Wo drückt der Schuh in der EU?
Norbert Lins, Mitglied des Europäischen Parlaments, beantwortete die Fragen von Bürgern
NEURAVENSBURG (clbi) - Norbert Lins, Mitglied des Europäischen Parlaments, ist kürzlich in den Gemeinden Achberg und Neuravensburg zu Gast gewesen. Dort war Lins mit CDU-Mitgliedern der verschiedensten Ebenen im Allgäu unterwegs. Auf dem Programm standen der Besuch der Firma Blech und Stahl in Achberg sowie die Besichtigung der Firma Helmut Haas in Roggenzell.
Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Raimund Haser hätten die Teilnehmer der Exkursion interessante Eindrücke der jeweiligen Unternehmen erhalten, so Norbert Lins. „Das sind ganz tolle Betriebe mit ausgeklügelter und gut funktionierender Geschäftspolitik“, lobte Lins die Unternehmen.
Und welche Themen sind gerade in Brüssel vorrangig? In seinem Vortrag berichtete Lins von den Schwerpunkten, mit denen die EU sich gerade beschäftigt. Ein herausragendes Thema sei der Brexit. In einem Zeitraum von vier Wochen bliebe noch Zeit für Verhandlungen. Wobei ein großer Teil schon ausdiskutiert sei. Darauf folgte die Frage eines Bürgers, ob der Ausstieg aus dem Brexit derzeit überhaupt noch möglich ist und ob es wirklich kein Zurück mehr gäbe. Für die EU gäbe es laut Lins keinen „Point of no return“, was bedeutet, dass alles noch möglich sei. Zwar sei das Datum des endgültigen Ausstiegs schon für den 29. März 2019 anberaumt und daher seien schnelle Verhandlungen erforderlich. Doch unter Beschluss der restlichen 27 Mitgliedsstaaten könne auf das Datum des Austritts noch eine Verlängerung bis Ende 2020 stattfinden. Den Ausführungen von Norbert Lins nach konnte man entnehmen, dass der Weg zu einer endgültigen Lösung steinig bleibt.
Das nächste „Problemkind“sei Italien. Es hätte dem Europäischen Parlament eine weitere Verschuldung des Haushalts vorgelegt – ein Land, das bereits hoch verschuldet ist. Doch der große „Crash“würde nicht eintreffen. Zwischen Italien und Griechenland bestünde ein großer Unterschied. Denn hinter 2,3 Billionen Euro Schulden würde in Italien, anders als in Griechenland, ein Volksvermögen von 2,5 Billionen Euro stehen, so Lins.
Noch ein Thema, das die EU umtreibe, sei die Zukunft des ländlichen Raums. Man wolle wieder mehr Anreize für Landwirte schaffen, damit landwirtschaftliche Betriebe ertragreich geführt werden könnten, so Lins. Doch auch die Gesellschaft sei daran schuld, dass Hofstellen vermehrt brach liegen würden. Eine TopLage würde auch Top-Alternativen bieten. Sterbende Dörfer und leerstehende Hofstellen beklagten einige der anwesenden Bürger. Ein Anwesender wusste in Zahlen auszudrücken, was das speziell für Neuravensburg im Laufe der letzten Jahre bedeutete. So seien von 40 einstigen landwirtschaftlichen Betrieben gerade mal noch 14 übrig. „Und wo geht die Reise hin?“richtete er die Frage an Lins. Dieser wollte sich zur Regionalplanung nicht äußern. „Aber ich nehme Anregungen gerne mit nach Brüssel“, versprach er.