MTBler wollen „niemandem Böses“
Mountainbiker, Förster und Jäger werben für ihre Standpunkte bei der geplanten Mountainbike-Strecke
Mountainbike-Strecke: Vor Entscheidung gibt es noch jede Menge zu tun.
WANGEN - Wie kann die geplante Mountainbike-Strecke zwischen Epplings und Gießen aussehen? Vor allem aber: Wie können teils sich widersprechende Interessen in Einklang gebracht werden? Fragen wie diese haben bei der Waldbegehung der Wangener Stadtverwaltung im Mittelpunkt gestanden. Vor Ort stellten Beteiligte ihre Sichtweisen dar.
Am guten Willen soll es nicht fehlen. Das machte nicht nur Oliver Dorn, in der Bikerszene eine der treibenden Kräfte für den Trail, deutlich. Entsprechend äußerte sich auch Bernhard Dingler, Leiter der Forstamtsaußenstelle Leutkirch, als sich Verwaltungsmitarbeiter, Stadträte, Mountainbiker, Forstmitarbeiter, Naturschützer und Anlieger jetzt ein Bild von der Lage im Buchwald machten. Die Sportler hatten mit Flatterbändern eine der dort möglichen Streckenführungen ausgewiesen, die sich über rund 900, teils recht steile Meter erstrecken könnte, sollten Fachämter und Gemeinderat die Pläne letztlich befürworten.
Bislang nur „okay“für Planung
Denn klar ist: Bislang gibt es vom Stadtparlament „nur“ein Einverständnis, dass geplant werden kann. Nicht mehr und nicht weniger. Auch vor diesem Hintergrund warb Oliver Dorn eindringlich für das Projekt. Das Gelände liege „etwas außerhalb“, aber dennoch stadtnah und sei deshalb gut zu erreichen – zumal es auch Parkmöglichkeiten für per Auto anfahrende Mountainbiker gebe. Mangels direkter Anwohner „müsste sich keiner gestört fühlen“, glaubt er. Und auch im Wald selbst seien für den Bau weder Baumfällungen noch Lkw-Verkehr nötig.
Dorn hob aber nicht nur die Vorteile der Strecke selbst hervor, sondern beschrieb auch das grundsätzliche Ansinnen der Biker: „Wir wollen niemandem etwas Böses.“Eine zugelassene Strecke biete ihnen – in Ermangelung anderer ausgewiesener Routen – die Chance, nicht „überall illegalerweise“unterwegs zu sein: „Man kann uns bündeln, indem man ein Angebot schafft.“Zumal die Szene der MTB-Liebhaber wachse. Dafür wollen sich die Biker selbst engagieren, kündigte Oliver Dorn an: Wie bereits in der jüngsten Gemeinderatssitzung angesprochen, gebe es den „Gedanken“, einen Verein zu gründen. Dieser könnte Sponsorengelder sammeln, mit dem ein Teil der von der Stadt auf rund 150 000 Euro veranschlagten Kosten beglichen werden könnte. Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass der Verein Reparaturund Säuberungsarbeiten an der Strecke übernehme.
Dingler: Forst bremst nicht
Forstfachmann Bernhard Dingler ließ guten Willen ebenfalls erkennen: „Es ist überhaupt nicht so, dass der Forst bremst.“Allerdings dürften bei der Beachtung des Dreiklangs in Sachen Wald – Nutzen, Schutz und Erholungsfunktion – Gesetze nicht missachtet werden. Diese besagen zum Beispiel, dass in Baden-Württemberg Radeln im Wald nur erlaubt sei, wenn die Wege mindestens zwei Meter Breite aufweisen. Und das mache das Ausweisen von Mountainbike-Strecken kompliziert.
Schwierig sei deren zurückliegende Suche auch wegen der Eigentümerverhältnisse gewesen. Denn laut Dingler sind im Raum Wangen und im Landkreis Ravensburg nur ein Drittel der Wälder in öffentlicher Hand. Der Rest befinde sich in Privatbesitz. Im für den Trail in Frage kommenden Buchwald hingegen sind zumindest derlei Probleme gelöst: OB Michael Lang bestätigte, dass sich mittlerweile alle nötigen Grundstücke in städtischer Hand befänden.
In der jetzt anlaufenden konkreten Planungsphase erwartet Dingler von den Radsportlern „eine sehr enge Zusammenarbeit“. Auf diese setzt auch Peter Lutz – und machte dies an möglicherweise noch festzulegenden Nutzungszeiten für die Strecke fest. Denn, so der Kreisjägermeister: „Die Jäger sind auf die Dämmerung angewiesen.“Daher setzt er auf „Aufklärungsarbeit“– zumal der örtliche Jagdpächter „definitiv nicht glücklich sei“mit der von Stadt, Bikern und Forst gemeinsam auserkorenen Strecke. Vorbild könne da Vorarlberg sein. Dort böte eine entsprechende Beschilderung an Trails ein „Aufklärungssystem“.
Bei der Waldbegehung wurde deutlich, dass die Pläne aber nicht allein vom von Lutz zitierten Jagdpächter skeptisch beäugt werden: Walter Hudler von der Stiftung Wilde Argen mahnte eine Umweltverträglichkeitsprüfung an und schlug eine Kartierung der in dem Gebiet vorkommenden Tierarten vor.
Seltene Vogelarten ausgemacht
Ein Stichwort, das SPD-Stadtrat Gerhard Lang aufgriff: Der Vogelkundler wies auf „mindestens drei geschützte Vogelarten“hin, die er allein während der Vorträge seiner Vorredner gehört oder gesehen habe. Darunter auch einen Sperlingskauz, den es „in ganz Baden-Württemberg vielleicht zehn Mal gibt“. Das Vorhandensein dieser Vogelarten wären laut Lang schon ein Grund, den Trail „nicht zu bauen“.
Darauf entgegnete Oliver Dorn: „Wenn man will, findet man in jedem Wald etwas.“Für den Fall, dass dies für den fraglichen Bereich zwischen Epplings und Gießen ebenfalls gelte, erwarte er von den Einwendern Alternativvorschläge für die Strecke. Für das weitere Vorgehen versprach Gästeamtsleiterin Belinda Unger die Berücksichtigung „aller Belange“. Es deutet also einiges darauf hin, dass es noch jede Menge Arbeit gibt, ehe ein Beschluss zur Mountainbike-Strecke gefasst werden kann.