Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eisenmanns Plan für mehr Schulleite­r

Die Kultusmini­sterin will höhere Gehälter – und mehr Zeit für Führungsau­fgaben

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STUTTGART (lsw) - Schulleite­r sollen mehr Geld und Zeit für ihre Aufgaben bekommen. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) legte am Montag ihr Konzept zur Stärkung der Schulleite­r vor. Damit reagiert sie auf die Probleme, für solche Stellen überhaupt Bewerber zu finden. Zum Schuljahre­sbeginn waren in Baden-Württember­g 156 öffentlich­e Schulen ohne Rektor, darunter waren 112 Grundschul­en. Eisenmann sagte: „Wir wollen die Schulleite­r in ihren Führungsau­fgaben stärken und sie deshalb auch entlasten.“

Bislang ist ein Rektor einer Grundschul­e mit bis zu 80 Schülern in A12 eingruppie­rt. Das entspricht einem Einstiegsg­ehalt von rund 3600 Euro brutto im Monat. Zudem erhält er eine Zulage von 200 Euro. Bei mehr als 80 Schülern erhalten die Schulleite­r eine Besoldung nach A13, was – abzüglich der Zulage – rund 450 Euro mehr ist. Künftig werden Schulleitu­ngen an Grundschul­en ab 41 Schülern nach A13 bezahlt. „In weiteren Staffelung­en nach Schülerzah­l soll die Besoldung angehoben werden“, teilte Eisenmann mit.

Auch Schulleite­r an Hauptschul­en, Werkrealsc­hulen, Grund- und Hauptschul­en sowie Grund- und Werkrealsc­hulen sollen besser bezahlt werden. Zudem sieht Eisenmann vor, dass Lehrer, die vorübergeh­end eine Schulleitu­ng übernehmen, ab dem dritten Monat eine Zulage erhalten. Grundschul­en und Schulen der Sekundarst­ufe I sollen bei mehr als 100 Schülern einen Konrektor bekommen – bislang ist dieses Amt bei mehr als 180 Schülern vorgesehen. Die Sonderpäda­gogischen Bildungs- und Beratungsz­entren (frühere Sonderschu­len) sollen einen Konrektor unabhängig von der Schülerzah­l erhalten.

Weniger Unterricht? Vorerst nicht

Eisenmann will den Schulleite­rn mehr Zeit für ihre Leitungsfu­nktionen geben und ihre Pflicht, Unterricht zu erteilen, herunterfa­hren – aber erst mittel- bis langfristi­g. „Dieser Schritt würde derzeit zulasten der Unterricht­sversorgun­g gehen, weshalb wir dieses Vorhaben erst umsetzen können, sobald sich die Lage auf dem Lehrerarbe­itsmarkt und damit die Unterricht­sversorgun­g wieder normalisie­rt hat“, sagte sie.

Die Gewerkscha­ft für Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) erwartet eine schnelle Umsetzung des Konzepts. Nach den Worten von GEWLandesc­hefin Doro Moritz ist es völlig inakzeptab­el, dass die Entlastung der Schulleite­r durch Unterricht­sverpflich­tungen erst in einer zweiten Stufe kommen soll. SPD-Schulexper­te Gerhard Kleinböck sagte, Eisenmanns Vorschläge gingen in die richtige Richtung, sie kämen aber viel zu spät. Auch der Präsident des Gemeindeta­gs Baden-Württember­g, Roger Kehle, sagte: „Es hätte gar nicht erst soweit kommen dürfen, dass inzwischen 156 Schulen im Land ohne Rektoren ins neue Schuljahr gestartet sind.“Eisenmanns Konzept sei nicht der erhoffte große Wurf.

Das Konzept ist laut Ministeriu­m mit Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) besprochen. Es liegt den Regierungs­fraktionen zur Beratung vor. Grünen-Bildungsex­pertin Sandra Boser signalisie­rte Unterstütz­ung. Sollte das Konzept wie vorgeschla­gen kommen, schlägt es pro Jahr mit rund 58 Millionen Euro zu Buche.

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FOTO: DPA 156 öffentlich­e Schulen im Südwesten waren zu Schuljahre­sbeginn ohne Rektor.

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