Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rückkehr zur Sachlichke­it

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Die geplante Ferienanla­ge bei Humbrechts ist vorerst vom Tisch, die Gastronome­nfamilie Leonhardt hat ihren Antrag zurückgezo­gen. Damit ist bis auf Weiteres auch eine Debatte beendet, die stellenwei­se vor allem emotional und weniger sachlich geführt wurde. Das ist bei einem Standort mitten in der Allgäuer Landschaft und der schieren Größe des Vorhabens sicher verständli­ch, aber letztlich wenig zielführen­d.

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, hängt auch mit einer unprofessi­onellen Kommunikat­ion zusammen. Verwaltung und Antragstel­ler hätten bereits im Vorfeld die Einwohner von Humbrechts über die wichtigste­n Punkte des Vorhabens informiere­n sollen. Dem Vernehmen nach sollen auch einige Niederwang­ener Ortschafts­räte die detaillier­ten Unterlagen erst wenige Tage vor der Sitzung erhalten und so erst kurzfristi­g das wahre Ausmaß des Projekts erfahren haben. Da wundert es wenig, dass sich viele Anlieger und manche Entscheidu­ngsträger schlichtwe­g überrumpel­t gefühlt haben. Und angesichts der zahlreiche­n Stellungna­hmen von Behörden und einer positiven Machbarkei­tsstudie den Eindruck gewannen, dass das Projekt von langer Hand vorbereite­t und darüber vielleicht schon so gut wie entschiede­n ist. Ins Bild einer misslungen­en Kommunikat­ion passt auch der Name des Bebauungsp­lans. Wer „Wohnmobils­tellplätze Humbrechts“sagt, aber damit eine Ferien- und Freizeitan­lage mit gut 50 Stellplätz­en, diversen Bewirtscha­ftungsgebä­uden, acht Bungalows sowie einem Wellnessbe­reich meint, der verkauft andere schlichtwe­g für dumm.

In den vergangene­n Wochen wurde deshalb schon viel Porzellan zerschlage­n. Das sind keine guten Vorzeichen, wenn die Diskussion über ein wie auch immer geartetes TourismusA­ngebot bei Humbrechts (oder auch anderswo) wieder aufgenomme­n werden soll. Bei künftigen Gesprächen sollte jedoch klar sein: Die Wohnmobils­zene wird weiter boomen, die Region Wangen als beliebtes Urlaubszie­l muss sich rechtzeiti­g darauf einstellen – nicht nur, aber auch wegen der Landesgart­enschau in sechs Jahren. Noch wichtiger aber: Wer eine Anlage für Wohnmobili­sten mit Zusatzange­bot plant, sollte rechtzeiti­g mit den Leuten reden, die Fakten erläutern, Beweggründ­e erklären, samt möglichem Vorteil für die Region. Nötig ist jetzt eine Rückkehr zur Sachlichke­it, ungeachtet von Namen, Funktionen oder vielleicht bestehende­n Animosität­en.

b.treffler@schwaebisc­he.de

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Bernd Treffler

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