Baustellenstress auch in Ravensburg spürbar
Bahnreisende kommen mit Verspätung an – Manche Pendler haben sogar einen Vorteil
RAVENSBURG - Die Sperrung der Bahnstrecke zwischen Laupheim und Ulm hat Auswirkungen auf Reisende und Pendler in der Region. Auch in Ravensburg ist die Sperrung Thema bei Bahnkunden.
Der Baustellenmaulwurf winkt vom Plakat an der Unterführung zu den Bahnsteigen in Ravensburg. Auch auf Leuchttafeln wird den Bahnfahrern angekündigt, dass sie zwischen Laupheim und Ulm auf den Bus umsteigen müssen. Die Gleise sind gesperrt, weil derzeit auf dem entsprechenden Teilstück die Strecke elektrifiziert wird.
Die Bahnfahrt von Ravensburg nach Ulm dauert in der Regel laut Online-Fahrplanauskunft der Bahn knapp eine Stunde, durch den Schienenersatzverkehr ist man aber mindestens eine Stunde und 40 Minuten, zu manchen Zeiten sogar mehr als zwei Stunden unterwegs.
Christian Laubmeier macht mit der Bahn Kurierfahrten für medizinische Labore und ist täglich auf der Strecke zwischen Ulm und Ravensburg unterwegs und stand am Montagabend verärgert im Reisezentrum am Ravensburger Bahnhof. Ein Zug zurück nach Ulm um 17.14 Uhr ist nicht gekommen. Dass gleich am ersten Tag ein auf dem eigens gedruckten Ersatzfahrplan eingetragener Zug nicht fährt, ist für ihn „unglaublich“. Laubmeier muss eine weitere halbe Stunde warten.
„Für mich bedeutet das einen großen Nachteil“, sagt er über die Sperrung. Bei der Fahrt von Ulm nach Ravensburg hatte er bereits den Schienenersatzverkehr nutzen müssen – „45 Minuten Rumgurken“mit dem Bus, das er als lästig empfand.
Auch eine Rentnerin verlässt mit ungläubiger Miene das Reisezentrum. Ihr sei gerade erklärt worden, dass sie nach Geislingen an der Steige länger unterwegs sein wird als bisher bei ihren wöchentlichen Fahrten dorthin. Hinzukomme, dass ihr Ticket ausgerechnet jetzt auch noch etwas mehr koste. 13,75 statt 13,10 Euro. „Unmöglich! Das ist eine Unverschämtheit, auch den Preis zu verteuern“, sagt sie. Sie hatte sich schon auf Komplikationen wegen der Streckensperrung eingerichtet.
„Ich bin eine Stunde früher hergekommen, damit ich genug Zeit habe, mich aufzuregen“, sagt sie und steigt mit ihrem Einkaufstrolley in den Aufzug zum Bahnsteig.
Die 19-jährige Studentin Franziska F. hat für ihre Reise aus Köln nach Ravensburg mehr als eineinhalb Stunden länger gebraucht. Trotzdem wirkt sie entspannt, als sie am Abend endlich ankommt. Sie konnte sich auf die Sperrung einstellen, wie sie sagt. „Ich habe eine Benachrichtigung bekommen, das stand alles in der Bahn-App.“
Ein Berufstätiger, der am Abend zurück nach Aulendorf fährt, freut sich sogar über einen Vorteil: Durch die geänderte Taktung habe er während der Bauzeit sogar mehr Möglichkeiten nach Hause zu fahren.
„Unmöglich! Das ist eine Unverschämtheit, auch den Preis zu verteuern“, sagt eine Rentnerin.
„Eingefleischte Pendler kehren zur Bahn zurück“
Zurück auf dem Bahnsteig bleibt sein Kollege Martin Nuber, der nach Lindau muss. Er hat schon bei anderen Baumaßnahmen der Bahn Erfahrung mit Schienenersatzverkehr gemacht. Viele Zugfahrer seien damals aufs Auto umgestiegen, um sich die umständliche Fahrt mit Umstieg von Zug auf Bus zu ersparen.
„Eingefleischte Pendler kehren zur Bahn zurück“, sagt Nuber. Da es schlecht um die Pünktlichkeit bestellt sei, könnte er sich aber vorstellen, dass die Bahn in solchen Zeiten Kunden verliert.