Auf Stocherkahnfahrt
Kolpingsfamilie Kißlegg hat die Universitätsstadt Tübingen besucht
KISSLEGG/TÜBINGEN - Hätte Herzog Eberhard im Bart nicht 1744 die Universität gegründet, wäre Tübingen heute eine Stadt wie Reutlingen. Das erklärte einer der beiden Stadtführer seiner Besuchergruppe aus Kißlegger Kolpingmitgliedern und Gästen.
Aus seinem umfangreichen Repertoire von Witzen und Anekdoten hatten einige die Rivalität zwischen Tübingen, der „Stadt des Geistes“, und Reutlingen, der „Stadt des Geldes“, zum Thema, sowie die bis heute kursierenden gegenseitigen Frotzeleien der Akademiker der Oberstadt und der werktätigen Bevölkerung der Unterstadt. Einiges Interessante erfuhren die Teilnehmer des Ausflugs über die Geschichte und über das frühere und heutige Flair der von Studenten geprägten Stadt. Steht man auf der Plataneninsel mit ihren 200 Jahre alten Bäumen, bietet sich über dem Neckar ein herrliches Panorama von schönen Bürger- und Patrizierhäusern samt Hölderlinturm und Turm der gotischen Stiftskirche. Über die blumengeschmückte Eberhardsbrücke ging es am „Verlobungsmäuerle“entlang in die Altstadt und über steile Stiegen und verwinkelte Gässchen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und schönsten Fachwerkhäusern. Stationen waren unter anderem das Stadtmuseum, früheres Kornhaus, die Burse, als Internat für Studenten zur Vorbereitung aufs Theologie-, Jura- oder Medizinstudium bald nach der Universitätsgründung erbaut, und das Evangelische Stift im früheren Augustinerkloster, das Herzog Ulrich von Württemberg zwecks Ausbreitung der Reformation als Stipendium für evangelische Theologiestudenten gründete.
Ein besonderes Kleinod am Marktplatz mit seinen schmucken Häusern ist das Rathaus mit herrlichen Malereien in Sgraffito-Technik und der astronomischen Uhr. Bei der Stocherkahnfahrt nach der Mittagspause konnte man die Seele baumeln lassen und nochmals die prächtige Häuserkulisse genießen. Auf der Anhöhe zeigten sich das Schloss Hohentübingen und einige stattliche Villen der Studentenverbindungen mit hübschen Erkern und Türmen.
Die Stocherkähne transportierten ursprünglich Kies und Holz aus dem Schwarzwald. Die Studenten machten eine Personenschifffahrt daraus. Ein Event ist jedes Jahr das Stocherkahnrennen. Den Abschluss eines erlebnisreichen Tages bildete für die 42 Ausflügler eine gemütliche Einkehr in Zwiefalten, wo auch einige dortige Kolpingleute dazukamen.