Was Wohlfarth ärgert
RAVENSBURG - Die Stimmung auf der Pressekonferenz des FV Ravensburg war auch schon mal besser als am Mittwochabend. Der FußballOberligist hatte soeben im Verbandspokal mit 2:4 gegen den Ligakonkurrenten 1. Göppinger SV verloren. Damit war der wfv-Pokalsieger von 2016 bereits in der dritten Runde aus dem Wettbewerb ausgeschieden.
In FV-Trainer brodelte es sichtlich, als er im FVClubhaus am Trainertisch saß. Das hatte sicher auch mit dem Ausscheiden seiner Mannschaft zu tun, vor allem aber mit der Bewertung der Leistung durch viele Zuschauer. Von vielen Seiten hörte man nach Abpfiff Phrasen wie „katastrophale erste Halbzeit“oder ähnliches. Als Göppingens Trainer auf der Pressekonferenz sagte, er habe „zwei sehr gute Mannschaften gesehen“, hörte man im Publikum ironisches Raunen. „Ich habe die erste Halbzeit anders gesehen“, sagte Wohlfarth in Richtung der Kritiker und fügte sarkastisch an: „Aber ich sitze auch nicht auf der Tribüne und habe meinen Fußballlehrer, wie scheinbar viele Zuschauer.“Wohlfarth steht am Anfang seiner Trainerkarriere, zum Fußballlehrer fehlen ihm noch drei Ausbildungsschritte.
Jedoch: Wer dem FV einen schwachen Auftritt bescheinigte, übersah tatsächlich zwei Dinge: Erstens ließ er sich vom Halbzeitergebnis blenden. Göppingens 3:0 zur Pause lag vor allem an der hervorragenden Chancenverwertung. Einen Elfmeter und zwei Eckbälle brauchte der GSV zur klaren Führung. „Bei den Eckbällen hat die Zuordnung nicht gestimmt“, sagte Mittelfeldspieler
„Aber unterm Strich war es brutal bitter, da gleich drei Gegentore zu kriegen.“Zudem war Göppingen über weite Strecken defensiv herausragend organisiert. „Man muss heute mal anerkennen, dass wir in der ersten Halbzeit sehr viel richtig gemacht haben. Wir haben die Passwege zugestellt und dem FV die Lösungsmöglichkeiten genommen“,
Steffen Wohlfarth Gianni Coveli Reiner. Sebastian
sagte Coveli, der sich genötigt sah, Wohlfarth ungefragt zur Seite zu springen. Aber der Gästetrainer hatte völlig Recht, wenn er sagte: „Es war nicht Ravensburg so schlecht, wir haben es einfach so gut gemacht.“Göppingen drängte den FV in Durchgang eins immer wieder in die ungefährlichen Zonen auf dem Flügel, dort sahen sich die Ravensburger Spieler dann gleich mehreren Gegenspielern ausgesetzt.
Es spricht außerdem eindeutig für Wohlfarth und seine Mannschaft, dass sie diese Probleme gleich zu Beginn der zweiten Hälfte gelöst bekamen. Auf den Flügeln präsentierte sich Ravensburg wesentlich zielstrebiger, gerade die rechte Seite mit
und überzeugte. Schäch erzielte das 1:3, Boneberger legte das 2:3 auf und auch sonst sorgten die beiden für Gefahr. „Ich möchte nichts schönreden, wir sind heute ausgeschieden“, stellte Wohlfarth klar. „Aber man darf nicht vergessen, dass bei uns jede Woche eine andere Mannschaft auf dem Platz steht und wir viele junge Spieler haben, die grade richtig marschieren.“Durch Platzverweise und Verletzungen hatte der Trainer seine Mannschaft wieder auf mehreren Positionen umbauen müssen. Neben Boneberger als Rechtsverteidiger rückte so in die Innenverteidigung, auch er machte seine Sache gut.
Schäch Felix Samuel Boneberger Maschkour Gbadamassi
Allzu viel Grund zur Sorge um den FV Ravensburg muss sich also niemand machen. „Wir haben aktuell eine überragende Stimmung in der Mannschaft und lassen uns die auch nicht von zwei Niederlagen kaputtmachen“, sagte auch Sebastian Reiner. Vielleicht ist das sogar die wichtigste Erkenntnis aus dem Pokalspiel: Mannschaft und Trainer wissen ihre aktuelle Verfassung sehr gut einzuschätzen. Und auch mit der Stimmung unter den Fans und im Verein vermag Steffen Wohlfarth richtig umzugehen: „Wir geben weiter Gas und schauen, dass wir das nächste Spiel gewinnen. Dann gibt es wieder Schulterklopfer von allen und es ist in Ordnung.“