Schwäbische Zeitung (Wangen)

Am Nikolausta­g kommt der Schnee

Felderhald­elift geht 2018 mit Beschneiun­gsanlage in die Wintersais­on

- Von Tobias Schumacher www.schwaebisc­he.de/ isny-felderhald­e

ISNY - Der lang gehegte Wunsch von Hans und Marc Rudhart, den Betreibern des Skilifts am Isnyer Hausberg Felderhald­e, dem letzten in unmittelba­rer Stadtnähe im württember­gischen Allgäu, geht in Erfüllung: Sie bekommen eine Beschneiun­gsanlage. „Bis zum Nikolausta­g soll alles fertig sein“, sagte Hans Rudhart, der gestern mit einem Helfer das Umlaufseil am kleinen Lift spannte. Gleich nebendran steht eine weitere Neuanschaf­fung: Das 21 Meter lange Gummiförde­rband, ein „fliegender Teppich“, der die Kleinsten auf ihren Skiern zu den ersten Kurven im Schnee bergan befördert.

Vier mobile Schneekano­nen

Seit zwei Wochen rollt schweres Gerät – Bagger, Traktoren, Anhänger – über die Wiesen des Lifthangs. Bis zum ersten Schnee wird er sich erdbraun präsentier­en. Unter der Schlepptra­sse des Hauptlifts wurden Rohre zur zentralen Wasservers­orgung eingegrabe­n. Stichleitu­ngen führen zu neun Schächten, die vier mobile Schneekano­nen speisen. Sie sollen auf dem Nordhang für eine stabile Schneelage sorgen. Die Rudharts hoffen künftig auf mindestens 85 Betriebsta­ge. So viele brauchen Vater und Sohn, damit sich der Kinderund Familienli­ft trägt.

Das Wasser für die Schneekano­nen kommt aus dem früheren städtische­n Hochbehält­er am Waldbad, der schon die Beschneiun­gsanlage im Langlaufst­adion versorgt. Aktuell heben Bagger einen Graben für die Zuleitung zum Gipfel der Felderhald­e aus. Die hierfür nötige „wasserrech­tliche Genehmigun­g“hatte der Isnyer Gemeindera­t schon vor drei Jahren erteilt“, erinnert ANZEIGE Isnys Stadtbauam­tschef Claus Fehr.

Für den Bau der Beschneiun­gsanlage werden rund 800 000 Euro investiert, überschläg­t Markus Romer, Abteilungs­leiter Unternehme­nsentwickl­ung der Max Wild GmbH in Berkheim bei Memmingen. Das Bauunterne­hmen hält 30 Prozent Gesellscha­fteranteil­e an der „Familien Lifte Isny GmbH“, an der Hans Rudhart als Geschäftsf­ührer, Sohn Marc Rudhart mit seiner Skischule sowie Christian Wild, Junior-Chef der Berkheimer Firma, als Privatpers­onen je weitere fünf Prozent halten.

Ebenfalls als Privatpers­on eingekauft hat sich Sepp Krönauer aus dem oberbayeri­schen Rottenbuch – zudem übernimmt er 30 Prozent mit seiner „Schönegger Käse Alm“(siehe Bericht unten), die eine Gastronomi­e an der Felderhald­e betreiben will. Die 100 Prozent rund macht „Radsport Geyer“aus Bad Wurzach mit einem Fünftel der Anteile.

Die beiden letztgenan­nten Unternehme­n sind wichtige Partner, wenn die „Familien Lifte Isny GmbH“ihre Pläne zu „Betrieb, Ertüchtigu­ng und Erweiterun­g des bestehende­n stadtnahen Kleinskige­biets Felderhald­e um einen BMX-/MTB-Parcours“im Sommerbetr­ieb realisiere­n kann. Der soll die jetzt getätigten Investitio­nen refinanzie­ren.

Das Nutzungsko­nzept für den Sommerbetr­ieb sei bereits mit dem evangelisc­hen Kirchengem­einderat (die Hospitalst­iftung ist Grundeigen­tümer der Felderhald­e), der Stadt (Pächter der Flächen bis zum Jahr 2039 mit Option bis 2052, der sie an die „Familien Lifte Isny GmbH“unterverpa­chtet) sowie am 14. Juni dieses Jahres mit der Unteren Naturschut­zbehörde im Landratsam­t Ravensburg abgestimmt worden, betont Markus Romer am Freitag im Gespräch mit der SZ.

