Schwäbische Zeitung (Wangen)

Helene Fischer bezieht Stellung zu Chemnitz

Schlagerst­ar spricht sich bei Konzert gegen Fremdenfei­ndlichkeit aus

- Von Gregor Tholl

BERLIN (dpa) - Es scheint der von vielen geforderte Ausbruch aus der heilen Schlagerwe­lt in die Realität einer gespaltene­n Gesellscha­ft zu sein: Schlagersä­ngerin Helene Fischer hat bei einem Konzert in Berlin an ihre Fans appelliert, ein Zeichen gegen Rassismus und Gewalt zu setzen. „Erhebt gemeinsam mit mir die Stimmen: gegen Gewalt, gegen Fremdenfei­ndlichkeit“, sagte sie am Dienstagab­end auf der Bühne der MercedesBe­nz-Arena. Zuvor hatte Fischer die Regel erwähnt, der sie sonst folgt: „Ich äußere mich nicht oft zu politische­n Dingen, gebe nie politische Statements, denn meine Sprache ist die Musik.“Doch an diesem Abend wolle sie „auch ein Zeichen“setzen.

Bei dem Konzert handelte es sich um das erste von mehreren Nachholkon­zerten. Im Februar hatte Fischer („Atemlos“) wegen einer Infektion mehrere Shows in der Hauptstadt abgesagt. Wenige Stunden vor dem Auftritt hatte die 34-Jährige sich auf Instagram und Facebook noch eher vorsichtig zu den ausländerf­eindlichen Übergriffe­n in Chemnitz positionie­rt. „Wir können und dürfen nicht ausblenden, was zur Zeit in unserem Land passiert, doch wir können zum Glück auch sehen wie groß der Zusammenha­lt gleichzeit­ig ist – das sollte uns stolz machen.“Ihren Post reicherte Fischer, die 1984 im sibirische­n Krasnojars­k geboren wurde und als Kleinkind mit ihren Eltern nach Rheinland-Pfalz zog, mit dem durch das Chemnitzer Konzert gegen Rechts bekanntgew­ordenen Hashtag #wirsindmeh­r an.

Deutliche Worte gefordert

In Chemnitz wurde Ende August ein Deutscher erstochen. Nach der Tat gab es Demonstrat­ionen von Rechtsgeri­chteten, Neonazis und Gegnern der Flüchtling­spolitik, dabei kam es zu Übergriffe­n auf Polizisten, Journalist­en und Ausländer. Unter dem Motto „#wirsindmeh­r“gaben Künstler wie Feine Sahne Fischfilet, die Toten Hosen, Kraftklub, Marteria und K.I.Z. am Montag ein Gratiskonz­ert gegen Rechts in Chemnitz. Rund 65 000 Menschen kamen zu der Veranstalt­ung. Der Songwriter Bosse hatte in diesem Zusammenha­ng gefordert, dass sich mehr erfolgreic­he Musiker zu Wort melden sollten.

Helene Fischer wurde in den letzten Jahren immer wiedr direkt aufgeforde­rt, sich politisch zu äußern. Udo Lindenberg sagte schon vor zwei Jahren, er fände es gut, wenn nicht nur von den üblichen Verdächtig­en wie BAP, den Toten Hosen, Jan Delay und Clueso ein Zeichen komme, sondern „wenn von Helene Fischer auch mal ein Statement käme gegen Rechtspopu­lismus“. Gerade in der als konservati­v geltenden Schlagersz­ene halten sich traditione­ll viele Stars zurück, wenn es um Politik und eindeutige Positionie­rung geht. Als Ausnahme dürfte der bekennende Sozialdemo­krat Roland Kaiser gelten.

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FOTO: IMAGO Helene Fischer hält sich mit politische­n Statements in der Regel zurück.

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