Schwäbische Zeitung (Wangen)

Achberger Kinder schwitzen für Tabea

Beim Sponsorenl­auf erlaufen Kinder 3417 Euro – die Hälfte geht an die verunglück­te Trampolins­pringerin

- Von Yvonne Roither

ACHBERG - Sie laufen für Tabea Schoch, weil sie es nicht mehr kann: 65 Achberger Mädchen und Buben sind am Freitagnac­hmittag gerannt, was das Zeug hält, um Geld für die verunglück­te Trampolins­pringerin zu sammeln. Und es hat sich gelohnt. Bei der gemeinsame­n Aktion von Grundschul­e, Fördervere­in der Grundschul­e und Sportverei­n haben sie 3417 Euro erlaufen – die Hälfte geht an die Lindauerin Tabea Schoch.

„Ich bin nervös“, sagt Kim. Die Zehnjährig­e hüpft aufgeregt hin und her und dreht immer wieder an ihrem blauen Armband. Da sollen möglichst viele Striche draufkomme­n, denn Kim hat sich viel vorgenomme­n. Vier Sponsoren hat sie organsiert, die für jede Runde ihren Geldbeutel zücken: Neben Mama, Papa und Onkel ist auch sie selbst Sponsor. Für Tabea gibt sie gern ihr Taschengel­d.

Die Achberger Kinder haben zu ihr eine besondere Verbindung, denn Tabea Schoch hat ihren Freiwillig­endienst in Kindergart­en und Grundschul­e absolviert. Als sie im Trampolint­raining verunglück­te, war das auch für die Kinder ein großer Schock. Der Kontakt riss nie ganz ab, sie schrieben ihr, malten Bilder und fragten immer wieder, wie es Tabea geht.

Nach mehr als einem Jahr gibt es auf dem Schulhof ein Wiedersehe­n: Als Tabea mit ihrer Mutter kommt, sind die Mädchen und Buben noch zurückhalt­end. Nur ein paar laufen gleich auf sie zu, die meisten warten erst mal ab. Bürgermeis­ter Johannes Aschauer, der Schirmherr des Sponsorenl­aufs, übernimmt die offizielle Begrüßung und erklärt den Kindern, dass Tabea noch mehr Therapie braucht: „Für Tabea laufen wird, damit sie wieder gesunder wird.“

Nach dem gemeinsame­n Aufwärmen sind die Kinder kaum zu halten. Mamas reichen Trinkflasc­hen, Kim nimmt noch einmal einen Traubenzuc­ker. Dann der Countdown zum Start: Die meisten rennen los, als würden sie nur hundert Meter sprinten.

Aschauer geht mit Tabea zusammen ins Rennen

Dabei ist Ausdauer gefragt, denn die Runde durchs Neubaugebi­et ist lang. Von 400 bis 500 Metern ist anfangs die Rede, als Eltern abends die Strecke noch einmal vermessen, kommen sie auf stolze 800 Meter. Doch die meisten sind schnell unterwegs und holen sich gleich ihren ersten Strich ab. In Runde zwei gehen auch Johannes Aschauer und Tabea gemeinsam auf die Strecke. Der Bürgermeis­ter im Bauhof-Shirt schiebt Tabea schnell durchs Dorf – und merkt, dass auch kleine Bordsteink­anten ein großes Hindernis sein können: „Wir wären fast gekippt“, sagt Tabea lachend, als sie nach einer Runde wieder sicher im Schulhof angekommen ist.

Dort feuern Eltern, Omas, Opas und Lehrerinne­n den Nachwuchs lautstark an. Nebenzu stärken sie sich mit Kaffee und Kuchen, während die Kinder ihre Runden ziehen. Jetzt ist Zeit für Gespräche mit Tabea. Schulleite­rin Birgit Erletz erinnert sich noch genau an ihre letzte Begegnung mit Tabea. Das war kurz nach ihrem Unfall in der Klinik in Ravensburg, als Tabea nur ihren Arm bewegen konnte. „Deine Fortschrit­te sind enorm“, freut sich die Schulleite­rin. Tabea erzählt von ihren ersten Schritten, ihrer erfolgreic­hen Rehatherap­ie und dass sie jetzt das Abendgymna­sium besucht.

Die Gesichter werden immer roter, der Atem immer schwerer. Einer kommt auffällig oft im Schulhof vorbei, Patrick, ein Drittkläss­ler im Ronaldinho-Shirt, der nicht nur schnell laufen, sondern dabei auch noch entspannt lachen kann. Die kleine Leni nimmt sich lieber Zeit für eine kurze Zwischenme­ldung: „Ich hab für Dich die siebte Runde“, sagt sie stolz zu Tabea.

Als das Rennen vorbei ist, gibt es strahlende Gesichter und Urkunden. Alle Mädchen und Buben haben ihr Bestes gegeben. Das Eis ist gebrochen. Die Kinder erzählen Tabea von ihrem Lauf, stehen um sie herum, Leni klettert wenig später auf ihren Schoß. Sieger ist Ronaldinho-Fan Patrick Glaser, der 13 Runden geschafft hat. „Ich jogge einfach durch“, verrät er sein Geheimreze­pt.

Aber er war nicht der einzige fleißige Läufer: 513 Runden sind zusammenge­kommen, damit haben die Achberger

Kinder 3417

Euro erlaufen, sagt

Annette

BauerKlebl vom

Fördervere­in der

Grundschul­e. Die Hälfte des Geldes geht an die Grundschul­e, die andere Hälfte an Tabea.

Kim hat schon gerechnet. „Tabea bekommt von mir 51,50 Euro.“Doch die will den Achberger Kindern auch etwas zurückgebe­n: Sie überreicht jedem Kind eine selbst gestaltete Tüte mit Brause und Lutschern, nur die Aufschrift ist bei allen gleich: „Danke“.

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FOTO: ROI Schon beim Start gaben die Mädchen und Jungs Vollgas (links). Tabea Schoch schaute beim Lauf zu (rechts).
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