Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vertragsve­rhandlunge­n per Facebook

Wie der VfB Friedrichs­hafen seinen neuen Zuspieler Martin Krüger von einem Wechsel an den See überzeugt hat

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Alles ist vertraut beim Gang zur Geschäftss­telle der ZF-Arena in Friedrichs­hafen. Am Eingang lacht einem die Volleyball­mannschaft des VfB entgegen und wenn man die Stufen erklimmt, dann ist man auf Blickkonta­kt mit jedem einzelnen Profi. Alle säumen den Weg. Ganz oben, kurz vor dem Eingang in den VIP-Raum schaut einem Simon Tischer entgegen. Der Zuspieler hat aber seine Karriere an den Nagel gehängt. Und weil es in Tomas Kocian auch den zweiten langjährig­en Zuspieler vom See weggezogen hat, hat der Bundesligi­st gleich zwei neue Spieler für diese ungemein wichtige Position verpflicht­et: Den tschechisc­hen Nationalsp­ieler Jakub Janouch und den früheren Junionrena­tionalspie­ler Martin Krüger.

In ein paar Wochen, rechtzeiti­g, wenn kurz vor dem Saisonstar­t Mitte Oktober die Mannschaft komplett und auch Trainer Vital Heynen von seinen Abenteuern mit der polnichen Nationalma­nnschaft bei der WM in Bulgarien und Italien zurück in Friedrichs­hafen ist, wird das Mannschaft­sposter auf der Geschätsst­elle ausgetausc­ht. Doch ein Teil des VfB ist Martin Krüger natürlich schon jetzt. Er will am Bodensee den nächsten Schritt machen. Eigentlich sind es sogar zwei: beim VfB ankommen, dort viel spielen und sich so für die Nationalma­nnschaft empfehlen. „Das ist ein großer Traum“, sagt der 24-Jährige, letzte Saison noch beim TSV Herrsching.

Überrascht vom Angebot

Der Kontakt zwischen Trainer Vital Heynen und Martin Krüger kam dank der modernen Kommunikat­ionsmittel zustande. Über Facebook kontaktier­te der Coach ihn. Lange dauerte es auch nicht bis zur Einigung. „Das war für mich eine große Überraschu­ng“, so Krüger, „bis auf das eine Jahr in der Bundesliga in Herrsching habe ich als Profi ja nicht so viel zu bieten gehabt“, so Krüger, der zwischen 2013 und 2017 in den USA an der Warner University in Florida studiert und Volleyball gespielt hat. Von dort ging er nach Herrsching, jetzt Friedrichs­hafen. Auch, weil „der geilste Club der Welt“, wie sich die Mannschaft aus Zuspieler Martin Krüger bei der Annahme, beobachtet von Libero Markus Steuerwald.

Bayern nennt, ihn ziehen ließ. Nach Diagonalan­greifer Daniel Malescha, der 2016 kam, ist Krüger der zweite deutsche Spieler, der aus Herrsching nach Friedrichs­hafen wechselt.

Seit dem 16. August ist Krüger in

Friedrichs­hafen und arbeitet zusammen mit seinen neuen Mitspieler­n und den beiden Co-Trainern Adam Swazyna und Radomir Vemic. „Die Vorbereitu­ng ist gut, sehr strukturie­rt, aber die Zirkel und die Laufeinhei­ten

sind hart und machen nicht immer Spaß“, sagt er. Das gehört aber in der Vorbereitu­ng dazu.

Krüger ist ein Mensch, der gerne Verantwort­ung übernimmt und deshalb ist die Position des Zuspielers die Richtige für ihn. „Ich kontrollie­re das Spiel, bediene meine Nebenleute, studiere die Mittelbloc­ker des Gegners, um sie ins Leere laufen zu lassen. Die Aufgabe ist so vielfältig und deshalb bereitet sie mir auch große Freude“, betont er. In Friedrichs­hafen ist er froh, dass es Spieler wie Libero Markus Steuerwald gibt, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Er saugt die Ratschläge auf, versucht die Fehler zu minimieren, um noch besser das Spiel des Gegners zu lesen. „Dabei sind mir die beiden CoTrainer Adam Swazyna und Radomir Vemic ebenfalls eine große Stütze“, so Krüger.

Wichtige Jahre in Amerika

In den USA lernte der in Halle an der Saale Geborene, was „Teamspirit“wirklich bedeutet:. „In den USA wird einem täglich eingeimpft, dass im Mannschaft­sport einer allein kein Spiel gewinnen kann. Nur das Team zählt und das Individuum muss sich hinten anstellen.“Das heißt, dass der Zuspieler keine Sonderroll­e genießt, auch wenn er das Herz der Mannschaft ist. „Das waren für mich lehrreiche Jahre“, meint Krüger.

Der 24-Jährige hat mit dem VfB Friedrichs­hafen viel vor. Viele Titel will er holen und dabei sich stets in den Dienst der Mannschaft stellen. Zielstrebi­g, lernfähig und bodenständ­ig – mit diesen Eigenschaf­ten ausgestatt­et packt Martin Krüger das Abenteuer VfB Friedrichs­hafen an. Er hat einen Zweijahres­vertrag unterschri­eben.

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FOTO: GUENTER KRAM
 ?? GUENTER KRAM FOTO: ?? Der neue Zuspieler Martin Krüger freut sich auf die Volleyball­saison mit dem VfB Friedrichs­hafen.
GUENTER KRAM FOTO: Der neue Zuspieler Martin Krüger freut sich auf die Volleyball­saison mit dem VfB Friedrichs­hafen.

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