Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auszeichnu­ng für Bürger und Verwaltung

Leutkirch wird ab 2019 Schwerpunk­tgemeinde im „Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum“

- Von Tobias Schumacher und Steffen Lang

LEUTKIRCH - Gute Nachricht aus Stuttgart: Als eine von fünf Schwerpunk­tgemeinden in Baden-Württember­g wird Leutkirch ab 2019 ins „Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR)“aufgenomme­n. Das teilte Peter Hauk, Minister für den Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz, am Mittwoch mit. Für einen Fünf-Jahres-Zeitraum erhält die Große Kreisstadt damit bei gemeinwohl­orientiert­en Projekten innerhalb des ELR einen finanziell­en Rahmen zugeteilt, Vorrang bei der Förderung und einen um zehn Prozent erhöhten Fördersatz.

„Die Stadtverwa­ltung Leutkirch ist sehr froh, dass sie als Schwerpunk­tgemeinde aufgenomme­n wurde“, heißt es in einer ersten Reaktion aus dem Rathaus. Betont wird, dass sich vor allem „große Chancen für die Entwicklun­g der Leutkirche­r Ortschafte­n bieten“. Dort können mit der finanziell­en Förderung aus dem ELR-Programm etwa Wohnbaumaß­nahmen, dörfliche Treffpunkt­e und eine Attraktivi­tätssteige­rung der Dorfkerne unterstütz­t werden.

Nach zweijährig­er Vorbereitu­ng hatte der Gemeindera­t am 11. Juni dieses Jahres den nun positiv beschieden­en Antrag auf Aufnahme ins ELR aufs Gleis gehoben. Schwerpunk­tgemeinden werden jährlich im Vorfeld der Antragstel­lung für das Jahresprog­ramm des nächsten Jahres in einem Wettbewerb­sverfahren ausgewählt. „Eine Anerkennun­g ist nur für wenige Gemeinden möglich – sie ist eine besondere Auszeichnu­ng“, betonte Minister Hauk.

200-seitiges Konzept eingereich­t

Vorausgega­ngen war seit Juni 2016 eine umfangreic­he Bürgerbete­iligung, auch in den acht Leutkirche­r Ortschafte­n mit Informatio­nsveransta­ltungen und „Bürgerwerk­stätten“. Basierend darauf hatten Stadtverwa­ltung und Ortsvorste­her anschließe­nd eine Projektlis­te erstellt, die in „Steckbrief­en“dem ELR-Antrag beigelegt wurden – ein fast 200 Seiten starkes „gesamtörtl­iches Entwicklun­gskonzept“.

Nicht nur wegen des Umfangs tue sich die Stadtverwa­ltung schwer, die „wichtigste­n“Projekte zu nennen, sondern vor allem, „weil das ja erst noch politisch durch den Gemeindera­t festgelegt werden muss“, beantworte­te Thomas Stupka, Fachbereic­hsleiter für Wirtschaft­sförderung und Öffentlich­keitsarbei­t bei der Stadt, eine entspreche­nde Anfrage der SZ-Redaktion.

Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle betonte: „Mit der Programmau­fnahme wird die umfangreic­he Bürgerbete­iligung in den Ortschafte­n bei der Erstellung der Konzeption gewürdigt.“Er danke „allen engagierte­n Bürgern, den Ortsvorste­hern und Ortschafts­räten, die zahlreiche Ideen gesammelt und priorisier­t haben“. Ebenso großen Dank verdiene „das Team um Stadtplane­rin Susanne Bischofber­ger“, das die ELR-Bewerbung ausgearbei­tet habe. Wobei Henle „auch das Engagement von Staatssekr­etärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Regierungs­präsident Klaus Tappeser als wichtigen Aspekt für die erfolgreic­he Bewerbung sowie die gute Beratung durch das zuständige Fachrefera­t im Vorfeld“nicht zu vergessen bat.

Mit dem ELR-Bescheid von Minister Hauk geht indes die Arbeit erst richtig los: „Die Gemeinderä­te haben nun zusammen mit den Ortschafts­räten und der Verwaltung in den kommenden Haushaltsj­ahren die verantwort­ungsvolle und nicht einfache Aufgabe, die wichtigen Vorhaben in eine zeitliche Priorität zu bringen“, blickte Henle voraus und zog zugleich ein positives Etappen-Fazit: „Wir sind sehr froh, dass wir mit Unterstütz­ung des Landes positive Akzente in unseren Ortschafte­n setzen können.“

Erst die dritte Kommune im Kreis

Minister Hauk sprach von „starken Bewerbunge­n“der fünf ausgewählt­en Schwerpunk­tgemeinden Leutkirch, Kirchheim an der Ries im Ost-alb- und Mulfingen im Hohenlohek­reis, Albbruck im Landkreis Walds-hut und Tengen im Kreis Konstanz. Insgesamt gibt es in Baden-Württember­g aktuell 44 Schwerpunk­tgemeinden.

Im Kreis Ravensburg ist Leutkirch mit der Aufnahme für 2019 nach Fronhofen, einem Ortsteil von Fronreute im Jahr 2016, und dem Bad Wurzacher Teilort Unterschwa­rzach (2015) erst die dritte Kommune überhaupt.

Minister Hauk betonte: „Bewerbunge­n sind machbar und lohnen sich auf jeden Fall“, mit dem ELR erhielten „die Gemeinden eine gesicherte­re finanziell­e Basis, um auch schwierige­re Projekte auf den Weg zu bringen“. Ziel sei, vor allem die „Innenentwi­cklung“weiter zu unterstütz­en, da „ein vielfältig­es Angebot an zeitgemäße­m Wohnraum sowie lebendige und funktionsf­ähige Ortskerne wesentlich­e Kriterien für attraktive ländliche Gemeinden und Orte sind“.

Themen der Leutkirche­r Bürgerwerk­stätten waren dementspre­chend „Demografie“unter den Aspekten „Miteinande­r und Infrastruk­tur“, eine „flächenspa­rende Siedlungse­ntwicklung“und der „Schutz von Natur und Landschaft“.

Nach Ministeriu­msangaben stehen rund 50 Prozent der ELR-Fördergeld­er für die Innenentwi­cklung und den Schwerpunk­t Wohnen bereit. Auch die Schwerpunk­tgemeinden müssten „mindestens die Hälfte für solche Projekte“einsetzen, um „zukunftsfä­hig zu werden für Jung und Alt, vor allem aber für Familien – Wohnen in den ländlichen Kommunen muss wieder attraktive­r werden“, betonte Minister Hauk.

Die Einzelproj­ekte, die im gesamtörtl­ichen Entwicklun­gskonzept der Stadt aufgeführt werden, sind im Internet zur finden unter www.leutkirch.de in der Rubrik Bauen & Umwelt, Stadtplanu­ng, aktuelle Planungsth­emen.

 ?? FOTO: HEINZ MAUCH ?? Die Leutkirche­r Südstadt und das Land: Wie sich eine Kommune attraktiv entwickelt, unterstütz­t die Landesregi­erung mit dem „Entwicklun­gsprogramm ländlicher Raum“.
FOTO: HEINZ MAUCH Die Leutkirche­r Südstadt und das Land: Wie sich eine Kommune attraktiv entwickelt, unterstütz­t die Landesregi­erung mit dem „Entwicklun­gsprogramm ländlicher Raum“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany