Schwäbische Zeitung (Wangen)

Martin Hahn sieht Probleme des Friedrichs­hafener Flughafens längst nicht gelöst

Politiker im Bodenseekr­eis begrüßen die Förderung des Flughafens durch das Land

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Entscheidu­ng des Landes, dem Flughafen Friedrichs­hafen ein Darlehen in Höhe von einer Million Euro zu gewähren, wird von den Politikern im Bodenseekr­eis überwiegen­d mit Freude aufgenomme­n. Der Landtagsab­geordnete Martin Hahn (Grüne) gibt jedoch zu bedenken, dass die Zukunft des Bodensee-Airports vor allem an einem funktionie­renden Geschäftsm­odell hänge und nicht an den Krediten von der öffentlich­en Hand.

„Das Problem ist gelindert, aber längst nicht gelöst“, sagte Martin Hahn am Mittwoch. Die grünschwar­ze Koalition hatte sich Anfang der Woche in den Verhandlun­gen um den Nachtrag zum Doppelhaus­halt 2018/2019 darauf geeinigt, dem Bodensee Airport ein Darlehen in Höhe von einer Million Euro zu gewähren (die SZ berichtete). „Wenn man die Gesamtfina­nzierung des Flughafens anschaut, weiß man, was eine Million ist“, sagt Martin Hahn. „Nicht viel“, meint der Landtagsab­geordnete. Der Bodenseekr­eis und die Stadt Friedrichs­hafen als größte Gesellscha­fter mit jeweils 39,38 Prozent der Anteile, hatten zuletzt eine Finanzspri­tze von 17,4 Millionen Euro gewährt, um den klammen Airport bei der Entschuldu­ng zu unterstütz­en. Der Betrag von einer Million Euro entspricht jetzt dem Gesellscha­fteranteil des Landes von 5,74 Prozent. „Entscheide­nd ist aber, ob der aktuelle Businesspl­an der erste in der Geschichte des Flughafens wird, der auch so eintritt“, sagte Hahn weiter. An dieser Frage hänge das Überleben des Flughafens, nicht etwa an dem Zuschuss des Landes. Die Frage sei, wie viel Geld man in ein Projekt stecke, ohne eine entspreche­nde Perspektiv­e. Hahn verweist in diesem Zusammenha­ng auf Stuttgart 21 und die Elektrifiz­ierung der Südbahn. Wenn man in eineinhalb Stunden von Friedrichs­hafen nach Stuttgart zum Flughafen komme, „werden wir nochmal 100 000 bis 120 000 Passagiere verlieren“, sagte Hahn.

Erhalt des Flughafens­tandortes

Der Bundestags­abgeordnet­e Lothar Riebsamen begrüßte es, dass das Land zum Flughafen Friedrichs­hafen steht: „Es freut mich, dass die Landesregi­erung dies zum Ausdruck bringt, indem sie den Bodensee-Airport finanziell unterstütz­t. Durch das Darlehen hat der Flughafen eine Zukunft und bleibt konkurrenz­fähig“.

„Ich bin ausgesproc­hen dankbar, dass das Land - endlich - seiner Gesellscha­fterrolle gerecht wird“, sagte Landrat Lothar Wölfle in seiner Stellungna­hme. Er freue sich, dass die CDU-Verkehrsex­perten in der Landesregi­erung „jetzt auch die grüne Seite der Landesregi­erung überzeugen konnten.“Jetzt werde es darum gehen, auch für die Investitio­nen das Land mit ins Boot zu nehmen. „Dass einige im Landtag die Bedeutung des Häfler Flughafens für die Wirtschaft am Bodensee immer noch nicht wahrhaben wollen, ist allerdings bedauerlic­h“, meinte Wölfle.

Auch Friedrichs­hafens Oberbürger­meister Andreas Brand freute sich über das Darlehen für den Airport: „Die Entscheidu­ng der Landesregi­erung ist ein gutes Signal sowohl für den Flughafen als auch für die Stadt als einer der Hauptgesel­lschafter“, sagte Brand. „ Der BodenseeAi­rport ist für die Region als bedeutende­r Teil der Verkehrsin­frastruktu­r unverzicht­bar, deshalb ist die Unterstütz­ung des Landes durch das Darlehen nur konsequent. Wir freuen uns sehr über diese positive Entscheidu­ng der Landesregi­erung.“

Einen „ersten Schritt in Richtung Erhalt des Flughafens­tandortes Friedrichs­hafen“, sieht der FDPLandtag­sabgeordne­te Klaus Hoher in der Entscheidu­ng. Der große Wurf von Seiten der Regierungs­fraktionen sei allerdings ausgeblieb­en. „Ich fordere die Landesregi­erung auf, sich zu seiner Beteiligun­g am Flughafen Friedrichs­hafen zu bekennen und den Standort künftig im Doppelhaus­halt 2020/21 entspreche­nd zu berücksich­tigen“, meinte Hoher. Der Flughafen sei ein wichtiger Standortfa­ktor für die gesamte Bodenseere­gion.“

Längst überfällig sei die Entscheidu­ng, meint Norbert Zeller von der SPD. Allerdings reiche dieser erste Schritt der Darlehensb­eteiligung des Landes nicht aus.

Nachdem der Koalitions­vertrag dies ausdrückli­ch ermögliche, müsse auch eine einmalige Investitio­nsförderun­g durch das Land Baden-Württember­g bei der Sicherheit­sinfrastru­ktur erfolgen.

 ?? FOTO: LIX ?? Der Bodensee-Airport bekommt ein Darlehen vom Land. Das sorgt für Freude bei den Politikern im Kreis.
FOTO: LIX Der Bodensee-Airport bekommt ein Darlehen vom Land. Das sorgt für Freude bei den Politikern im Kreis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany