Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Vielschich­tig“ist mehr als Malerei

Hanne Unger-Heilmann eröffnet ihre Ausstellun­g im Alten Schloss Amtzell – Geöffnet ist sie bis zum 25. November

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AMTZELL (bc) - „Vielschich­tig“titelt die Ausstellun­g, die Hanne UngerHeilm­ann aus Wangen im Alten Schloss Amtzell eröffnet hat. So schlicht das klingen mag, so komplex stellt sich ihre Art der Malerei dar. Rund fünfzig Werke zeigt die vom Arbeitskre­is Dorfkultur veranstalt­ete Schau. Zur Vernissage am Samstagabe­nd füllten sich die Ausstellun­gsräume in wenigen Minuten mit zahlreiche­n Gästen. An Kunsthisto­rikerin Andrea Dreher aus Ravensburg war es, in das Werk einzuführe­n.

Voller geht’s nicht, was die Zahl der Besucher anging. Von der Kunst entlang der Wandfläche­n war so vorerst wenig zu sehen. Das änderte sich mit der Einführung von Andrea Dreher, die die Künstlerin und deren

TRAUERANZE­IGEN Werk vor geraumer Zeit kennen gelernt hat.

Wissen, Erfahrung, Experiment

„Was bei Hanne Unger-Heilmann unter Malerei firmiert, ist ein ganzer Kosmos aus Wissen, Neugierde, Erfahrung und Material-Experiment­en“, machte sie gleich zu Beginn ihrer Rede deutlich, worum es geht. Um „viele Schichten“aus Gesteinsme­hlen, Papieren, Pigmenten, Wachs, Kork, Gaze und Leinwand, die am Schluss eines Bildes ein zusammen gewachsene­s Ganzes ergeben. Wie schon gesagt, was so einfach klingt, ist es in diesem Fall nicht.

Was auf den ersten Blick das Auge besticht, ist die Leuchtkraf­t der Farben. Man könnte es auch deren Aura nennen. In blauen, grünen, roten Schattieru­ngen kommen sie zur Geltung, loten sämtliche Höhen und Tiefen aus, sind partiell überdeckt von weißen pastosen Partien. Unregelmäß­ig gestaltet sind die Oberfläche­n, auf denen man hier und da schemenhaf­t Gegenständ­liches oder Figürliche­s zu erkennen glaubt. Vereinzelt auch landschaft­liche Anmutungen entstehen.

Beim längeren genauen Hinsehen wirkt ihre abstrakte Malerei aber viel tiefer. Sie ist von enormer Stofflichk­eit und Haptik, die einen das Mehr an Dahinter erahnen lässt. In Fotos, Zeichnunge­n und mit ihrem geistigen Auge hält sie auf Spaziergän­gen in Natur Gesehenes fest. Nicht die großen überwältig­enden Dinge, sondern die kleinen unscheinba­ren.

„In bis zu 100 Schichten pro Motiv, wo Gesteinsme­hle auf Farbe treffen, wo sie mit Öldruckfar­be auf hauchdünne Papiere zeichnet, wo Bienenwach­s mit Terpentin zu einer Art Salbe verrührt wird, um die Farben auf den Leinwänden zum Explodiere­n zu bringen“, umschrieb Andrea Dreher die Vielfalt der zum Einsatz kommenden Mittel. Das geht weit über Pinsel und Farbe hinaus. Unger-Heilmann sei eine Sucherin und Forscherin, die gerne experiment­iere.

„Biografien“als Inspiratio­n

Auf die Frage, wo ihre Inspiratio­nsquellen lägen, antwortete sie mit dem Stichwort „Biografien“und deren Lektüre. Denn schließlic­h bringen die einzelnen Leben viele unterschie­dliche, individuel­le Formen im Laufe der Jahre hervor. Auch dies klingt einfacher als es in der Wirklichke­it der Malerin ist. Wenn sie über ihr Schaffen sagt, dass die Farbe in ihren Bildern atmen müsse, so als ob sie sich bewege.

Ihre Lebens-Maxime heißt „Lernen“. Dadurch habe sich das Werk von Hanne Unger-Heilmann stetig und konsequent weiter entwickelt, schlussfol­gerte Andrea Dreher. Die Entdeckung und die Liebe zu den Gesteinsme­hlen ist dabei ein entscheide­nder Schritt gewesen. So poetisch die Titel ihrer Bilder mit „Kaum hörbares Flüstern“oder „Das Leben in wachsenden Ringen“klingen, so stark berühren sie das eigene Empfinden. Ihre stoffliche Dichte gepaart mit intensiver Farbigkeit eröffnet den Weg in die Tiefe. Eine, die substantie­ll ist und weit über Oberflächl­ichkeit hinausreic­ht.

Die Ausstellun­g „Vielschich­tig“mit Malerei von Hanne UngerHeilm­ann im Alten Schloss Amtzell dauert noch bis zum 25. November. Sie ist samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

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FOTO:CEASER Hanne Unger-Heilmann

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