Schwäbische Zeitung (Wangen)

Was Wohlfarth ärgert

- Von Maximilian Kroh

RAVENSBURG - Die Stimmung auf der Pressekonf­erenz des FV Ravensburg war auch schon mal besser als am Mittwochab­end. Der FußballObe­rligist hatte soeben im Verbandspo­kal mit 2:4 gegen den Ligakonkur­renten 1. Göppinger SV verloren. Damit war der wfv-Pokalsiege­r von 2016 bereits in der dritten Runde aus dem Wettbewerb ausgeschie­den.

In FV-Trainer brodelte es sichtlich, als er im FVClubhaus am Trainertis­ch saß. Das hatte sicher auch mit dem Ausscheide­n seiner Mannschaft zu tun, vor allem aber mit der Bewertung der Leistung durch viele Zuschauer. Von vielen Seiten hörte man nach Abpfiff Phrasen wie „katastroph­ale erste Halbzeit“oder ähnliches. Als Göppingens Trainer auf der Pressekonf­erenz sagte, er habe „zwei sehr gute Mannschaft­en gesehen“, hörte man im Publikum ironisches Raunen. „Ich habe die erste Halbzeit anders gesehen“, sagte Wohlfarth in Richtung der Kritiker und fügte sarkastisc­h an: „Aber ich sitze auch nicht auf der Tribüne und habe meinen Fußballleh­rer, wie scheinbar viele Zuschauer.“Wohlfarth steht am Anfang seiner Trainerkar­riere, zum Fußballleh­rer fehlen ihm noch drei Ausbildung­sschritte.

Jedoch: Wer dem FV einen schwachen Auftritt bescheinig­te, übersah tatsächlic­h zwei Dinge: Erstens ließ er sich vom Halbzeiter­gebnis blenden. Göppingens 3:0 zur Pause lag vor allem an der hervorrage­nden Chancenver­wertung. Einen Elfmeter und zwei Eckbälle brauchte der GSV zur klaren Führung. „Bei den Eckbällen hat die Zuordnung nicht gestimmt“, sagte Mittelfeld­spieler

„Aber unterm Strich war es brutal bitter, da gleich drei Gegentore zu kriegen.“Zudem war Göppingen über weite Strecken defensiv herausrage­nd organisier­t. „Man muss heute mal anerkennen, dass wir in der ersten Halbzeit sehr viel richtig gemacht haben. Wir haben die Passwege zugestellt und dem FV die Lösungsmög­lichkeiten genommen“,

Steffen Wohlfarth Gianni Coveli Reiner. Sebastian

sagte Coveli, der sich genötigt sah, Wohlfarth ungefragt zur Seite zu springen. Aber der Gästetrain­er hatte völlig Recht, wenn er sagte: „Es war nicht Ravensburg so schlecht, wir haben es einfach so gut gemacht.“Göppingen drängte den FV in Durchgang eins immer wieder in die ungefährli­chen Zonen auf dem Flügel, dort sahen sich die Ravensburg­er Spieler dann gleich mehreren Gegenspiel­ern ausgesetzt.

Es spricht außerdem eindeutig für Wohlfarth und seine Mannschaft, dass sie diese Probleme gleich zu Beginn der zweiten Hälfte gelöst bekamen. Auf den Flügeln präsentier­te sich Ravensburg wesentlich zielstrebi­ger, gerade die rechte Seite mit

und überzeugte. Schäch erzielte das 1:3, Boneberger legte das 2:3 auf und auch sonst sorgten die beiden für Gefahr. „Ich möchte nichts schönreden, wir sind heute ausgeschie­den“, stellte Wohlfarth klar. „Aber man darf nicht vergessen, dass bei uns jede Woche eine andere Mannschaft auf dem Platz steht und wir viele junge Spieler haben, die grade richtig marschiere­n.“Durch Platzverwe­ise und Verletzung­en hatte der Trainer seine Mannschaft wieder auf mehreren Positionen umbauen müssen. Neben Boneberger als Rechtsvert­eidiger rückte so in die Innenverte­idigung, auch er machte seine Sache gut.

Schäch Felix Samuel Boneberger Maschkour Gbadamassi

Allzu viel Grund zur Sorge um den FV Ravensburg muss sich also niemand machen. „Wir haben aktuell eine überragend­e Stimmung in der Mannschaft und lassen uns die auch nicht von zwei Niederlage­n kaputtmach­en“, sagte auch Sebastian Reiner. Vielleicht ist das sogar die wichtigste Erkenntnis aus dem Pokalspiel: Mannschaft und Trainer wissen ihre aktuelle Verfassung sehr gut einzuschät­zen. Und auch mit der Stimmung unter den Fans und im Verein vermag Steffen Wohlfarth richtig umzugehen: „Wir geben weiter Gas und schauen, dass wir das nächste Spiel gewinnen. Dann gibt es wieder Schulterkl­opfer von allen und es ist in Ordnung.“

 ?? FOTO: ELKE OBSER ?? Maschkour Gbadamassi (li.), hier gegen Maximilian Ziesche, machte seine Sache in der FV-Innenverte­idigung gut.
FOTO: ELKE OBSER Maschkour Gbadamassi (li.), hier gegen Maximilian Ziesche, machte seine Sache in der FV-Innenverte­idigung gut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany