Bergschule Oberallgäu bildet Nepalesin aus
Eine junge Frau aus dem Himalaya-Staat möchte im Allgäu moderne Rettungstechniken erlernen
KEMPTEN - Den höchsten Berg der Welt erklimmen: Der Mount Everest ist und bleibt wohl auch für viele Bergsteiger ein Traum. Die Sportlerin Phunjo Jhangmu Lama aus Nepal hat es geschafft. Nun ist die 33-Jährige im Allgäu zu Besuch, um in einer Kurzausbildung bei der Bergschule Oberallgäu mehr über moderne Bergrettung zu lernen.
Bergschul-Chef Bernd Zehetleitner holt einen gelben, rechteckigen Kasten aus einer Tasche, hält ihn über seinen Schlüsselbund, an dem ein schmaler schwarzer Anhänger baumelt und das Gerät fängt laut zu piepsen an. „Das ist ein Verschüttetensuchgerät“, sagt der Leiter der Bergschule Oberallgäu. „ Das Gerät erkennt den Chip, den Wanderer bei sich tragen. Damit findet man Leute sogar, wenn sie zehn Meter unter dem Eis liegen.“
Die Herstellerfirma Recco hat bereits fünf dieser Suchdetektoren für die Bergrettung in Nepal gesponsert. Viele Bergsteiger in Nepal tragen laut Bergführer Zehetleitner einen Chip bei sich, doch den Rettungskräften fehlen die Detektoren. „Ich möchte unser Rettungssystem verbessern“, sagt Lama. Sie hat drei Jahre als Bergführerin in ihrer Heimat gearbeitet und stammt aus der Ghorka-Region.
„Mein zweites Zuhause“
Zusammen mit der Bergschule Oberallgäu, Allgäu Medical und dem Aktionsbündnis Allgäu möchte sie ein enges Netzwerk knüpfen, um das Bergsteigen in Nepal sicherer zu machen. Bei dem schweren Erdbeben in Nepal 2015 haben Lama und Caroline Weishaupt vom Aktionsbündnis Allgäu eng zusammengearbeitet. Den Kontakt haben sie gehalten. Mittlerweile ist Lama zum sechsten Mal in Deutschland: „Es ist mein zweites Zuhause“, sagt sie.
Ihr gefällt die Landschaft im Allgäu, aber die Berge bezeichnet sie schmunzelnd als „klein“. Erst vor wenigen Wochen stand die 33-Jährige auf dem Gipfel des Mount Everest. Sie ist große Höhen gewöhnt: „Ich bin in 3700 Metern Höhe auf die Welt gekommen und in den Bergen aufgewachsen“, sagt Lama. Trotzdem ist es für eine Frau mit tibetischem Hintergrund ausgesprochen ungewöhnlich, in den Bergen klettern zu gehen. „Bei uns heißt es, das ist Männersache. Frauen dürfen nicht einmal zur Schule gehen.“Lama hatte das Glück, die Schule besuchen zu dürfen, weil ihr Bruder sich für sie eingesetzt hatte. Sie erkannte, wie wichtig gleiche Rechte für Männer und Frauen sind und beschloss, sich für die tibetischen Frauen einzusetzen. „Nicht nur Männer können auf den Mount Everest klettern, ich kann das auch“, sagt Lama überzeugt.
Caroline Weishaupt bewundert diese konsequente Haltung: „Sie ist eine echte Kämpferin.“Auch der Geschäftsführer von Allgäu Medical, Wolfgang Strahl, freut sich, Lamas Einsatz für eine bessere Bergrettung mit neuer Technik und Wissen unterstützen zu können. Strahl und sein Team hatten bei dem großen Erdbeben die Hilfe aus dem Allgäu koordiniert.