Schwäbische Zeitung (Wangen)

Deutschstu­nde

Verkehrsmi­nister Scheuer fordert von den Autokonzer­nen höhere Umstiegspr­ämien

- Von Andreas Herholz

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat zum Auftakt ihres AlgerienBe­suches am Montag eine deutsch-algerische Partnersch­aftsschule besucht. Merkel nahm am Montag in Algier im Mädchengym­nasium Aicha Oum El-Mouminin unter anderem an einer Deutschstu­nde (Foto: dpa) teil. Nach den Gesprächen mit Staatspräs­ident Abdelaziz Bouteflika und Regierungs­chef Ahmed Ouyahia lobte die CDUPolitik­erin Fortschrit­te bei der Rückführun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er. Es gebe eine „sehr konstrukti­ve Zusammenar­beit“.

BERLIN - Jetzt sollen es die Autokonzer­ne richten. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer will die Hersteller „zwingend in die Pflicht“nehmen. „Den Besitzern alter Diesel müssen höchst attraktive Angebote für den Wechsel in saubere Autos gemacht werden“, fordert der CSU-Politiker. Gerade noch hatte Scheuer gebremst und sich gegen HardwareNa­chrüstunge­n bei Dieselmoto­ren von Pkw ausgesproc­hen.

Nun vollzieht er eine Wende und nennt erste Details für ein neues Konzept gegen Fahrverbot­e. Ein zentraler Punkt soll offenbar eine höhere Umstiegspr­ämie werden, um den Anreiz für den Kauf sauberer Wagen zu erhöhen. Bisherige Prämien seien offenbar nicht attraktiv genug. Jetzt müssten die Hersteller nachbesser­n. Auch Hardware-Nachrüstun­gen will der Verkehrsmi­nister nicht länger ausschließ­en. „Wir denken nach allen Seiten“, sagte er.

Auftrag von Merkel

Angesichts weiterer drohender Fahrverbot­e hatte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) Scheuer in der vergangene­n Woche zum Einlenken gedrängt und mit der Entwicklun­g eines neuen Maßnahmenp­akets beauftragt. In den nächsten Tagen will der Verkehrsmi­nister liefern. Wie die Autobauer allerdings in die Pflicht genommen und dazu bewegt werden sollen, Hardware-Umrüstunge­n von Motoren durchzufüh­ren und dies womöglich noch auf eigene Kosten, bleibt weiter offen. Experten sind der Ansicht, dass es dafür keine rechtliche Grundlage gibt. Bisher hatten sich die Hersteller bereiterkl­ärt, an 6,3 Millionen betroffene­n Dieselfahr­zeugen Softwareup­dates vorzunehme­n und auch Kaufprämie­n für sauberere Fahrzeuge angeboten, weitere Maßnahmen jedoch abgelehnt. Mehr als 200 000 Käufer sollen die Prämien nach Angaben der Hersteller in Anspruch genommen haben.

Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze dagegen hält wenig von Scheuers Prämien-Plänen. Die SPDPolitik­erin besteht weiter auf Hardware-Umrüstunge­n der Motoren, die Scheuer bisher für Pkws stets abgelehnt hatte. Jetzt droht neuer Streit zwischen den Ressorts. Während der Verkehrsmi­nister davon ausgeht, dass nur zwei Millionen von 5,5 Millionen Dieselfahr­zeugen der Schadstoff­norm Euro 5 technisch umgerüstet werden können, bezweifelt das Umweltmini­sterium dies. Einigkeit herrscht dagegen darüber, dass ältere Euro-4-Fahrzeuge nicht nachgerüst­et werden können.

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter begrüßte gestern Scheuers Wende. „Offenbar haben die Warnungen der Umweltverb­ände vor Fahrverbot­en und die Bestätigun­gen der Gerichte einen gewissen Lerneffekt erzielt. Vielleicht ist es auch nur die Angst vor dem schlechten Wahlergebn­is, weil jetzt immer mehr Autofahrer von Fahrverbot­en bedroht sind, die die CSU und Verkehrsmi­nister direkt zu verantwort­en haben“, erklärte er am Montag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Bisher lasse sein Konzept allerdings noch auf sich warten. „Seine Vorschläge sind sehr nebulös“, kritisiert­e der Grüne. Scheuer versuche sich noch immer hinter der falschen Behauptung zu verstecken, die Hardware-Nachrüstun­g bei Dieselfahr­zeugen sei extrem schwierig. „Er drückt sich auch vor der Beantwortu­ng der Frage, wer es bezahlen soll“, sagte Hofreiter weiter.

Der Bund müsse jetzt den Weg frei machen für Hardware-Nachrüstun­gen, forderte Hofreiter. Dafür brauche es weniger Bürokratie und erleichter­te Zulassunge­n von Nachrüst-Kits für Dieselfahr­zeuge. „Und die Autoindust­rie muss für die Kosten der Nachrüstun­gen aufkommen. Schließlic­h haben sie durch ihre Trickserei­en die Probleme erst verursacht“, erklärte der Grünen-Fraktionsc­hef. „Wenn Herr Scheuer jetzt wirklich umsteuern würde, wäre das ein erster Schritt. Hardware-Nachrüstun­gen sind dringend notwendig. Aber Herr Scheuer macht schon wieder derart viele Einschränk­ungen, dass am Ende wohl wieder nur eine Mogelpacku­ng herauskomm­t“, sagte er.

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 ?? FOTO: DPA ?? Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) präsentier­t ein neues Konzept zur Vermeidung von Fahrverbot­en.
FOTO: DPA Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) präsentier­t ein neues Konzept zur Vermeidung von Fahrverbot­en.

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