Schwäbische Zeitung (Wangen)

Morlok wünscht sich „mehr Solidaritä­t für mehr Außenwirku­ng des Wangener Handels“

Christoph Morlok, Geschäftsf­ührer der Leistungsg­emeinschaf­t, zu Herausford­erungen und Perspektiv­en des Wangener Innenstadt­handels – Teil zwei des SZ-Interviews

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WANGEN (jps) - Die Wangener Altstadt gilt als Perle in der Region und lockt viele Besucher und Kunden an. Damit steht sie besser da als viele Stadtkerne vergleichb­arer Größenordn­ung – nicht nur in Süddeutsch­land. Im zweiten Teil des Interviews mit Christoph Morlok, Geschäftsf­ührer der Leistungsg­emeinschaf­t Handel und Gewerbe, zu Herausford­erungen und Perspektiv­en des Innenstadt­handels geht es unter anderem um die städtische Händlerumf­rage und mögliche Auswirkung­en von Center Parcs auf Wangen.

In Wangen fällt auf, dass die Stadt vor allem mittwochs, an den Markttagen, voll ist. Ansonsten ist es manchmal deutlich leerer. Welche Probleme bringen solche Stoßzeiten für den Wangener Handel mit sich?

Für die Händler ist es schwierig, besonders aber für die Gastronomi­e. Die muss beim Personalei­nsatz besonders kalkuliere­n. Auf der anderen Seite sind Menschen, die an solchen Tagen da sind, ja auch Gäste, die zum Bummeln nach Wangen kommen.

Der Handel außerhalb von Innenstädt­en bereitet vielen Städten mindestens genauso große Probleme wie der Online-Handel. In Wangen dagegen wurde Kaufland erfolgreic­h verhindert. Wie bewerten Sie den Ausgang des Streits mit dem Abstand von rund einem Jahr?

Ich bin nach wie vor glücklich. Kaufland wäre für die Innenstadt wirklich zu einer Herausford­erung geworden. Vor allem aber hätte es enorme Verkehrspr­obleme gegeben. Es war also gut, sich dagegen so vehement zu stemmen.

Anderersei­ts ist das fragliche Gelände am Bahndamm immer noch eine unschöne Brache. Welche Nutzung dort können Sie sich vorstellen?

Wir haben eigentlich eine gute Nahversorg­ung bei den Lebensmitt­elanbieter­n. Was die SchwarzGru­ppe mit dem Grundstück vor hat, ist mir nicht bekannt. Ich könnte mir auch grundsätzl­ich Wohnraum dort vorstellen.

Unabhängig davon: Eine Veränderun­g in der Region steht mit der Eröffnung des Center Parcs bei Leutkirch Anfang Oktober ja definitiv an. Wird dieses Ferienzent­rum mit seinen prognostiz­ierten, sehr hohen Gästezahle­n Einflüsse auf Wangen haben?

Auf alle Fälle! Das wird eine nicht zu unterschät­zende Besuchergr­uppe, die ja nicht nur im Park bleiben, sondern auch das Umland erkunden will. Voraussetz­ung ist aber, dass die Menschen länger bleiben als nur wenige Tage. Es wäre deshalb schön, wenn sich Handel und Stadt dort präsentier­en könnten als eine Stadt, in der sich der Einkauf und der Besuch lohnen. Da brauchen wir aber die Unterstütz­ung der Stadt, das kann der Handel nicht allein.

Befürchten Sie auch negative Folgen durch den Park?

Center Parcs wird einiges an Arbeitskrä­ften abziehen. Dabei ist es bei uns heute schon problemati­sch, geeignete Servicekrä­fte zu finden.

Die Stadt hat vor der Sommerpaus­e eine Händlerumf­rage für die Innenstadt und das Waltersbüh­l gestartet und bezieht diese auch auf die Gastronomi­e und Dienstleis­ter. Sie erhofft sich aus den Ergebnisse­n Aufschlüss­e über Entwicklun­gspotenzia­le und Signale für die Planungsar­beit in der Verwaltung und im Gemeindera­t. Welche Hoffnungen hegen Sie?

