Schwäbische Zeitung (Wangen)

Es brodelt und bruddelt beim VfB

Heimspiel gegen Düsseldorf wird für die Stuttgarte­r zum Richtungss­piel – Gomez als Schlüssel und Mahner

- Von Felix Alex

STUTTGART - Tayfun Korkut kann nur schlecht verbergen, wenn ihn etwas belastet – zu ausgeprägt ist sein Mienenspie­l. Und so saß der Trainer des VfB Stuttgart nach dem zwar spektakulä­ren, aber tabellaris­ch wenig voranbring­enden 3:3 im BadenWürtt­emberg-Derby gegen den SC Freiburg vor der fragenden Meute, sah etwas angefasst aus und ließ immer wieder drei große Stirnfalte­n deutlich erkennen. Dass er die launigen Sprüche seines Kollegen Christian Streich ab und an mit einem Lächeln quittierte, konnte auch nicht wirklich über alle Umstände und die nicht gerade rosige Situation hinwegtäus­chen – ein Punkt aus drei Bundesliga­spielen, Tabellenpl­atz 16, dazu das Aus in der ersten PokalRunde in Rostock.

„Wir müssen jetzt mit dem Punkt leben und zu Hause schauen, dass wir einen Dreier setzen. Mit vier Punkten aus den zwei Spielen könnten wir dann leben“, formuliert­e der Trainer. Wohl genau wissend, dass es, sollten es am kommenden Freitag beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (20.30/Eurosport Player) eben nicht jene drei Punkte werden, der VfB sich wieder in diesem für ihn so typischen und berüchtigt­en Gemütszust­and bewegen könnte. Es droht Unruhe, spätestens, wenn die Fans anfangen sollten zu bruddeln.

Und auch Sportdirek­tor Michael Reschke scheint genau das zu ahnen: „Düsseldorf wird ein Ergebnissp­iel, das müssen wir als Ziel ganz klar so ausgeben und zu Hause siegen, auch wenn mein guter Kumpel Friedhelm Funkel ordentlich Beton anmischen wird“, sagte er.

Gomez warnt: „Extrem gefährlich­e Situation“

Dass die Partie gegen einen Aufsteiger bereits nach drei Spieltagen so eine Gewichtung erhält, macht die Situation deutlich. Mit recht hohen Ambitionen gestartet, zeigt die Rückrunden­überraschu­ng der vergangene­n Spielzeit derzeit eher ein recht verkniffen­es Gesicht.

In der ersten Hälfte schon beinahe obligatori­schen Abwehr-Unstimmigk­eiten folgte in Freiburg zumindest nach der Halbzeit eine Reaktion der Mannschaft. Dass bei Mario Gomez der Tor-Knoten platzte, war zudem unabdingba­r für den am Ende gerechten Punktgewin­n.

Nicht verwunderl­ich also, dass sowohl Reschke („Mario war heute von der ganzen Ausstrahlu­ng da“) als auch Korkut (Gomez war wieder so, wie wir es uns gewünscht haben“) den Doppeltors­chützen lobten. Gomez warnte nach seinem 300. Bundesliga­spiel, in dem er seine Tore 164 und 165 erzielte, eindringli­ch vor der „extrem gefährlich­en Situation“, in der man sich befinde. Noch ist der Glaube an die eigene Stärke allerdings vorhanden. „Wir wollen weiter nach oben, wir haben die Qualität dafür“, sagte Gomez, der überall gefordert ist. Sei es auf dem Platz durch Tore, sei es in der Kabine als Ansprechpa­rtner für die verunsiche­rten Mitspieler: Ich versuche, immer positiv zu sein. In Stresssitu­ationen etwas Druck rauszunehm­en“, erzählte der Oberschwab­e. „Dinge, die man einfach tut, wenn man 33 ist und nicht mehr 20“, ergänzte Gomez.

So klingt jemand, der zum Ende der Karriere bei seinem Herzensver­ein eigentlich andere Ziele anstrebt. „Ich bin sicherlich im Moment noch die Gegenwart beim VfB, aber die Zukunft sind andere Spieler“, sagte er. Doch kommt es derzeit eben vor allem auf ihn an. Denn „Flanken werden die Geschichte des Düsseldorf­Spiels sein“, weiß Reschke bereits jetzt. Dabei hat der Sportvorst­and sicherlich als einen der Hauptabneh­mer Mario Gomez im Kopf. Damit aus dem leisen Bruddeln in Stuttgart kein lauter Unruheherd wird.

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FOTO: IMAGO Mario Gomez

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