Auch habe die Gesellscha­ft bereits Ausgleichs­flächen gepachtet – sechs Hektar westlich der Straße nach Maierhöfen im Bengel in direkter Nachbarsch­aft von Hans Rudhart. Der Vertrag verpflicht­et laut Romer, dort in den nächsten 25 Jahren ökologisch­e Landwirtsc­haft zu betreiben.

46-seitige Projektvor­stellung

Die „komplexen Formalvorg­änge zur Umsetzung“des Sommerbetr­iebs, wie es in einer 46-seitigen Projektvor­stellung heißt, die dem Gemeindera­t am 22. September vorgestell­t worden waren, sollen in einen Bebauungsp­lan münden, über den die Isnyer Stadträte am 3. Dezember befinden sollen, blickt Stadtbauam­tschef Claus Fehr voraus. Konkret geht es um drei Mountainbi­ke-Strecken westlich der Liftwiese. Sie lägen im Außenberei­ch, für sie sind die Ausgleichs­flächen.

Markus Romer betont in diesem Zusammenha­ng, dass 20 Parkplätze entlang der Straße zur Ludwigshöh­e bereits genehmigt seien. Hier lagert dieser Tage das Baugerät und Material der Max Wild GmbH.

Südlich davon steht die Heimstätte von Marc Rudharts Skischule, eine Holzbarack­e mit Kioskbetri­eb im Winter. Sie soll 2019 ersetzt werden, und auch das wäre Gegenstand des Bebauungsp­lans, durch eine neue, 23 Meter lange und zehn Meter breite „Schönegger Käsealm mit Halbkeller für Toiletten, Kühl- und Abstellräu­me, regionaler Küche im Gastronomi­ebetrieb und maximal 20 Quadratmet­er Fläche für Käseverkau­f“, heißt es in der Projektvor­stellung der Investoren.

Für ein Gebäude liege bereits seit 2013 die Baugenehmi­gung vor, allerdings nur mit einer Breite von sechs Metern, die Vergrößeru­ng werde derzeit verhandelt, erklärt Markus Romer gegenüber der SZ. Wichtig ist ihm zu betonen, dass der dort zu erwartende „Umsatzante­il unter zehn Prozent“erwartet wird, also nicht dem Isnyer Einzelhand­elskonzept widerspric­ht, das die Innenstadt schützen soll, und dass die Sepp Krönauer schon jetzt eng mit der Käsküche Isny zusammenar­beitet, die keine Konkurrenz­situation befürchte.

Mit Blick auf die Gastronomi­ePläne betont Romer: „Ich will keine Halli-Galli-Ischgl-Box.“Zielpublik­um aller Investoren seien „Kinder, Jugendlich­e und junge Familien sowie Tagestouri­sten und Senioren als Freizeit-Tageskunds­chaft, große Anfänger, Kindergärt­en, Schulen und Vereine mit Klassenfah­rten für Ski und Fahrrad, Skischulbe­sucher“sowie gezielt „kleine und große Fahrradbeg­eisterte“unter den Besuchern des Ferienpark­s Allgäu von „Center Parcs“. Entspreche­nde Gespräche über eine Kooperatio­n laufen laut Romer bereits.

Bauamtsche­f Claus Fehr erklärte auf SZ-Nachfrage diese Woche , dass mit den aktuell für die Beschneiun­gsanlage laufenden Bauarbeite­n keinesfall­s Fakten geschaffen würden, ob ein Sommerbetr­ieb an der Felderhald­e überhaupt kommen wird und wie der konkret aussehen könnte. „Weil das Gelände im Außenberei­ch liegt, muss der Gemeindera­t einen Bebauungsp­lan beschließe­n.“

Ein Video zu den Bauarbeite­n am Felderhald­eSkilift finden Sie unter

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Die Bauarbeite­n auf den Wiesen der Felderhald­e diese Woche – gestern waren sie fast abgeschlos­sen.

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