Der pedalbetriebene Blumenlieferwagen
Gärtner Peter Gutmair aus Isny schafft E-Lastenbike an – Land fördert die gewerbliche Nutzung
ISNY - Peter Gutmair ist vorbereitet: Steigenden Preisen für fossile Brennstoffe, landläufig Diesel oder Benzin genannt, oder innerstädtischen Feinstaub-Fahrverboten zeigt er als überzeugter Elektromobilist schon seit vergangenem Jahr die lange Nase.
Zum E-Auto, das der GärtnereiInhaber 2017 gekauft hat – und mit dem er und seine Mitarbeiter, etwa als grüne Fleurop-Kuriere zwischen Isny, Argenbühl und Weitnau Blumen und Pflanzen ausliefern – gesellt sich seit Ende Juni ein E-Lastenbike.
Dieses lässt Gutmair auch dem neuen Konzept für eine Parkraumbewirtschaftung in Isny gelassen entgegensehen, das die Stadtverwaltung noch im Herbst vorstellen möchte. Für seinen pedalbetriebenen Blumenlieferwagen ist immer und überall ein Parkplatz frei.
Allenfalls könnten ihn die „Tempo-30-Zonen“ein bisschen schrecken, die ab 1. November auf einigen innerstädtischen Straßenzügen gelten sollen, denn: „Man kann gut und gern Tempo 30 fahren, elektrisch unterstützt wird das Rad bis 25 Stundenkilometer – und man kann noch ein bisschen dazutreten“, schwärmt Gutmair von seiner Neuerwerbung.
„Der Mercedes unter den Lastenfahrrädern“, fügt seine Frau Ursel hinzu zum Modell „Cargo 1“, gefertigt von der Firma HNF Nicolai, einer auf E-Bikes spezialisierten Manufaktur im brandenburgischen Biesenthal nordöstlich von Berlin.
Ihr Mann ergänzt: „Ein solides Fahrzeug, mit dem ich mich flott im Stadtverkehr bewegen kann – und mit Neigetechnik, die das gleiche Fahrgefühl vermittelt wie auf einem normalen Fahrrad.“Die beiden Vorderräder neigen sich beim Lenken in Kurven jeweils parallel zur Seite.
Bis zu 140 Kilogramm Zuladung
Daran habe er sich auf den ersten 100 Kilometern gewöhnen müssen, und mit seinen Mitarbeitern habe er „geübt, wie man mit der Neigetechnik lenken und fahren kann“. Außerdem noch gewöhnungsbedürftig: „Das Lastenbike ist breiter als ein normales Fahrrad.“
Doch viele Vorteile machen derlei wett: Theoretisch wären bis zu 140 Kilogramm Gepäck transportabel. Den Fahrer eingerechnet, wären 280 Kilogramm Zuladung möglich. Wie es sich mit solch einer großen Last fährt, „habe ich noch nicht getestet“, sagt Peter Gutmair schmunzelnd.
Was er schon getestet hat, ist das Einsatzgebiet: innerstädtische Auslieferungen, wie erwähnt ohne Parkplatzprobleme, oder Fahrten in die Isnyer Ortsteile, nach Bolsternang, Neutrauchburg, Rohrdorf, „selbst der Jägerhof wurde schon mit einem Strauß beglückt – wobei die letzten 100 Meter echt zäh waren“.
Im Rahmen der Grabpflege durch seine Gärtnerei waren im heißen Sommer außerdem viele Gräber zu gießen, für jene im Isnyer Stadtgebiet steht seit Mai ein S-Pedelec zur Verfügung: „Pro Tag kann man mit dem schnellen E-Bike schon 30 bis 40 Kilometer runterreißen, das waren gut 1500 Kilometer in diesem Sommer“, überschlägt Gutmair. Nur halb im Ernst fügt er hinzu: „Man muss schon auch selber treten und kommt durchaus ins Schwitzen“, doch das ist’s ihm wert: „Es macht Spaß und den Kopf frei, genau wie das Fahren mit unserem E-Auto.“
Aktuell überlegt Gutmair, für seinen Idealismus und seine Begeisterung rund um elektrische Antriebstechniken wieder Überzeugungsarbeit zu leisten am Informationsstand der E-Mobilisten vor dem Wassertor bei „Isny macht auf“, dem verkaufsoffenen Sonntag am 23. September: „Ich kann es mir vorstellen, würde dann aber dazu noch den Willi Veith bitten, ob er nicht auch Lust hätte zu kommen – er hat auch ein Lastenrad, und wir bieten dann natürlich unsere Räder zum Testen an.“
Denn es war Fahrradspezialist Wilhelm Veith aus Neutrauchburg, der Gutmair vom elektrischen Kleinlieferwagen überzeugt hatte: „Willi hat uns Anfang 2018 E-Bikes ausgeliehen und bei der Präsentation erzählt, dass es 30 Prozent Förderung vom Land gibt bei einer gewerblichen Nutzung solcher Lastenfahrzeuge.“
Den Anschaffungspreis beziffert Gutmair auf „rund 7000 Euro“. Weil die Technik „nachhaltig und lange ausgerichtet ist“, sei es ihm diese Investition wert: „Wir waren Feuer und Flamme beim Gedanken, im Sommer in Isny alles mit E-Bike auszuliefern“, sagt Gutmair. Sogar eine Testfahrt nach Eisenharz hat er inzwischen unternommen: „Hin und zurück in 40 Minuten – kein Problem.“