ZF holt Getriebe aus Ungarn an den See
Betriebsrat berichtet über neues Produkt für Standort – Konzern sagt nichts dazu
FRIEDRICHSHAFEN - Gute Nachrichten für die Häfler ZFler: Das neue Getriebe „Powerline“wird in Friedrichshafen produziert, nicht wie zunächst geplant in Eger (Ungarn). Die Entscheidung wird helfen, Jobs, die wegen wegfallender MANAufträge in Gefahr sind, zu sichern.
Über die Entscheidung des Unternehmens hat Betriebsratschef Achim Dietrich am Montag die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung informiert. „Damit wird eingehalten, was vor zwei Jahren in der Standortsicherung vereinbart wurde“, wird der Gewerkschafter in einer internen Mitteilung des Betriebsrats zitiert, die der Schwäbischen Zeitung vorliegt.
Damals hatten die Mitarbeiter unter anderem auf eine tarifliche Lohnerhöhung verzichtet und im Gegenzug Jobgarantien erhalten und die Zusage, dass in den Standort Friedrichshafen weiter investiert wird. Das Übereinkommen war auch deswegen zustande gekommen, weil der Lkw-Hersteller MAN, bisher einer der größten Kunden, angekündigt hatte, seine Getriebe künftig selbst fertigen zu wollen. An MAN hängen mehrere hundert Stellen.
Man bekomme nun mit „Powerline“ein „zukunftsfähiges Produkt, um damit die Beschäftigung in Friedrichshafen zu sichern“, wird Dietrich zitiert. Das Automatik-Getriebe setzt technisch auf den in Saarbrücken gefertigten ZF-Pkw-Verkaufsschlager 8HP auf und ist für mittelschwere Lastwagen, schwere Pick-ups und Busse vorgesehen. Auch der neue Bus-Elektroachsantrieb Cetrax und das Lkw-Gebtriebe Traxon Hybrid werden künftig am See gebaut.
Auf Nachfrage der SZ wollten sich weder das Unternehmen noch der Betriebsrat zu Inhalten der Betriebsversammlung und der Produktionsentscheidung bei „Powerline“äußern. Deshalb bleibt die Frage, wie hoch die erwartete Stückzahl ist, ebenso unbeantwortet wie die nach der Anzahl der Stellen, die das neue Produkt in Friedrichshafen sichert.
Besuch aus Schalke
Gast der Betriebsversammlung war Ugur Coskun, Betriebsratschef des ZF-Werks in Gelsenkirchen-Schalke, das von der Schließung bedroht ist. Er bedankte sich laut der internen Mitteilung bei den Kollegen für die „breite Unterstützung“.
Zudem habe Achim Dietrich dafür geworben, die Erfolgsbeteiligung für die ZF-Mitarbeiter zu modernisieren. Bisher würden elf Prozent des operativen Gewinns in Deutschland ausgeschüttet, zuletzt 1480 Euro. Der Arbeitnehmervertreter sprach sich dafür aus, in für den Konzern guten Zeiten mehr, in schlechten Zeiten weniger auszubezahlen.