, dass Schlepplifte bei Skifahrern und Snowboardern nicht mehr beliebt sind.
Im Gespräch sagte Stehle, bei Bau und Betrieb der Bahn solle Rücksicht auf Natur und Birkwild genommen werden. Die neue Talstation werde etwas weiter links von der bestehenden gebaut, die Bergstation geringfügig weiter rechts und etwas weiter oben als die der alten Schlepplifte. Zur Vorgeschichte: Schon vor vielen Jahren war über eine neue Bahn statt der bestehenden Schlepplifte nachgedacht worden. Gebaut wurde aber nicht, weil die Obermaiselsteiner und Balderschwanger einen Liftverbund anstrebten. Aus diesen Plänen wurde bekanntlich aber nichts, nachdem Ministerpräsident Söder das Vorhaben im Frühjahr für mindestens zehn Jahre auf Eis gelegt hatte.
Die geschätzten Kosten für die Modernisierung des Skigebiets belaufen sich nach einer vorsichtigen Schätzung auf zehn Millionen Euro – inklusive neuem Schneiteich. Es könnte eine bis zu 30-prozentige Förderung aus dem Seilbahnprogramm geben. Zudem könnte Grasgehren auch als Bundesstützpunkt für Skiund Boardercross finanziell profitieren. Berni Huber, ehemaliger Skirennläufer und langjähriger Geschäftsführer der Liftgesellschaft, steigt aus dem Unternehmen aus und will sich künftig als Trainer um den deutschen Ski-Nachwuchs kümmern. Eine Stellungnahme der Grasgehrenlifte war am Mittwoch nicht zu erhalten.
Eingegangen ist beim Oberallgäuer Landratsamt die Klage der Naturschutzverbände BN und des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) gegen den Bau des Schneiteichs. Das bestätigte gestern Gottfried Mayrock vom Oberallgäuer Landratsamt. Die Naturschutzverbände halten den Standort in einer Mulde für ungeeignet, weil er in einem sensiblen Moorgebiet liegt.
Befürworter der Beschneiung wie Landrat Anton Klotz verwiesen darauf, dass das Skigebiet Grasgehren trotz der Höhenlage zunehmend auf künstliche Beschneiung insbesondere in den Weihnachtsferien angewiesen sei. In einem ersten Schritt muss das Verwaltungsgericht entscheiden, ob die Klage eine aufschiebende Wirkung hat. Der ganze Rechtsstreit könnte sich über Jahre hinziehen.