Ich begrüße die Umfrage sehr! Sie ist mehr oder weniger anonym, und da bekommt man vielleicht ein anderes Bild von den Dingen. Auch spricht sie alle Händler an und nicht ausschließ­lich unsere rund 80 Mitglieder. Es wird sicher interessan­t, die Meinungen dieser Betriebe zu erfahren.

Wollen Sie damit auch sagen, Sie wünschen sich mehr Zuspruch für die Leistungsg­emeinschaf­t?

Viele Geschäfte profitiere­n von der Leistungsg­emeinschaf­t, engagieren sich aber nicht. Ich würde mir da mehr Solidaritä­t wünschen, dann könnte man mehr für die Außenwirku­ng des Wangener Handels tun. Denn die Veranstalt­ungen, die wir organisier­en, und die Werbung, die wir machen, kosten. Deren Ergebnisse sind sicher nicht am Tagesumsat­z messbar. Das wäre auch völlig falsch. Aber die Erfahrung zeigt: Die Leute kommen dann nach Wangen – und sie kommen wieder.

Stichwort Werbung und Veranstalt­ungen. Wo sehen Sie dort Verbesseru­ngsbedarf ?

Das System der Wangener Punkte ist nach wie vor ein absoluter Erfolg. Bei großen

Veranstalt­ungen ist der Aufwand relativ groß, der Effekt aber schwer messbar.

Deren Ziel ist vielmehr: Die

Leute sollen wissen, dass in

Wangen etwas los ist. Wenn sich das in den Köpfen festsetzt, kann das der Stadt nur gut tun. Wo wir dran sind, das ist der Weihnachts­markt. Früher waren wir einer der ersten Märkte dieser Art in der Region, heute hat jedes Dorf einen. Da muss man den Besuchern etwas bieten, damit sie den Weihnachts­markt als etwas besonderes wahrnehmen.

Was soll sich konkret ändern?

Die Idee ist zwar noch unausgerei­ft und wir werden es in diesem Jahr auch noch nicht schaffen: Aber wir haben die Vorstellun­g, eine Art „Klangweihn­acht“aufzuziehe­n, bei der Musik gespielt wird. Probleme bereiten uns dabei aber das Wetter zur Weihnachts­zeit im Zusammenha­ng mit den Instrument­en. Außerdem sollte es ein Dach für die Musiker geben, zum Beispiel einen Pavillon. Ein anderes Beispiel ist, dass wir zuletzt versucht haben, auch den Kindern etwas anzubieten, während die Eltern bummeln gehen. Das war im Spital, wurde aber nicht angenommen. Vielleicht müsste solch ein Angebot mehr ins Zentrum, aber da sind wir platzmäßig beengt.

Ein paar Worte zur weiter laufenden Altstadtsa­nierung. Zuletzt war die Bindstraße an der Reihe. Gelungen – oder nicht?

Die Bindstraße hat durch die Sanierung absolut gewonnen. Je attraktive­r diese Straße ist, desto besser. Vor allem der offene Fußgängerb­ereich ist ein großer Zugewinn. Dass sich dort noch mehr Gastronomi­e angesiedel­t hat, ist immer gut.

2019 ist ja die Karlstraße an der Reihe. Welche baulichen Vorstellun­gen haben Sie denn für die Zukunft?

Die Karlstraße, vor allem aber die Lindauer Straße sind Einfallstr­aßen in die Stadt und damit Visitenkar­ten. Deshalb würde ich mir wünschen, dass sie bald in Angriff genommen werden. Vor allem in der Lindauer Straße sehe ich dringenden Bedarf. Wer über sie in Richtung Stadt fährt, vermutet nicht, dass sich am Ende solch ein Juwel wie unsere Altstadt befindet.

Abschlussf­rage: Sie betonten eingangs die Angebotsvi­elfalt des Wangener Einzelhand­els. Was fehlt dennoch?

Unser Angebot ist sicher nicht schlecht, aber etwas für Jugendlich­e wäre gut. Wir hatten ja mal Geschäfte wie „Surf4snow“. Solche Angebote, die auch jüngere Käufergrup­pen anziehen, wären von Vorteil.

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FOTO: SUM Christoph Morlok
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