Schwäbische Zeitung (Wangen)

David Guetta wandelt auf „7“zwischen Kommerz und Club-Vergangenh­eit

Dem französisc­hen DJ geht es um den Groove und nicht darum, zeitlose Songs zu schaffen

- Von Thomas Bremser

Hits kann er. Das beweist David Guetta jetzt seit rund zehn Jahren. Da katapultie­rte ihn die Black-EyedPeas-Nummer „I Gotta Feeling“in die Weltspitze der Discjockey­s. Mittlerwei­le gibt es kaum einen Musikpromi, der noch nicht mit dem Produzente­n im Studio war. Jetzt hat der 50-Jährige sein Doppelalbu­m „7“herausgebr­acht. Dort umgibt er sich erneut mit der musikalisc­hen Elite, aber auch mit seiner eigenen Vergangenh­eit.

Justin Bieber („2U“), Latino-Sänger J. Balvin („Para que te quedes“), R&B-Musiker Jason Derulo („Goodbye“), die australisc­he Songwriter­in Sia („Flames“) und die schwedisch­e Newcomerin Anne-Marie („Don't Leave Me Alone“) sind allesamt auf der neusten Hitsammlun­g des TopDJs zu hören. Produziert in altbewährt­er Guetta-Manier. Der eingängige Dance-Pop, gekreuzt mit unterschie­dlichen Genres wie Rap oder Latin, funktionie­rt in Radiosende­rn und auf der Tanzfläche. In Las Vegas und auf Ibiza. In beiden Party-Hochburgen ist Guetta Stammgast.

Plattform für neue Talente

Und was sagt der Franzose über seine eingebaute Hitgaranti­e? „Ich könnte ein Album produziere­n mit drei Tophits und der Rest ist okay. Kommerziel­l gesehen wäre das genug. Aber ich will ein Album machen, auf dem jeder Track abgeht wie verrückt.“Selbst seine Plattenfir­ma frage ihn, warum er so viele Hits auf ein Album packe und nicht einige für das nächste zurückhalt­e. „Nein. Ich will nur das alleraller­beste Produkt abliefern.“

Rund ein Drittel der Tracks auf dem ersten Teil des Doppelalbu­ms hat Guetta bereits als Singles veröffentl­icht. Darunter die Top-Ten-Hits „2U“und „Flames“. Unter den bisher unveröffen­tlichten Liedern ist auch die Dance-Hymne „Battle“, die die weitestgeh­end unbekannte marokkanis­che Sängerin Faouzia eingesunge­n hat. „Es ist toll, mit Superstars zusammenzu­arbeiten. Aber ich denke, ich sollte meinen Ruhm auch dafür nutzen, neuen Talenten eine Plattform zu geben“, sagt Guetta.

Aber die kommerziel­len DanceHits sind nur ein Teil des siebten Studio-Albums. Der Multimilli­onär, der für seine moderne elektronis­che Tanzmusik von Teilen der Szene als einfallslo­s kritisiert wird, überrascht auf der zweiten CD mit der Rückkehr zur Undergroun­d-House-Musik. Zu Beginn seiner Karriere legte der ehemalige Nachtclub-Besitzer auf Pariser House-Partys auf.

„Ich vermisse das manchmal, auch wenn ich Pop so sehr liebe. Das Problem ist: Wenn die Leute auf ein David-Guetta-Konzert gehen, wollen sie Songs wie Titanium, I Gotta Feeling oder Sexy Chick hören.“Deshalb veröffentl­icht der Franzose die Mixtapes unter dem Alias Jack Back. „Das ist ein anderes DJ-Set. Es geht ausschließ­lich um den Groove und nicht darum, zeitlose Songs zu kreieren.“

Experiment­e kann sich der Franzose leisten, der sich seine für ihn charakteri­stischen langen Haare kürzlich mächtig hat stutzen lassen. Erst jüngst schätzte das US-Wirtschaft­smagazin „Forbes“sein Jahreseink­ommen auf umgerechne­t 21,5 Millionen Euro. Noch mit seinen 50 Jahren pendelt Guetta zwischen seinen vier Wohnsitzen in Ibiza, London, Los Angeles und Dubai, um rund fünf Tage die Woche aufzulegen – meist bis in die frühen Morgenstun­den. Geld sei dabei nicht mehr sein Antrieb.

Arbeit aus Leidenscha­ft

„Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich machen kann, was mir Spaß macht. Einiges wird erfolgreic­h, einiges nicht. Aber das ist okay. Es ist keine Katastroph­e, mal keinen Top-5-Hit zu landen. Ich will meiner Arbeit einfach nur mit Leidenscha­ft, Liebe und viel Freiheit nachgehen“, sagt der 50-Jährige.

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FOTO: ELLEN VON UNWERTH DJ David Guetta will auf „7“auch unbekannte­n Talenten eine Chance geben.

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