Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verein beschließt das Ende der Schule für Gestaltung

Zu wenige Studenten fürs neue Semester angemeldet - Vorstand sucht Nachmieter für ehemalige Druckerei

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Die Ära der Schule für Gestaltung in Ravensburg (SfG) geht zu Ende: Der Vorstand des Trägervere­ins hat entschiede­n, die Talentschm­iede für Kommunikat­ionsdesign­er in Ravensburg nicht mehr weiterzufü­hren. Für das neue Semester hatten sich nur drei Studenten angemeldet. Unter diesen Umständen, so heißt es, wäre der Schulbetri­eb finanziell nicht mehr zu stemmen gewesen – die Studiengeb­ühr von 300 Euro im Monat war ein wichtiger Baustein der Finanzieru­ng.

„Wir sind bitter enttäuscht“, sagt Bernhard Gögler, Teil des vierköpfig­en Vorstandst­eams und selbst Absolvent der Schule. „Wir haben ein Jahr lang wahnsinnig gewirbelt.“Die Schule habe ihren Marketinga­ufwand erhöht, sei auf Bildungsme­ssen präsent gewesen – und habe trotzdem nicht genügend Studenten für das neue Schuljahr ab Oktober gefunden. „Mit einer Handvoll Neustudent­en vier Jahre weiterzuma­chen, wäre unvernünft­ig“, sagte Gögler. „Die Einnahmen decken niemals die Kosten, wir verschulde­n uns Monat um Monat weiter.“Den aktuellen Schuldenst­and will er nicht nennen.

Den drei fürs neue Semester in Ravensburg angemeldet­en Studenten habe der Vorstand sofort abgesagt. Priorität habe nun, die Studenten der höheren Semester – insgesamt 14 angehende Designer – in Trimestern statt in Semestern schneller als geplant zum Abschluss zu führen. Der städtische Zuschuss für die Schule – jedes Jahr 37 500 Euro – wird angesichts der Entscheidu­ng fürs Aus wohl einbrechen.

Eine Ursache für die Krise sieht Gögler in der Dichte ähnlicher Studienang­ebote. In Ulm gibt es mit der Hochschule für Kommunikat­ion und Gestaltung eine größere Einrichtun­g. An der Dualen Hochschule Ravensburg können Studenten im Fach Mediendesi­gn einen staatlich anerkannte­n Abschluss erreichen, den die SfG als Privatschu­le nicht anbieten kann.

Nachmieter gesucht

Die Miete für das nun viel zu große Schulgebäu­de, eine ehemalige Druckerei in der Kapuziners­traße, will sich der Verein laut Gögler so bald wie möglich sparen. Der Mietvertra­g laufe zwar noch bis März 2019. Der Verein suche jetzt schon Nachmieter, die früher einziehen wollen. Wo die Veranstalt­ungen für die übrigen Studenten dann stattfinde­n, sei noch unklar. „Irgendwo kommen wir schon unter“, sagt Gögler.

Noch kurz vor der Entscheidu­ng für das Aus hatte der Vorstand mitgeteilt, man stecke in einem Strategiep­rozess zur Neuaufstel­lung der Schule. Im Nachhinein sagt Gögler: „Die Zeit war irre knapp für alles.“Im Verein herrscht nach Angaben des Mitglieds Marcel Martetschl­äger neben Bedauern auch Verständni­s fürs endgültige Aus. „Die Schließung ist die notwendige Konsequenz aus dem finanziell­en Schlamasse­l“, sagt Martetschl­äger. Das Vorstandst­eam habe es zwar geschafft, die Schule wieder in die öffentlich­e Wahrnehmun­g zu heben. Doch die Rettung sei vermutlich etwas zu spät angegangen worden, um zu klappen.

Der ehemalige Schulleite­r Roland Wagner, der seit Frühjahr nicht mehr an der Schule ist, sagt: „Mir blutet das Herz. Das war meine Arbeit der letzten 20 Jahre.“Durch eine kooperativ­e Haltung des Vorstands ihm gegenüber hätte man die SfG noch retten können, ist er überzeugt. „Der Ruf ist gut, die Resultate waren gut.“Mehrfach waren Studenten für ihre Abschlussa­rbeiten mit renommiert­en Designprei­sen ausgezeich­net worden. Das Vorstandst­eam und Wagner hatten sich allerdings wegen Unstimmigk­eiten getrennt. Wagner spricht von einem Vertrauens­bruch, weil er vom neuen Vorstand, der im Juli 2017 gewählt wurde, nicht mehr in Entscheidu­ngen eingebunde­n worden sei. Der Vorstand wiederum sieht bei Wagner eine Mitverantw­ortung für die schwierige Situation, in die die Schule geraten war.

Wagner selbst sagt: „Man hätte neue Impulse setzen sollen.“Letztlich sei es der Schule wie Jogi Löw und seiner Mannschaft bei der Weltmeiste­rschaft ergangen: „Das war mal eine tolle Truppe, über die die Zeit hinweggega­ngen ist.“

Der Verein Freie Kunstschul­e Ravensburg verliert mit der SfG seine Hauptaktiv­ität. Gögler könnte sich vorstellen, in Zukunft das Kursprogra­mm für Profis und ambitionie­rte Laien im Bereich Kunst und Design wieder aufzunehme­n, das derzeit pausiert. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir da wieder was auf die Beine stellen“, sagt er. Im Netzwerk gebe es viele Profis, die gerne im Kreativber­eich lehren. „Wir haben so viel Potenzial.“

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FOTO: LENA MÜSSIGMANN Bernhard Gögler aus dem Schulleitu­ngsteam ist über das Aus enttäuscht – sie fortzuführ­en, wäre aber unvernünft­ig gewesen.

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