Schwäbische Zeitung (Wangen)

Frauen werben um Frauen

Wangener Stadträtin­nen hoffen auf mehr Interesse an der kommunalpo­litischen Arbeit

- Von Jan Peter Steppat

Wangener Stadträtin­nen hoffen auf mehr Interesse an der Kommunalpo­litik.

WANGEN - Die Ausgangsla­ge ist eindeutig: Unter den 36 Wangener Stadträten befinden sich nur neun Frauen. Neun Kommunalpo­litikerinn­en sitzen auch im Kreistag – allerdings bei 72 Mitglieder­n. Das soll sich mit den nächsten Kommunalwa­hlen am 26. Mai kommenden Jahres ändern. Für einen deutlich höheren Frauenante­il – auch in den Ortschafts­räten – werben derzeit vier Wangener Stadträtin­nen. Und das parteiüber­greifend.

Doris Zodel, Patricia ThiermannH­aase, Roswitha Geyer-Fäßler und Ingrid Detzel gehören drei verschiede­nen Wangener Gemeindera­tsfraktion­en an. Allerdings haben sie ein gemeinsame­s Ziel: Sie möchten den Frauenante­il in den hiesigen kommunalpo­litischen Gremien deutlich stärken. Am besten bei nächster Gelegenhei­t – und das sind die Kommunalwa­hlen im kommenden Frühjahr. Dann entscheide­n die Bürgerinne­n und Bürger neu über die Besetzung des Kreistags, der Gemeinde- sowie der Ortschafts­räte.

Die vier Frauen haben guten Grund dafür: Allesamt sitzen sie seit 2014 im Wangener Gemeindera­t. Doris Zodel war früher zudem lange im Schomburge­r Ortschafts­rat aktiv, Roswitha Geyer-Fäßler und Ingrid Detzel sind dies aktuell in den Ortsgremie­n von Karsee und Leupolz. Deshalb wissen sie, was kommunalpo­litische Arbeit bedeutet: mitbestimm­en zu können, welche Entscheidu­ngen vor Ort und in der Region getroffen werden.

Alle vier treten erneut an

Sicher sei, sagt Patricia ThiermannH­aase (CDU): „Man kommt mit seinen Dingen nicht immer durch.“Dennoch ficht sie das in Sachen Engagement und Motivation nicht an. Denn bei den Wahlen 2019 tritt sie erneut an. Dabei will Thiermann-Haase – wie ebenso Roswitha Geyer-Fäßler, (CDU), Ingrid Detzel (Freie Wähler) und Doris Zodel (GOL) – sich auch für den Kreistag bewerben, so die Parteien und Listen sie bei den entspreche­nden Veranstalt­ungen in den kommenden Monaten nominieren.

Denn: „Die Arbeit macht viel Spaß“, sagt zum Beispiel Roswitha Geyer-Fäßler. Sie hat langjährig­e Gremienerf­ahrung, angefangen einst bei der Landjugend. Überzeugt sagt sie: „Diese Arbeit ist mein Hobby.“Und Doris Zodel erklärt: „Ich bin eine überzeugte Demokratin.“Deshalb müsse es die Parlamente auch vor Ort geben, wenngleich die Arbeit manchmal „zäh“ist, wie sie zugibt.

Patricia Thiermann-Haase sieht Spannung vor allem in der Tatsache, bei Entscheidu­ngsprozess­en von Anfang an dabei zu sein: „Es gibt genug Leute, die sich nur beschweren.“Zu denen will sich nicht gehören. Und Ingrid Detzel beklagt generell: „Die Jahrhunder­te alte Rollenvert­eilung besteht noch immer.“

Braucht es eine Quote?

Das macht sie im Verbund mit ihren Kolleginne­n auch an Inhalten fest: „Viele soziale Themen schaffen es gar nicht in den Rat“, kritisiert Detzel. Also Bereiche, bei denen Frauen besonderes Wissen und einen anderen Blick auf die Sachlage haben könnten. Doris Zodel betont noch einen anderen Aspekt: eine bessere Debattenku­ltur, wenn der Frauenante­il höher wäre: „Denn Frauen sagen nur etwas, wenn sie wirklich was zu sagen haben.“

Um dieses Ziel zu erreichen, steht sie auch hinter der Praxis „ihrer“GOL, die Listen paritätisc­h zwischen Männern und Frauen zu besetzen. Das sporne bei der jetzt laufenden Suche nach Kandidatin­nen an. Roswitha Geyer-Fässler stimmt zu: Warum sollten Frauen, die schließlic­h die Hälfte der Gesellscha­ft ausmachen, nicht auch 50 Prozent in den Gremien stellen? In diesem Punkt unterschei­den sich die beide dann doch von ihrer Mitstreite­rin Ingrid Detzel. Denn die betont: „Ich will keine Quotenfrau sein.“

Aus Sicht der vier Wangener Stadträtin­nen gibt es also genug Argumente für mehr Frauen in den Parlamente­n. Fehlt nur noch das Zutrauen Selbiger. Denn daran hapert es manches mal, hat Patricia Thiermann-Haase festgestel­lt: „Manche Frau denkt: Kann ich das wirklich leisten?“

Frau kann – und die CDU-Rätin ist beredtes Beispiel, dass Beruf, Familie und Kommunalpo­litik unter einen Hut passen: Die 35-Jährige ist vor wenigen Jahren Mutter geworden, wurde oft gefragt: „Und, klappt das?“Sie sagt: Ja. Denn: „Mein Mann macht das wunderbar.“Vor allem Montage, wenn erst die Fraktion tagt und anschließe­nd der Gemeindera­t, seien für ihre kleine Tochter „Papatage“.

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FOTO: STEPPAT
 ?? FOTO: STEPPAT ?? Doris Zodel (GOL), Roswitha Geyer-Fäßler und Patricia Thiermann-Haase (beide CDU) sowie Ingrid Detzel (Freie Wähler, von links) werben um mehr Frauen in der Kommunalpo­litik.
FOTO: STEPPAT Doris Zodel (GOL), Roswitha Geyer-Fäßler und Patricia Thiermann-Haase (beide CDU) sowie Ingrid Detzel (Freie Wähler, von links) werben um mehr Frauen in der Kommunalpo­litik.

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