Innenstadtverkehr größtenteils hausgemacht
Verkehrsstudie im Gemeinderat Bad Wurzach vorgestellt – Stadt will nun ein Konzept ausarbeiten
BAD WURZACH - Eine relativ gute Situation durch die Umgehungsstraßen bescheinigt eine Verkehrsstudie der Stadt Bad Wurzach. Diese wurde nun dem Gemeinderat vorgelegt. Die Studie soll Grundlage der weiteren Arbeit an einem Verkehrsplan sein, kündigte Bürgermeisterin Alexandra Scherer (CDU) an. Dieser Plan soll „Handlungs- und Verlagerungspotenziale herausarbeiten“.
86 Schüler des Salvatorkollegs hatten im Mai dieses Jahres zwei Tage lang an mehreren Stellen den Verkehr gezählt und Autofahrer nach Abfahrtsort, Abfahrtsziel, Grund der Fahrt und Anzahl der Insassen befragt. Standorte waren Biberacher Straße, Ravensburger Straße, Herrenstraße, Schloßstraße, Schulstraße, Leutkircher Straße, Waldburgstraße, die B 465 und die L 314.
Ergebnis: Herren- und Marktstraße tragen innerorts die höchste Belastung mit einem Fahrzeugaufkommen zwischen 7100 und 7400 Kfz. In der Biberacher Straße sind es an die 6400 Kfz pro Tag, in der Ravensburger Straße rund 5500, in der Leutkircher Straße bis zu 5000. Diese Zahlen werden steigen, so Wolfgang Wahl vom beauftragten Büro Rapp Trans aus Freiburg. Acht Prozent mehr Pkw und zwölf Prozent mehr Schwerverkehr über 3,5 Tonnen sagt die Studie für das Jahr 2030 voraus.
Einiges könnte mit einem öffentlichen Nahverkehr und mit dem Umstieg aufs Fahrrad abgefangen werden, so der Experte. Vor allem beim innerörtlichen Verkehr, der laut Studie 69 Prozent ausmacht. Der Durchgangsverkehr könnte zumindest zum Teil auf die Umgehungsstraßen umgelenkt werden. Die Umgehungsstraßen selbst unterscheiden sich von ihrer Belastung her stark. Sind es auf der B 465 aus Richtung Leutkirch bis zum Kreisverkehr Verallia und weiter Richtung Ravensburg täglich bis zu 11 100 Fahrzeuge, benutzen die B 465 Richtung Biberach (Dr.-HarryWiegand-Straße) nur noch 2200 bis 2300 Kfz. Hier nutzen wohl viele die „Abkürzung“durch die Stadt, so die Vermutung einiger Stadträte.
Auffällig ist in Bad Wurzach die geringe Anzahl Insassen in den Fahrzeugen. Hier ergab die Studie einen TRAUERANZEIGEN Durchschnittswert von 1,31 Personen pro Pkw. Der Wert für ganz Deutschland liegt bei 1,5. Drei der vier in Bad Wurzach angehaltenen Autofahrer saßen alleine im Fahrzeug.
Ob oder welche Schlüsse aus der Untersuchung gezogen werden und wo Schwerpunkte gesetzt werden, sei eine politische Frage, so Wahl. „Alle Bedürfnisse sind nicht zu erfüllen“, sagte er. Er gab auch zu bedenken, dass beispielsweise jede Umlenkung von Verkehr diesen eben nur verlagere, nicht aber grundsätzlich eindämme. Das erreiche man nur durch öffentlichen Nahverkehr oder ein anderes Nutzerverhalten.
Hohe Kosten in mehreren Bereichen
Die Studie lässt aber keinen Zweifel, dass sich ein Eindämmen vor allem des sogenannten motorisierten Individualverkehrs lohne. Denn der verursache in mehreren Bereichen hohe Kosten: Straßenbau, Straßenerhalt, Folgen der Umweltverschmutzung, Folgen von Unfällen, Flächenverbrauch, Grundstücksentwertung, Einschränkung der Mobilität nicht motorisierter Verkehrsteilnehmer.
Stadtrat Armin Willburger (FW) nahm die Studie zum Anlass, an die Kreisräte zu appellieren, sich für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs einzusetzen. „Es gibt Orte, an deren Haltestellen nur noch der Schulbus hält. Und auch beim Radwegenetz könnte man mehr machen.“Franz-Josef Maier (Mir Wurzacher) fragte, ob es sinnvoll sei, die Verengungen am Innenstadteingang aufzulösen. „Wenn man einen Flaschenhals öffnet, fließt es besser, aber wahrscheinlich fließt dann auch mehr“, entgegnete der Experte. Sibylle Allgaier (CDU) regte an, über eine Verlagerung des Schulbusverkehrs von der Grundschule über den Postplatz bis zum Schulzentrum nachzudenken. Hansjörg Schick (CDU) gab zu bedenken, man müsse genau überlegen, „wen man in der Stadt haben will“. Er warnte davor, Kaufwillige zu vertreiben.
Die Studie hat die Stadt 17 000 Euro gekostet. Scherer versprach eine zeitnahe Präsentation erster Vorstellungen der Verwaltung. „Das soll nicht in der Schublade verschwinden. Da werden wir was machen.“