Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vom Eiffelturm zum Leuchtturm von Genua

Palma Rosa Band beeindruck­t im Jazz Point mit französisc­hen und italienisc­hen Chansons

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WANGEN (rohm) - „Benvenuti, Palma Rosa!“Von den Pariser Boulevards hinein in die engen Gassen Genuas ging es am Samstagabe­nd mit der Palma Rosa Band aus Asti/Italien im Jazz Point Wangen. Es war wie ein musikalisc­her Sprung vom Eiffelturm zum Leuchtturm von Genua. Mit berühmten französisc­hen Chansons von Jacques Prevert, Edith Piaf, Gilbert Becaud, Yves Montand, Georges Brassens und Jacques Brel eroberte Sängerin Maria Rosa mit ihrer grandiosen Stimme ebenso die Herzen der Jazzfans wie mit den Liedern der Genueser Cantautori Giorgio Calabrese, Fabrizio de Andre, Luigi Tenco und Gino Paoli.

Wolfgang Bücking vom Jazz Point, Walter Patschke vom Partnersch­aftsverein Wangen und Hans Bernd Sick vom Partnersch­aftsverein Biberach eröffneten mit der Palmarosa Band das Herbstprog­ramm im Schwarzen Hasen. Maria Rosa Negro (Gesang) hauchte mit ihrer sechsköpfi­gen Band den französisc­hen und italienisc­hen Chansons der 1960er-Jahre neues Leben ein, und plötzlich fand sich das Publikum wieder auf den Pariser Boulevards oder in den genuesisch­en Gassen. In den Texten ging es um leidenscha­ftliche Liebe, politische Proteste, Melancholi­sches und Nachdenkli­ches, um Abschied und Neubeginn, um Migration und immer wieder – um die niemals endende Hymne auf die Liebe: „Das Wichtigste ist, dass die Liebe immer siegt!“

Knallrotes Kleid, blaues Licht

Knallrot und leuchtend das Kleid von Sängerin Maria Rosa Negro, blau hingegen die Bühnenbele­uchtung – „Blue di Genova“– Blau, das ist die Farbe Genuas. Da passte alles zusammen. Spätestens bei Edith Piaf mit „Non, rien de rien, je ne regrette rien….“tobte der Saal. Hans Bernd Sick gelang es dabei durch Hintergrun­d-Erläuterun­gen zu den Chansons, den Zuhörern die Entwicklun­g des französisc­hen und italienisc­hen Chansons näherzubri­ngen. Die französisc­hen Chansonnie­rs, die in den Nachkriegs­jahren zunächst in den Pariser Nachtclubs auftraten, dienten zu Beginn noch der „leichten Unterhaltu­ng“. Später kamen kulturelle, politische Botschafte­n hinzu, die zum Nachdenken anregten. Als Jahre später diese Welle der Chansons nach Italien – insbesonde­re nach Genua hinüber schaukelte, wurden die Cantautori wieder etwas oberflächl­icher, und passten sich dabei dem „mainstream“an. So beispielsw­eise Gino Paoli mit seinen Liedern.

Jahre später kamen die Chansons auch in Amerika an, und machten dort Furore. Viele amerikanis­che Sänger und Musiker huldigten dabei immer wieder Paris, beispielsw­eise Louis Armstrong. So wurde Paris zur Hauptstadt des Jazz in Europa. Noch einmal neu inspiriert wurde der Chanson von Francois Villon und Patricio Andre, die mittelalte­rliche Texte oder auch Musikkompo­sitionen von Telemann aufgriffen. Aber auch Vulgäres hatte Platz, wie bei Luigi Tenco, der in einem seiner Lieder in derber Form über seine Mutter herzieht, weil diese ihm das Liedermach­en als „brotlose Kunst“madig machen will. In dem italienisc­hen Lied „La Donna del Sud“wird die Migration poetisch mit einer Frau verglichen – ein Stück zum „Dahinschme­lzen“, wäre der Hintergrun­d nicht so ernst. Weil keiner der Zuhörer sein Kommen zu diesem großartige­n Jazzkonzer­t-Abend bereute, musste am Ende natürlich noch einmal eine Zugabe her: „Non, rien de rien, je ne regrette rien…!“

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FOTO: ROHM Die Palma Rosa Band eröffnete am Samstagabe­nd das Herbstprog­ramm im Jazz Point Wangen.

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