Schwäbische Zeitung (Wangen)

ZF holt Getriebe aus Ungarn an den See

Betriebsra­t berichtet über neues Produkt für Standort – Konzern sagt nichts dazu

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Gute Nachrichte­n für die Häfler ZFler: Das neue Getriebe „Powerline“wird in Friedrichs­hafen produziert, nicht wie zunächst geplant in Eger (Ungarn). Die Entscheidu­ng wird helfen, Jobs, die wegen wegfallend­er MANAufträg­e in Gefahr sind, zu sichern.

Über die Entscheidu­ng des Unternehme­ns hat Betriebsra­tschef Achim Dietrich am Montag die Belegschaf­t bei einer Betriebsve­rsammlung informiert. „Damit wird eingehalte­n, was vor zwei Jahren in der Standortsi­cherung vereinbart wurde“, wird der Gewerkscha­fter in einer internen Mitteilung des Betriebsra­ts zitiert, die der Schwäbisch­en Zeitung vorliegt.

Damals hatten die Mitarbeite­r unter anderem auf eine tarifliche Lohnerhöhu­ng verzichtet und im Gegenzug Jobgaranti­en erhalten und die Zusage, dass in den Standort Friedrichs­hafen weiter investiert wird. Das Übereinkom­men war auch deswegen zustande gekommen, weil der Lkw-Hersteller MAN, bisher einer der größten Kunden, angekündig­t hatte, seine Getriebe künftig selbst fertigen zu wollen. An MAN hängen mehrere hundert Stellen.

Man bekomme nun mit „Powerline“ein „zukunftsfä­higes Produkt, um damit die Beschäftig­ung in Friedrichs­hafen zu sichern“, wird Dietrich zitiert. Das Automatik-Getriebe setzt technisch auf den in Saarbrücke­n gefertigte­n ZF-Pkw-Verkaufssc­hlager 8HP auf und ist für mittelschw­ere Lastwagen, schwere Pick-ups und Busse vorgesehen. Auch der neue Bus-Elektroach­santrieb Cetrax und das Lkw-Gebtriebe Traxon Hybrid werden künftig am See gebaut.

Auf Nachfrage der SZ wollten sich weder das Unternehme­n noch der Betriebsra­t zu Inhalten der Betriebsve­rsammlung und der Produktion­sentscheid­ung bei „Powerline“äußern. Deshalb bleibt die Frage, wie hoch die erwartete Stückzahl ist, ebenso unbeantwor­tet wie die nach der Anzahl der Stellen, die das neue Produkt in Friedrichs­hafen sichert.

Besuch aus Schalke

Gast der Betriebsve­rsammlung war Ugur Coskun, Betriebsra­tschef des ZF-Werks in Gelsenkirc­hen-Schalke, das von der Schließung bedroht ist. Er bedankte sich laut der internen Mitteilung bei den Kollegen für die „breite Unterstütz­ung“.

Zudem habe Achim Dietrich dafür geworben, die Erfolgsbet­eiligung für die ZF-Mitarbeite­r zu modernisie­ren. Bisher würden elf Prozent des operativen Gewinns in Deutschlan­d ausgeschüt­tet, zuletzt 1480 Euro. Der Arbeitnehm­ervertrete­r sprach sich dafür aus, in für den Konzern guten Zeiten mehr, in schlechten Zeiten weniger auszubezah­len.

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FOTO: ZF/BODEMARC Wird künftig in Friedrichs­hafen gefertigt: das Getriebe „Powerline“. Zunächst war Ungarn als Produktion­sstandort im Gespräch.

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