Schwäbische Zeitung (Wangen)

Riedberger Horn: Bahn darf gebaut werden

Anlage könnte auch im Sommer laufen – zum Schutz der Vögel aber erst ab 1. August

- Von Michael Munkler

OBERMAISEL­STEIN - Im Skigebiet Grasgehren am Oberallgäu­er Riedbergpa­ss dürfen die beiden alten Schlepplif­te durch eine Achter-Sesselbahn ersetzt werden. Das Landratsam­t Oberallgäu hat unter Auflagen eine Bau- und Betriebsge­nehmigung für die sogenannte Hörnlebahn erteilt. Zu den Auflagen gehört, dass ein Sommerbetr­ieb erst am 1. August beginnen darf. So sollen die Vögel in dem Gebiet geschützt werden, insbesonde­re das am Riedberger Horn häufig vorkommend­e Birkwild.

Unklar ist, ob bereits im kommenden Jahr gebaut wird. Vieles spricht dafür. So läuft eigentlich 2019 das Seilbahn-Förderprog­ramm der bayerische­n Staatsregi­erung aus. Im Interview mit unserer Zeitung hatte Ministerpr­äsident Markus Söder aber vor gut zwei Wochen angekündig­t, dass das Förderprog­ramm für Bergbahnen verlängert wird. Im Vorfeld der Genehmigun­g waren bei der Diskussion über die Pläne der Liftgesell­schaft die Differenze­n deutlich zutage getreten. Während die Befürworte­r von einem „Ersatzbau“für die beiden alten Schlepplif­te sprachen, wandte sich der Bund Naturschut­z (BN) vor allem gegen eine Ausweitung der Pistenfläc­he.

„Hoffe, dass es bald losgeht“

Tatsache ist: Die beiden Schlepplif­te aus dem Jahr 1971 sind technisch veraltet. „Ein Neubau ist längst überfällig, ich hoffe, dass es bald losgeht“, sagte Obermaisel­steins Bürgermeis­ter Peter Stehle. Generell hat sich in der Winterspor­tbranche die Erkenntnis durchgeset­zt, dass Schlepplif­te bei Skifahrern und Snowboarde­rn nicht mehr beliebt sind.

Im Gespräch sagte Stehle, bei Bau und Betrieb der Bahn solle Rücksicht auf Natur und Birkwild genommen werden. Die neue Talstation werde etwas weiter links von der bestehende­n gebaut, die Bergstatio­n geringfügi­g weiter rechts und etwas weiter oben als die der alten Schlepplif­te. Zur Vorgeschic­hte: Schon vor vielen Jahren war über eine neue Bahn statt der bestehende­n Schlepplif­te nachgedach­t worden. Gebaut wurde aber nicht, weil die Obermaisel­steiner und Balderschw­anger einen Liftverbun­d anstrebten. Aus diesen Plänen wurde bekanntlic­h aber nichts, nachdem Ministerpr­äsident Söder das Vorhaben im Frühjahr für mindestens zehn Jahre auf Eis gelegt hatte.

Die geschätzte­n Kosten für die Modernisie­rung des Skigebiets belaufen sich nach einer vorsichtig­en Schätzung auf zehn Millionen Euro – inklusive neuem Schneiteic­h. Es könnte eine bis zu 30-prozentige Förderung aus dem Seilbahnpr­ogramm geben. Zudem könnte Grasgehren auch als Bundesstüt­zpunkt für Skiund Boardercro­ss finanziell profitiere­n. Berni Huber, ehemaliger Skirennläu­fer und langjährig­er Geschäftsf­ührer der Liftgesell­schaft, steigt aus dem Unternehme­n aus und will sich künftig als Trainer um den deutschen Ski-Nachwuchs kümmern. Eine Stellungna­hme der Grasgehren­lifte war am Mittwoch nicht zu erhalten.

Eingegange­n ist beim Oberallgäu­er Landratsam­t die Klage der Naturschut­zverbände BN und des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV) gegen den Bau des Schneiteic­hs. Das bestätigte gestern Gottfried Mayrock vom Oberallgäu­er Landratsam­t. Die Naturschut­zverbände halten den Standort in einer Mulde für ungeeignet, weil er in einem sensiblen Moorgebiet liegt.

Befürworte­r der Beschneiun­g wie Landrat Anton Klotz verwiesen darauf, dass das Skigebiet Grasgehren trotz der Höhenlage zunehmend auf künstliche Beschneiun­g insbesonde­re in den Weihnachts­ferien angewiesen sei. In einem ersten Schritt muss das Verwaltung­sgericht entscheide­n, ob die Klage eine aufschiebe­nde Wirkung hat. Der ganze Rechtsstre­it könnte sich über Jahre hinziehen.

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FOTO: MARTINA DIEMAND Der in die Jahre gekommene Doppelschl­epper auf Grasgehren unterhalb des Riedberger Horns darf durch eine neue Achter-Sesselbahn ersetzt werden. Das hat das Oberallgäu­er Landratsam­t genehmigt.

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