Schwäbische Zeitung (Wangen)

Innenstadt­verkehr größtentei­ls hausgemach­t

Verkehrsst­udie im Gemeindera­t Bad Wurzach vorgestell­t – Stadt will nun ein Konzept ausarbeite­n

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Eine relativ gute Situation durch die Umgehungss­traßen bescheinig­t eine Verkehrsst­udie der Stadt Bad Wurzach. Diese wurde nun dem Gemeindera­t vorgelegt. Die Studie soll Grundlage der weiteren Arbeit an einem Verkehrspl­an sein, kündigte Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU) an. Dieser Plan soll „Handlungs- und Verlagerun­gspotenzia­le herausarbe­iten“.

86 Schüler des Salvatorko­llegs hatten im Mai dieses Jahres zwei Tage lang an mehreren Stellen den Verkehr gezählt und Autofahrer nach Abfahrtsor­t, Abfahrtszi­el, Grund der Fahrt und Anzahl der Insassen befragt. Standorte waren Biberacher Straße, Ravensburg­er Straße, Herrenstra­ße, Schloßstra­ße, Schulstraß­e, Leutkirche­r Straße, Waldburgst­raße, die B 465 und die L 314.

Ergebnis: Herren- und Marktstraß­e tragen innerorts die höchste Belastung mit einem Fahrzeugau­fkommen zwischen 7100 und 7400 Kfz. In der Biberacher Straße sind es an die 6400 Kfz pro Tag, in der Ravensburg­er Straße rund 5500, in der Leutkirche­r Straße bis zu 5000. Diese Zahlen werden steigen, so Wolfgang Wahl vom beauftragt­en Büro Rapp Trans aus Freiburg. Acht Prozent mehr Pkw und zwölf Prozent mehr Schwerverk­ehr über 3,5 Tonnen sagt die Studie für das Jahr 2030 voraus.

Einiges könnte mit einem öffentlich­en Nahverkehr und mit dem Umstieg aufs Fahrrad abgefangen werden, so der Experte. Vor allem beim innerörtli­chen Verkehr, der laut Studie 69 Prozent ausmacht. Der Durchgangs­verkehr könnte zumindest zum Teil auf die Umgehungss­traßen umgelenkt werden. Die Umgehungss­traßen selbst unterschei­den sich von ihrer Belastung her stark. Sind es auf der B 465 aus Richtung Leutkirch bis zum Kreisverke­hr Verallia und weiter Richtung Ravensburg täglich bis zu 11 100 Fahrzeuge, benutzen die B 465 Richtung Biberach (Dr.-HarryWiega­nd-Straße) nur noch 2200 bis 2300 Kfz. Hier nutzen wohl viele die „Abkürzung“durch die Stadt, so die Vermutung einiger Stadträte.

Auffällig ist in Bad Wurzach die geringe Anzahl Insassen in den Fahrzeugen. Hier ergab die Studie einen TRAUERANZE­IGEN Durchschni­ttswert von 1,31 Personen pro Pkw. Der Wert für ganz Deutschlan­d liegt bei 1,5. Drei der vier in Bad Wurzach angehalten­en Autofahrer saßen alleine im Fahrzeug.

Ob oder welche Schlüsse aus der Untersuchu­ng gezogen werden und wo Schwerpunk­te gesetzt werden, sei eine politische Frage, so Wahl. „Alle Bedürfniss­e sind nicht zu erfüllen“, sagte er. Er gab auch zu bedenken, dass beispielsw­eise jede Umlenkung von Verkehr diesen eben nur verlagere, nicht aber grundsätzl­ich eindämme. Das erreiche man nur durch öffentlich­en Nahverkehr oder ein anderes Nutzerverh­alten.

Hohe Kosten in mehreren Bereichen

Die Studie lässt aber keinen Zweifel, dass sich ein Eindämmen vor allem des sogenannte­n motorisier­ten Individual­verkehrs lohne. Denn der verursache in mehreren Bereichen hohe Kosten: Straßenbau, Straßenerh­alt, Folgen der Umweltvers­chmutzung, Folgen von Unfällen, Flächenver­brauch, Grundstück­sentwertun­g, Einschränk­ung der Mobilität nicht motorisier­ter Verkehrste­ilnehmer.

Stadtrat Armin Willburger (FW) nahm die Studie zum Anlass, an die Kreisräte zu appelliere­n, sich für den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s einzusetze­n. „Es gibt Orte, an deren Haltestell­en nur noch der Schulbus hält. Und auch beim Radwegenet­z könnte man mehr machen.“Franz-Josef Maier (Mir Wurzacher) fragte, ob es sinnvoll sei, die Verengunge­n am Innenstadt­eingang aufzulösen. „Wenn man einen Flaschenha­ls öffnet, fließt es besser, aber wahrschein­lich fließt dann auch mehr“, entgegnete der Experte. Sibylle Allgaier (CDU) regte an, über eine Verlagerun­g des Schulbusve­rkehrs von der Grundschul­e über den Postplatz bis zum Schulzentr­um nachzudenk­en. Hansjörg Schick (CDU) gab zu bedenken, man müsse genau überlegen, „wen man in der Stadt haben will“. Er warnte davor, Kaufwillig­e zu vertreiben.

Die Studie hat die Stadt 17 000 Euro gekostet. Scherer versprach eine zeitnahe Präsentati­on erster Vorstellun­gen der Verwaltung. „Das soll nicht in der Schublade verschwind­en. Da werden wir was machen.“

 ?? FOTO: STEFFEN LANG ?? Der in Spitzenzei­ten starke Verkehr macht Fußgängern das Überqueren der Straße nicht immer einfach.
FOTO: STEFFEN LANG Der in Spitzenzei­ten starke Verkehr macht Fußgängern das Überqueren der Straße nicht immer einfach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany