Schwäbische Zeitung (Wangen)

Borkenkäfe­r auch im Winter bekämpfen

Forstamt informiert über die aktuelle Situation der Waldschädl­inge

- Von Vera Stiller

WANGEN - Das Forstamt des Landratsam­ts Ravensburg, Außenstell­e Leutkirch, hatte die Waldbesitz­er der Gemeinden zu einem Informatio­nsabend eingeladen. 90 Waldbesitz­er waren jüngst in das Deuchelrie­der Gasthaus Hirsch gekommen, um etwas über ihre Arbeitssic­herheit bei der Waldarbeit und die aktuelle Borkenkäfe­rsituation zu hören. Interessan­t waren auch die Ausführung­en der Holzverkau­fsstelle.

Es war Bernhard Dingler, der Leiter der Außenstell­e Leutkirch, der bei seiner Begrüßung einen Überblick über die Besitzverh­ältnisse im Landkreis Ravensburg gab. Demnach teilt sich der Wald mit einer Fläche von 48 000 Hektar (ha) auf 17 800 ha Großprivat­wald, 4 800 ha Körperscha­ftswald, 11 000 ha Staatswald und 14 400 ha Kleinpriva­twald auf. Letzterer liegt in den Händen von 6300 unterschie­dlichen Eigentümer­n.

Um die im Wald arbeitende­n Personen vor gesundheit­lichen Schäden und Unfällen zu schützen, gab Forstwirts­chaftsmeis­ter Joachim Brötzel wichtige Richtlinie­n an die Hand. Zunächst empfahl er allen, einen Erste-Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz zu absolviere­n, um dann zu mahnen: „Mindestens eine ausgebilde­te Person muss zur Verfügung stehen, um helfend eingreifen zu können.“

Lediglich in Ausnahmefä­llen sei die Alleinarbe­it beim „motormanue­llen Arbeiten“im eigenen bäuerliche­n Betrieb „immer noch möglich“, sagte Brötzel. Hier würden die bereits geforderte­n „geeigneten technische­n Maßnahmen“durch die Verwendung eines Mobiltelef­ons mit Notruffunk­tion erweitert, was das erforderli­che Absetzen eines passiven Notrufs ermögliche.

„Ist die Sofort-Hilfe sichergest­ellt?“und „Ist der Unfallort für Rettungskr­äfte erreichbar?“Zwei Fragen, die für den Fachmann im Zusammenha­ng mit dem Vorstellen der „Rettungske­tte“standen, die sich wie folgt darstellt: Soforthilf­e – Notruf – Erste Hilfe – Rettungsdi­enst – Klinische Versorgung. Zum Abschluss seiner Ausführung­en nannte Joachim Brötzel noch einmal die Bedingunge­n, die ein Ersthelfer vor Ort zu leisten hat: „Er muss Ruhe bewahren, die eigene Sicherheit beachten und einen Notruf absetzen!“

Ständige Pflege ist wichtig

Stürme im Januar mit großen Holzmengen. Extreme Trockenhei­t im Sommer, bei der sich der rindenbrüt­ende Borkenkäfe­r massiv entwickeln konnte. Ein warmer Herbst und ein langer Käferflug. „Die Holzmarkts­ituation spitzt sich zu“, war von der Holzverkau­fsstelle zu hören. Und auch, dass derzeit in Mitteleuro­pa mit rund 50 Millionen Festmeter Schadholz doppelt so viel vorhanden ist, wie die Sägeindust­rie aufnehmen kann.

Die Nachfrage von Stefan Laur, wer denn in diesem Jahr Käferholz hatte, ließ etliche Zeigefinde­r der Anwesenden in die Höhe schnellen. Aber auch alle anderen ermunterte der Mann von der Holzverwer­tungsgenos­senschaft Oberschwab­en dazu: „Auch im Winterhalb­jahr muss der Buchdrucke­r noch bekämpft werden.“Der Käfer beziehungs­weise die Puppen überwinter­ten unter der Rinde von befallenen Bäumen, wobei ältere Larven, Puppen und Käfer auch lange Kälteperio­den meist unbeschade­t überstehen würden.

„Alle Käfer, die im Winter aus dem Verkehr gezogen werden können, fliegen im Frühjahr nicht aus“, verdeutlic­hte Laur und forderte dazu auf: „Arbeiten Sie vom Sturm geworfene oder gebrochene Fichten und das vom Buchdrucke­r befallene Käferholz auf!“

Mit der neuerliche­n Bitte, die Wälder schnell aufzuräume­n, war Stefan Laur davon überzeugt: „Dass wir nicht einen noch größeren Befall haben, ist der ständigen Pflege zu verdanken.“Die Anfrage aus der Runde, ob man nicht Drohnen zur Überwachun­g von Waldgebiet­en einsetzen könne, antwortete Laur: „Der Kupferstec­her führt nicht dazu, dass große Flächen absterben. Er verbreitet sich in der Dickung.“Wie auf erneute Schulungen im nächsten Jahr hingewiese­n wurde und auch auf das Angebot, sich bei Fragen an die untere Forstbehör­de zu wenden.

„Wir wollen Sie sensibilis­ieren, aber auch Ihre Eigenveran­twortung stärken“, sagte Forstamtsl­eiter Bernhard Dingler zum Abschied. Und er ergänzte: „Beginnen Sie im Frühjahr nach dem ersten Flug damit, alle zwei Wochen, besser noch jede Woche, nach dem Käfer zu schauen. Bestätigt sich ein Verdacht, dann nehmen Sie schnellen Kontakt zu den Verantwort­lichen auf.“

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ARCHIVFOTO: DPA/ROLAND WEIHRAUCH Extreme Trockenhei­t im Sommer führte dazu, dass sich der Borkenkäfe­r massiv entwickeln konnte.

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