Neuland mit 37
Towerstars-Zugang Ilkka Pikkarainen spielt erstmals im deutschen Profi-Eishockey
RAVENSBURG - Ilkka Pikkarainen hat in seiner langen Profikarriere schon einiges gesehen und einiges erlebt. Für eine Saison stand der Center sogar in der besten Eishockeyliga der Welt, der National Hockey League in Nordamerika, unter Vertrag. Nun ist der 37-Jährige äußerst kurzfristig bei den Ravensburg Towerstars in der DEL2 gelandet.
In der vergangenen Woche war Pikkarainen noch zu Hause in Finnland. „Es war ein ungewöhnlicher Sommer für mich, weil mein Vertrag bei Turku ausgelaufen war und ich noch keinen neuen Verein hatte“, sagt der Finne im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Am Sonntag wurde er während des Testspiels der Towerstars gegen Ajoie als Towerstars-Zugang präsentiert, am Dienstag stand er das erste Mal mit seinen neuen Mannschaftskollegen auf dem Eis. „Schön, dass es so schnell geklappt hat“, freut sich Trainer Jiri Ehrenberger über seinen neuen Stürmer. Denn Handlungsbedarf haben die Towerstars gesehen. Jakub Svoboda wird nach seinem Mittelfußbruch rund zwei bis drei Monate fehlen, David Zucker fehlt mindestens noch an diesem Wochenende wegen eines gebrochenen Fingers. Stephan Vogts Rückkehr ist noch ungewiss. Immerhin: Olivier Hinse und Tim Brunnhuber haben am Donnerstag wieder voll mittrainiert.
Dreimonatiger Probevertrag
Pikkarainen soll vor allem den verletzten Svoboda ersetzen und hat zunächst einen dreimonatigen Probevertrag unterschrieben. „Für beide Seiten erst mal das Beste“, meint Pikkarainen. „Sie können sehen, wie ich spiele, ich bekomme einen Eindruck, wie es hier läuft.“Dann werde man weitersehen. Dass er sich auch ohne neuen Vertrag im Sommer fitgehalten hat, sieht man ihm an. Seine 37 Jahre dagegen nicht. „Dass er auf dem Eis war und trainiert hat, sieht man“, lobt auch Ravensburgs Trainer Jiri Ehrenberger. „Er ist im taktischen Bereich hervorragend geschult. Ich hoffe, er ist für uns ein Gewinn.“
Sich selbst beschreibt Pikkarainen als harten Spieler. Auf der Internet-Spielerseite „eliteprospects.com“wird der Finne von einem Scout so beschrieben: „Er nimmt viele unnötigen Strafzeiten. Ein physischer Spieler, der manchmal am Rande der Legalität spielt. Ein Spieler, der Energie reinbringt und immer hart arbeitet.“Eigenschaften, die die Towerstars gesucht haben – abgesehen von unnötigen Strafen. Pikkarainens Alter spielt für Ehrenberger nur eine Nebenrolle. „Man sieht, dass er immer an sich gearbeitet hat“, meint der Towerstars-Trainer. „Er kann auch mit 37 Jahren noch gute Leistungen abrufen.“
Zwar hat Pikkarainen, der mit rund 100 Kilogramm jede Menge Wucht mit aufs Eis bringt, in einigen großen Ligen gespielt – in der nordamerikanischen AHL, kurz in der NHL, dazu in der schwedischen und finnischen ersten Liga. In Deutschland dagegen war Pikkarainen bislang nur einmal. „Ich habe mit Turku in der Champions League gegen Düsseldorf gespielt“, sagt der Finne. Auch beim Spengler-Cup in Davos gab es einmal ein Kräftemessen mit einer deutschen Mannschaft. Ansonsten ist Deutschland – und vor allem die DEL2 – Neuland für Pikkarainen. „Ich bin glücklich, dass ich hier Hockey spielen kann“, sagt er. „Wir haben hier gute Ausländer und gute deutsche Spieler. Ich freue mich, dass die Saison bald losgeht.“
Trainer Ehrenberger freut sich, dass er Pikkarainen bekommen hat. Und, dass er ihm am Wochenende in den letzten beiden Testspielen gegen Langenthal und Ritten Spielpraxis geben kann. „Erfahrene Spieler wie er sind leichter zu integrieren“, sagt Ehrenberger. „Aber auch ihm müssen wir ein bisschen zeit geben.“
Die Towerstars bestreiten an diesem Wochenende auswärts ihre letzten beiden Testspiele. Heute, Freitag, geht es um 19.30 Uhr gegen den SC Langenthal, am Sonntag um 18.30 Uhr ist Ravensburg bei Ritten Sports in Südtirol zu Gast. Am Freitag, 14. September, beginnt die DEL2-Saison mit einem Heimspiel um 20 Uhr gegen die Dresdner Eislöwen.