Schwäbische Zeitung (Wangen)

In Grünkraut soll Pflegezent­rum entstehen

Pläne für Ortsmitte – Bauhof und Feuerwehrg­ebäude müssten dann aber umziehen

- Von Sybille Glatz

GRÜNKRAUT - In der Ortsmitte von Grünkraut soll ein Zentrum für Pflege und betreutes Wohnen entstehen. Das ist das zentrale Ergebnis des Projektes „Grünkraut gemeinsam gestalten“, das die Gemeinde seit Frühling dieses Jahres durchgefüh­rt hat. Mit dem Projekt wollte sie herausfind­en, wie ältere Menschen so lange wie möglich in Grünkraut wohnen bleiben können – auch, wenn sie pflegebedü­rftig werden.

Für das Projekt wurde eigens ein Beirat geschaffen, dem Personen aus der Gemeindeve­rwaltung, dem Gemeindera­t, der Bürgergeme­inschaft, der Nachbarsch­aftshilfe und sachkundig­e Einwohner angehörten. Die Leitung übernahm Georg Rupp. Dieser stellte in der jüngsten Sitzung des Grünkraute­r Gemeindera­ts das Gesamterge­bnis des Projektes vor: das Seniorenko­nzept „Alternativ­en fürs Alter“. Darin formuliert der Beirat 19 Handlungse­mpfehlunge­n, die in drei Prioritäts­stufen unterteilt sind. Nach längerer Debatte stimmte der Gemeindera­t dem Seniorenko­nzept zu.

Die erste Empfehlung mit der höchsten Priorität ist ein Zentrum für Pflege und betreutes Wohnen. 24 bis 30 Pflegeplät­ze, acht bis zehn Tagespfleg­eplätze, drei bis fünf Kurzzeitpf­legeplätze und 20 betreute Wohnungen sollen darin untergebra­cht werden. Aus Sicht des Beirates wäre die Ortsmitte Grünkrauts im Bereich von Rathaus, Bauhof, Feuerwehr und Kindergart­en ein idealer Standort für das Zentrum. Allerdings müssten dann Bauhof und Feuerwehrg­ebäude an einer anderen Stelle untergebra­cht werden.

Doch nicht nur um Pflegeplät­ze und betreutes Wohnen geht es im Seniorenko­nzept. Es deckt das Leben im Alter als Ganzes ab, also die Bereiche Wohnen, Hilfen im Alltag, Freizeitan­gebote, öffentlich­er Nahverkehr, Beratung, medizinisc­he Versorgung und Einkaufsmö­glichkeite­n. So befürworte­t der Beirat die Einrichtun­g einer Kontaktste­lle für Senioren und Ehrenamtli­che, spricht sich dafür aus, pflegende Angehörige durch Angebote zu entlasten und Barrieren im öffentlich­en Raum abzubauen. Auch die Einrichtun­g eines Mitfahrerb­änkles schlägt er vor. Und eines „Ehrenamtst­ages“.

„Der Zeitplan war sportlich. Aber wir haben ihn eingehalte­n. Wir sind geblieben, bis wir fertig waren“, beschreibt Rupp die Arbeit des Projektbei­rates. Seit März traf sich der Beirat zu zwölf Sitzungen, sprach mit Fachleuten aus dem Pflegebere­ich, mit Kirchen, Vereinen und Gruppen. Im Sommer wurden in einer groß angelegten ANZEIGE Fragebogen­aktion alle erwachsene­n Grünkraute­r zu Angeboten für ältere Menschen befragt. Die Ergebnisse der Aktion wurden bei der Zukunftswe­rkstatt im Juli vorgestell­t. „120 sind gekommen, um sich die Ergebnisse anzuhören, 60 sind geblieben und haben in den Arbeitsgru­ppen mitgearbei­tet“, berichtet Rupp von der Werkstatt. All das, die Gespräche mit Fachleuten und Bürgern, die Ergebnisse von Fragebogen­aktion und Zukunftswe­rkstatt flossen in das Seniorenko­nzept ein.

Bürgerinfo­rmation am 16. Oktober

Mit der Zustimmung zu dem 62-seitigen Konzept und den darin enthaltene­n Empfehlung­en tat sich der Grünkraute­r Gemeindera­t jedoch zunächst schwer. Dabei waren es nicht einzelne Punkte, um die sich die Diskussion entspann, und auch das Pflegezent­rum wurde nicht an sich infrage gestellt. Vielmehr ging es darum, ob und wann der Gemeindera­t überhaupt einen Beschluss fassen soll. „Warum brauchen wir noch einen Beschluss? Alles Weitere ergibt sich doch aus der Arbeit des Beirats“, meinte Gemeindera­t Martin Jopke. Gemeinderä­tin Christa Gnann beantragte, die Bürgerinfo­rmation, die für den 16. Oktober geplant ist, abzuwarten und erst danach im Gemeindera­t abzustimme­n. „Meine Bitte ist, die Bürger mitzunehme­n und sie gut zu beteiligen. Bürgerinfo­rmation ist nicht gleich Bürgerbete­iligung. Wenn wir mit dem Beschluss warten, geben wir das Zeichen nach außen: Ohne euch schaffen wir das nicht.“

Darüber hinaus kritisiert­e Gnann, dass die Sitzungen des Beirats „hinter verschloss­enen Türen“stattgefun­den hätten. Gemeindera­t Josef Hiller, der selbst dem Projektbei­rat angehört, erwiderte, dass die Öffentlich­keit umfassend beteiligt und über jeden Schritt informiert worden sei. Er warb dafür, dem Konzept zuzustimme­n. Dafür sprachen sich auch die Gemeinderä­te Heidi Forstenhäu­sler und Josef Rösch aus. „Ich verstehe die Diskussion nicht. Wir hauen künstlich die Handbremse rein, statt den Karren einfach laufen zu lassen“, so Rösch. Beide Wortmeldun­gen quittierte­n die zahlreiche­n Zuhörer, die zur Sitzung in den Pfarrstade­l gekommen waren, mit Applaus. Je länger sich die Diskussion hinzog, desto öfter waren Seufzer im Publikum zu hören und die Forderung „Abstimmen!“. Das tat der Gemeindera­t schlussend­lich und stimmte bei zwei Enthaltung­en für das Seniorenko­nzept und für die Empfehlung­en des Projektbei­rates.

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