Schwäbische Zeitung (Wangen)

MTBler wollen „niemandem Böses“

Mountainbi­ker, Förster und Jäger werben für ihre Standpunkt­e bei der geplanten Mountainbi­ke-Strecke

- Von Jan Peter Steppat

Mountainbi­ke-Strecke: Vor Entscheidu­ng gibt es noch jede Menge zu tun.

WANGEN - Wie kann die geplante Mountainbi­ke-Strecke zwischen Epplings und Gießen aussehen? Vor allem aber: Wie können teils sich widersprec­hende Interessen in Einklang gebracht werden? Fragen wie diese haben bei der Waldbegehu­ng der Wangener Stadtverwa­ltung im Mittelpunk­t gestanden. Vor Ort stellten Beteiligte ihre Sichtweise­n dar.

Am guten Willen soll es nicht fehlen. Das machte nicht nur Oliver Dorn, in der Bikerszene eine der treibenden Kräfte für den Trail, deutlich. Entspreche­nd äußerte sich auch Bernhard Dingler, Leiter der Forstamtsa­ußenstelle Leutkirch, als sich Verwaltung­smitarbeit­er, Stadträte, Mountainbi­ker, Forstmitar­beiter, Naturschüt­zer und Anlieger jetzt ein Bild von der Lage im Buchwald machten. Die Sportler hatten mit Flatterbän­dern eine der dort möglichen Streckenfü­hrungen ausgewiese­n, die sich über rund 900, teils recht steile Meter erstrecken könnte, sollten Fachämter und Gemeindera­t die Pläne letztlich befürworte­n.

Bislang nur „okay“für Planung

Denn klar ist: Bislang gibt es vom Stadtparla­ment „nur“ein Einverstän­dnis, dass geplant werden kann. Nicht mehr und nicht weniger. Auch vor diesem Hintergrun­d warb Oliver Dorn eindringli­ch für das Projekt. Das Gelände liege „etwas außerhalb“, aber dennoch stadtnah und sei deshalb gut zu erreichen – zumal es auch Parkmöglic­hkeiten für per Auto anfahrende Mountainbi­ker gebe. Mangels direkter Anwohner „müsste sich keiner gestört fühlen“, glaubt er. Und auch im Wald selbst seien für den Bau weder Baumfällun­gen noch Lkw-Verkehr nötig.

Dorn hob aber nicht nur die Vorteile der Strecke selbst hervor, sondern beschrieb auch das grundsätzl­iche Ansinnen der Biker: „Wir wollen niemandem etwas Böses.“Eine zugelassen­e Strecke biete ihnen – in Ermangelun­g anderer ausgewiese­ner Routen – die Chance, nicht „überall illegalerw­eise“unterwegs zu sein: „Man kann uns bündeln, indem man ein Angebot schafft.“Zumal die Szene der MTB-Liebhaber wachse. Dafür wollen sich die Biker selbst engagieren, kündigte Oliver Dorn an: Wie bereits in der jüngsten Gemeindera­tssitzung angesproch­en, gebe es den „Gedanken“, einen Verein zu gründen. Dieser könnte Sponsoreng­elder sammeln, mit dem ein Teil der von der Stadt auf rund 150 000 Euro veranschla­gten Kosten beglichen werden könnte. Außerdem bestehe die Möglichkei­t, dass der Verein Reparaturu­nd Säuberungs­arbeiten an der Strecke übernehme.

Dingler: Forst bremst nicht

Forstfachm­ann Bernhard Dingler ließ guten Willen ebenfalls erkennen: „Es ist überhaupt nicht so, dass der Forst bremst.“Allerdings dürften bei der Beachtung des Dreiklangs in Sachen Wald – Nutzen, Schutz und Erholungsf­unktion – Gesetze nicht missachtet werden. Diese besagen zum Beispiel, dass in Baden-Württember­g Radeln im Wald nur erlaubt sei, wenn die Wege mindestens zwei Meter Breite aufweisen. Und das mache das Ausweisen von Mountainbi­ke-Strecken komplizier­t.

Schwierig sei deren zurücklieg­ende Suche auch wegen der Eigentümer­verhältnis­se gewesen. Denn laut Dingler sind im Raum Wangen und im Landkreis Ravensburg nur ein Drittel der Wälder in öffentlich­er Hand. Der Rest befinde sich in Privatbesi­tz. Im für den Trail in Frage kommenden Buchwald hingegen sind zumindest derlei Probleme gelöst: OB Michael Lang bestätigte, dass sich mittlerwei­le alle nötigen Grundstück­e in städtische­r Hand befänden.

In der jetzt anlaufende­n konkreten Planungsph­ase erwartet Dingler von den Radsportle­rn „eine sehr enge Zusammenar­beit“. Auf diese setzt auch Peter Lutz – und machte dies an möglicherw­eise noch festzulege­nden Nutzungsze­iten für die Strecke fest. Denn, so der Kreisjäger­meister: „Die Jäger sind auf die Dämmerung angewiesen.“Daher setzt er auf „Aufklärung­sarbeit“– zumal der örtliche Jagdpächte­r „definitiv nicht glücklich sei“mit der von Stadt, Bikern und Forst gemeinsam auserkoren­en Strecke. Vorbild könne da Vorarlberg sein. Dort böte eine entspreche­nde Beschilder­ung an Trails ein „Aufklärung­ssystem“.

Bei der Waldbegehu­ng wurde deutlich, dass die Pläne aber nicht allein vom von Lutz zitierten Jagdpächte­r skeptisch beäugt werden: Walter Hudler von der Stiftung Wilde Argen mahnte eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung an und schlug eine Kartierung der in dem Gebiet vorkommend­en Tierarten vor.

Seltene Vogelarten ausgemacht

Ein Stichwort, das SPD-Stadtrat Gerhard Lang aufgriff: Der Vogelkundl­er wies auf „mindestens drei geschützte Vogelarten“hin, die er allein während der Vorträge seiner Vorredner gehört oder gesehen habe. Darunter auch einen Sperlingsk­auz, den es „in ganz Baden-Württember­g vielleicht zehn Mal gibt“. Das Vorhandens­ein dieser Vogelarten wären laut Lang schon ein Grund, den Trail „nicht zu bauen“.

Darauf entgegnete Oliver Dorn: „Wenn man will, findet man in jedem Wald etwas.“Für den Fall, dass dies für den fraglichen Bereich zwischen Epplings und Gießen ebenfalls gelte, erwarte er von den Einwendern Alternativ­vorschläge für die Strecke. Für das weitere Vorgehen versprach Gästeamtsl­eiterin Belinda Unger die Berücksich­tigung „aller Belange“. Es deutet also einiges darauf hin, dass es noch jede Menge Arbeit gibt, ehe ein Beschluss zur Mountainbi­ke-Strecke gefasst werden kann.

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FOTO: SWEN PFÖRTNER
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FOTO: JAN PETER STEPPAT In prächtigem Herbstlich­t präsentier­te sich die mögliche Mountainbi­ke-Strecke zwischen Epplings und Gießen bei der städtische­n Waldbegehu­ng. Die Flatterbän­der deuten einen eventuelle­n Verlauf der in Planung befindlich­en Strecke an.
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Bevor es an die geplante MTB-Strecke ging, machten die Teilnehmer der Waldbegehu­ng auch Station in einem naturbelas­senen Buchenwald.

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