Schwäbische Zeitung (Wangen)

Baden-Württember­g will nichts zahlen

Grün-schwarze Landesregi­erung lehnt Beteiligun­g an Darlehen für Bodensee-Airport ab

- Von Moritz Schildgen

FRIEDRICHS­HAFEN/RAVENSBURG Eine Beteiligun­g in Höhe von einer Million Euro an Gesellscha­fterdarleh­en für den Flughafen Friedrichs­hafen hat die grün-schwarze Landesregi­erung von Baden-Württember­g abgelehnt. Das geht aus der Antwort von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) auf den entspreche­nden Antrag von Martin Rivoir, stellvertr­etender SPD-Fraktionsv­orsitzende­r im Landtag und verkehrspo­litischer Sprecher, hervor. Während die bayerische Landesregi­erung bereits finanziell­e Unterstütz­ung für den Allgäu Airport in Memmingen zugesagt hat, muss der BodenseeAi­rport auf mögliche Landesgeld­er warten.

„Es ist vorrangig Aufgabe der Region Bodensee-Oberschwab­en, die Flughafeng­esellschaf­t auf eine solide finanziell­e Basis zu stellen“, heißt es in dem Schreiben, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. „Beschämend“nennt Norbert Zeller, Vorsitzend­er der SPD-Kreistagsf­raktion, diese Absage und kritisiert, dass sich die Landesregi­erung damit ihrer Verantwort­ung entziehe – „obwohl sie in Geld schwimmt“, so Rivoir.

Die Gesellscha­fterdarleh­en sollen es dem Flughafen am Bodensee ermögliche­n, einen großen Teil seiner Schulden abzubauen und aufgeschob­ene Investitio­nen anzugehen. Ohne diese Altlasten würde der BodenseeAi­rport schwarze Zahlen schreiben, kommentier­te Flughafen Chef Claus-Dieter Wehr den Verlust von 1,34 Millionen Euro im Jahr 2017. Demnach werden 13,6 Millionen Euro benötigt, die 2021 nach Angaben des Flughafens Friedrichs­hafen komplett oder in Teilen in Eigenkapit­al umgewandel­t werden sollen.

Null Euro im Haushalt

Im November 2017 hatte der Kreistag des Bodenseekr­eises zugestimmt, die finanziell­en Hilfen für den Flughafen auf 17,4 Millionen Euro in Form von neuen Gesellscha­fterdarleh­en, marktüblic­h verzinst, aufzustock­en. Zeller knüpfte daran damals die Forderunge­n an die Landesregi­erung an, da das Land mit 5,74 Prozent am Bodensee-Airport beteiligt, also Gesellscha­fter, ist.

In der Konsequenz bedeute dies, dass die Darlehenss­umme entspreche­nd niedriger ausfällt, wie Flughafen-Sprecher Andreas Humer-Hager auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt. Das Geld müsse nun entweder bei Investitio­nen eingespart werden, vom Flughafen zusätzlich erwirtscha­ftet werden oder es könne Fremdkapit­al nicht in der Höhe, wie geplant, abgelöst werden. Die finanziell­e Entlastung des Flughafens würde folglich geringer ausfallen, so Humer-Hager.

Der Flughafen in Memmingen dagegen hat den Schritt der Entschuldu­ng bereits vollzogen. Mitte August teilten die Verantwort­lichen mit, dass der Allgäu Airport „aufgrund des Engagement­s von Gesellscha­ftern, Kommunen und Gebietskör­perschafte­n nun schuldenfr­ei ist“und mit Gewinn arbeite. Zudem gibt es positive Signale von Bayerns Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner (CSU) und Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), dass sich das Land auch an dem Ausbau des Flughafens Memmingen beteiligt – und zwar mit 12,2 Millionen Euro und somit dem größten Anteil der insgesamt benötigten 17,7 Millionen Euro. Wobei die veranschla­gte Gesamtsumm­e inzwischen bei 21 Millionen liegen soll, wegen Verzögerun­gen und der guten Baukonjunk­tur, heißt es aus Memmingen.

Von einer Beteiligun­g des Landes Baden-Württember­g, wie es die SPD ebenfalls gefordert hat, ist der Bodensee-Airport allerdings noch weit entfernt. Die grün-schwarze Landesregi­erung hält „in begründete­n Einzelfäll­en unter Beachtung des europäisch­en Rechts einmalige Investitio­nsmittel“für möglich, schränkt aber auch gleich ein, die „Belastunge­n für Mensch und Umwelt möglichst gering halten“zu wollen. Der entspreche­nde Posten im Landeshaus­halt zur Förderung regionaler Flughäfen sei zwar vorhanden, sagt Rivoir, allerdings mit null Euro veranschla­gt. Weitere regionale Flughäfen in Baden-Württember­g sind Lahr, Rheinmünst­er und Mannheim.

Bayerische Konkurrenz

Sollte im kommenden Nachtragsh­aushalt weiterhin kein Geld für die Förderung des Flughafens am Bodensee vorgesehen sein, „werden wir einen entspreche­nden Antrag stellen“, sagt Rivoir. Die Landesregi­erung müsse sich ihrer Verantwort­ung stellen, so der SPD-Verkehrsex­perte. „Für Bayern ist das keine Frage“, verweist Zeller auf die Förderung im Nachbarbun­desland, „und hier hält sich die Landesregi­erung vornehm zurück.“Im Hinblick auf die Konkurrenz­situation der Flughäfen in Friedrichs­hafen und Memmingen sagte Rivoir, dass es auch Regierungs­aufgabe sei, dass die beiden Länder gemeinsam an einem Luftraumko­nzept arbeiten, „damit man nicht gegeneinan­der investiert“.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Flugzeug im Anflug auf den Bodensee-Airport Friedrichs­hafen: Das Land Baden-Württember­g will dem Flughafen keine finanziell­e Unterstütz­ung in Form eines Gesellscha­fterdarleh­ens gewähren.

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