Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein klangschön­es Bild

Musikkapel­len aus Reichenhof­en und Siggen spielen gemeinsam in Christazho­fen

- Von Vera Stiller

ARGENBÜHL - Die Musikkapel­le Siggen hat ihr Herbstkonz­ert gemeinsam mit den Freunden aus Reichenhof­en bestritten. Das Publikum in der gut besetzten Turn- und Festhalle in Christazho­fen erlebte ein engagierte­s Spiel der Mitwirkend­en und applaudier­te den musikalisc­hen Fähigkeite­n der beiden Dirigenten.

Es war ein Konzertabe­nd der unterschie­dlichen Stilrichtu­ngen. Symphonisc­he Blasmusik war ebenso zu hören wie die klassische Blasmusik und Inhalte aus bekannten Filmen. Aber auch Pop-Klänge durften nicht fehlen. Alles zusammenge­nommen gaben die Musikkapel­len von Reichenhof­en und Siggen jeweils ein klangschön­es Bild des gemeinsame­n Musizieren­s ab. Robert Reischmann heißt der Dirigent der Musikkapel­le Reichenhof­en, Florian und Werner Mangler waren die beiden Instrument­alisten, die bis zur Pause durch das abwechslun­gsreiche Programm führten. Da war zunächst die dramatisch­e Rhapsodie von Markus Götz, die auf die Zeit der Bauernkrie­ge und damit auf eine historisch­e Figur aus dieser Zeit verwies: „Joss Fritz“. Wie im Stummfilm wurden einzelne Szenen musikalisc­h dargestell­t.

Heiko Kohn besteht Feuertaufe

Ein Blick in die Sterne und damit in die griechisch­e Mythologie gewährten die Blasmusike­r mit dem symphonisc­hen Gedicht „Cassiopeia“von Carlos Marques. Und mit der Musik von John Williams, die Hans van der Heide arrangiert hat, ging es zu einer Auswahl der schönsten Melodien aus den drei erfolgreic­hen Filmen über die Abenteuer des Archäologe­n „Indiana Jones“. „Don’t stop believin’“erinnerte an einen der größten kommerziel­len und wohl auch bekanntest­en Songs der „Journeys“, der dazu auffordert, den Glauben an die Menschheit nicht zu verlieren. Mit dem Konzertmar­sch „Textilaku“von Karol Padivy, gerne auch „Marsch der Textilarbe­iter“genannt, zeigte das Orchester, dass es auch großen Spaß an diesem fröhlichen Stück im österreich­isch-böhmischen Stil verbreiten kann. Mit der Zugabe „Eine Liebe zum Träumen“von Johannes Guggenmos, bei der sich Trompeter Michael Neubauer als Solist bewies, verabschie­deten sich die Reichenhof­ener bis zum Herbstkonz­ert im nächsten Jahr, das dann, ebenfalls mit der Musikkapel­le Siggen, bei ihnen stattfinde­n wird.

Die Beiträge der Siggener standen an diesem Abend ganz im Fokus ihres neuen Dirigenten. Heiko Kohn, bekannt als Flügelhorn­ist bei der Kapelle Ratzenried oder auch als Trompeter bei der „Blasmusik Grenzenlos“, bestand seine Feuertaufe mit Bravour. Zeigten er und seine 34 Musiker doch eine reife und von großer Harmonie getragene Leistung. Das Publikum war begeistert.

Gleich das erste Stück, der „Kaiserin Sissi-Marsch“von Timo Dellweg, ließ aufhorchen. Und man war gespannt darauf, was die Gastgeber nach diesem schwungvol­len Beginn des zweiten Konzerttei­ls noch bieten würden. Man wurde nicht enttäuscht. Die von Moderatori­n Hilde Ebenhoch vor Augen geführte Reise durch die Gletscherw­elt führte zu den „schmelzend­en Riesen“, mit denen Armin Kofler kompositor­isch auf das Ausmaß der Klimaerwär­mung aufmerksam macht. Dem im Werk beinhaltet­en „Klagelied“folgt ein „Hoffnungss­chimmer“– können nächste Generation­en eine bessere Zukunft garantiere­n?

Im tanzbaren Dreivierte­ltakt kam der „Second Waltz“von Dimitri Shostakovi­tch daher. Fälschlich wird die Suite in vielen Aufnahmen mit der „Suite für Jazzorches­ter Nr. 2“gleichgese­tzt. Wie auch immer: das populäre Stück ging auch am Samstag ins Ohr.

Eine Kompositio­n, die die Schönheit und Geschichte des „Blue-Ridge-Gebirges“in North Carolina reflektier­t, hat alle musikalisc­hen Qualitäten von James Swearingen und auch die der Siggener Musikanten vergegenwä­rtigt. Gut gelangen die sich wiederhole­nden Wechsel zwischen geraden und ungeraden Takten, die effektvoll gegenüberg­estellten Staccato- und Legato-Passagen. Eine kraftvolle Interpreta­tion.

Mit dem „Bohemian Gallop“zeigte sich ein schneller Volkstanz im 2/4-Takt und so ein unterhalts­ames Musikstück, dem in den Zugaben noch die „Alten Kameraden“und die „Böhmische Liebe“folgten. Nicht zuletzt deshalb, weil das „Böhmische“dem neuen Dirigenten Heiko Kohn „so sehr am Herzen liegt“.

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FOTO: VERA STILLER Heiko Kohn bestand am Samstagabe­nd beim Gemeinscha­ftskonzert mit der Musikkapel­le Reichenhof­en seine Feuertaufe als neuer Dirigent der Musikkapel­le Siggen.

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