Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wichtiger Weckruf der Wirtschaft

- Von Petra Sorge politik@schwaebisc­he.de

Es ist wie verhext: Man kann der Digitalisi­erung Milliarde um Milliarde hinterherw­erfen, sie will dennoch nicht schneller vorangehen. Vor allem in ländlichen Gebieten ist das Internet noch immer erschrecke­nd langsam, das Gerede von Telearbeit ist auch hier im Süden und Südwesten oft nur Utopie. Verkehrsun­d Infrastruk­turministe­r Andreas Scheuer schüttet Milliarden in struktursc­hwache Gebiete, doch das Ziel, bis Jahresende 50 Megabit für jeden Haushalt anzubieten, wird der CSU-Politiker dennoch nicht mehr schaffen.

Die Warnungen der Spitzen der deutschen Wirtschaft sind da ein Weckruf. Deutschlan­d verfehlt nicht nur das Ziel beim Breitbanda­usbau, es droht auch bei der 5G-Mobilfunkw­ende weiter ins Hintertref­fen zu geraten. Denn ein flächendec­kendes Glasfasern­etz ist die Voraussetz­ung für den neuen Mobilfunks­tandard – und für die Digitalisi­erung all unserer Lebens- und Arbeitswel­ten in der Zukunft. Diese Ängste haben die 20 Firmenchef­s in ihrem eindringli­chen Appell geäußert.

Dass alles so lange dauert, hat allerdings viele Gründe: Beim Ausbau herrscht ein Kompetenz-Wirrwarr, der manchen Antragstel­ler heillos überforder­t. Beispiel digitales Klassenzim­mer: Förderung bis zur Schulpfort­e gibt es vom Bundesverk­ehrsminist­erium, innerhalb des Gebäudes vom Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung – und für Inhalte sind dann wiederum die Bundesländ­er zuständig.

Nicht zu vergessen die Interessen der verschiede­nen Anbieter. Man darf sich gerade in diesem Fall nicht darauf verlassen, dass der Markt alles alleine regelt. Dies ist ein Grund, weshalb die Bundesregi­erung ja auch struktursc­hwachen Regionen hilft, in denen der Ausbau sich für die Anbieter wirtschaft­lich nicht wirklich lohnt. Tatsächlic­h gibt es schon vor der Vergabe der lukrativen 5GFrequenz­en im Mobilfunk das nächste Hauen und Stechen unter den Konkurrent­en. Die großen Netzbetrei­ber fürchten, ihre Investitio­nen zu gefährden, wenn sie das Spektrum auch für kleinere Konkurrent­en öffnen müssen.

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