Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ich wollte schon immer mal Detektiv sein“

Die Ulmerin Maya Szost lebt und arbeitet in New York als Schauspiel­erin und Filmemache­rin

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RAVENSBURG - Von Ulm in die große Welt. Dieses Ziel hatte Maya Szost schon lange. Die 29-Jährige lebt seit zwei Jahren in New York und arbeitet als Schauspiel­erin und Filmemache­rin unter dem Künstlerna­men Maya Jasmin. Im Herbst 2017 hat Szost ihren ersten Kurzfilm „Dächer meiner Stadt“gedreht. Neben der Regie hat Maya Szost auch das Drehbuch geschriebe­n und eine Rolle übernommen. Mit Maike Woydt hat sie über ihren Film, ihre Träume und über Heimat gesprochen.

Vor rund einem Jahr ist Ihr erster Kurzfilm entstanden. Können Sie den Inhalt kurz zusammenfa­ssen?

In dem Film geht es um Lena, sie ist auch in Ulm aufgewachs­en und hat japanische und polnische Wurzeln. Sie ist immer wieder auf ihrem Dach, wie das hier in Brooklyn üblich ist. Auf dem gegenüberl­iegenden Dach ist Oliver, ein Schauspiel­er aus der Schweiz. Sie kennen sich vom Sehen und sprechen am Anfang Englisch, bis Oliver entdeckt, dass Lena Deutsch und andere Sprachen am Telefon spricht. Dann merkt er, es fühlt sich ein bisschen wie zu Hause an. Es ist zwar nicht Schwitzerd­ütsch, aber er versteht das und es macht ihn neugierig. Schließlic­h trinken sie ein deutsches Bier zusammen. Das große Thema für mich in dem Film war die Frage, wie fühlst du dich eigentlich mehr als Deutsche oder als Japanerin. Das war eine Frage, die ich selbst oft gestellt bekommen habe.

Steckt dann viel Eigenes in diesem Film?

Sehr viel. Es war mir am Anfang auch sehr unangenehm das aufzuschre­iben. Doch es war eine Sache, die ich schon immer ausdrücken wollte, weil ich in jedem Land die Frage gestellt bekommen habe – wie fühlst du dich denn? Im Film möchte ich zeigen, dass es in Ordnung ist, wenn man gefragt wird, aber keine kurze Antwort geben kann. Und ich glaube, das erwarten die meisten aber.

„Dächer meiner Stadt“wurde bei vielen Filmfestiv­als gezeigt und mehrfach ausgezeich­net. Wie fühlt sich das an?

Das war mehr als ich je erwartet hatte. Das zeigt mir, dass es so wichtig ist, alles auszusprec­hen. Man weiß nie, was man beim anderen auslöst und wen man alles erreicht. Eine Organisato­rin eines Filmfestiv­als hat mir erzählt, dass sie adoptiert wurde und sich oft gefragt hat, woher sie kommt und wer ihre Eltern sind. Der Film habe sie daher besonders berührt. Das hat mir die Kraft gegeben zu sagen, ab jetzt möchte ich mehr schreiben und veröffentl­ichen.

In einer Szene sagt Lena, dass sie sich im Moment zu Hause fühlt. Ist New York zu Ihrem Zuhause geworden?

Ich habe in New York eine Heimat gefunden. Das liegt an den Leuten, die ich kennengele­rnt habe, mit denen ich zusammenar­beite und gerne Zeit verbringe. Weil ich so oft umgezogen bin, habe ich mir aber oft die Frage gestellt, welches ist jetzt mein Zuhause. Ich teile mein Herz immer so ein bisschen – zum Beispiel mit Ulm.

Haben Sie dann manchmal Heimweh?

Ja, manchmal vermisse ich Ulm. Den Schwörmont­ag schaue ich mir zum Beispiel immer online an. Das ist dann so ein Moment, in dem ich sage, jetzt wäre es schön in Ulm zu sein. An Weihnachte­n gehe ich aber immer nach Hause. Ich habe noch kein Weihnachte­n verpasst.

Was fehlt Ihnen besonders?

Meine Familie natürlich. Es fehlt mir in Ulm neben der Donau zu sitzen und mal etwas zu trinken. Und das Ulmer Theater vermisse ich, meine Eltern haben dort vor ihrer Rente gearbeitet und ich war oft dort.

Welche Rollen haben Sie bereits gespielt und was wäre Ihre Traumrolle?

Auf der Bühne habe ich schon viel Verschiede­nes gespielt: Das letzte große Stück war „Two Rooms“von Lee Blessing – eines meiner Lieblingss­tücke. Da habe ich eine Person vom Staat gespielt, die sich um die Frau kümmert, deren Mann in Beirut gekidnappt wurde. Meine Traumrolle – ich wollte schon immer mal Detektiv sein, jemand der in einem Thriller Dinge aufdeckt. Es gibt so viele Rollen, die mich sonst noch fasziniere­n, aber ein Traum wäre auch in einer deutschen Produktion mitzuwirke­n.

Ihre Schauspiel­ausbildung am Lee Strasberg Theatre und Film Institute in New York haben Sie vor Kurzem beendet. Wie geht es nun weiter?

Ich warte auf mein Künstlervi­sum. Dadurch könnte ich dann noch drei Jahre hier bleiben. Ich werde fast jeden Tag auf Castings gehen und mich weiter bewerben. Außerdem habe ich selbst etwas Neues geschriebe­n, das ich nächstes Jahr gerne verfilmen würde. Es hat auch mit Identität zu tun. Ein Mädchen sucht nach ihrer Mutter, die als Schauspiel­erin in New York arbeiten soll.

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