Loretto-Siedlung soll liberaler werden
Maximal mögliche Baufläche und Anbauten in den Gärten angedacht
Kißlegger Rat entscheidet sich für eine Variante künftiger Bebauung.
KISSLEGG - Die Loretto-Siedlung in Kißlegg wird liberaler. Nach monatelanger Diskussionen, welche Bebauung künftig im bestehenden Viertel möglich sein soll, fiel die Entscheidung des Gemeinderats auf eine recht liberale Lösung. In die Höhe und in den Garten hinein soll die künftige Bebauung gehen können, je nach Wunsch der Eigentümer – und neuen Vorgaben folgend.
Nachdem der Entwurf der „2. Änderung des Bebauungsplanes Loretto (Galgenbühlsiedlung)“und die „5. Änderung des Bebauungsplanes Schlingsee“genehmigt und öffentlich ausgelegt worden waren, hatten sich vor der letzten Gemeinderatssitzung betroffene Bürger gemeldet und reagierten teilweise mit Gegenvorschlägen zu einzelnen Punkten. Diese besagen etwa, dass eine Bebauung in den bisher sehr großzügig angelegten Gärten erlaubt werden soll. Auch Anbauten an Bestehendes möchte man zulassen.
Auch Gemeinderat Wolfgang Schuwerk (CDU) hatte neue Ideen mit eingebracht. Diese Vorschläge wurden vom zuständigen Büro Sieber umgesetzt und in acht verschiedenen Versionen dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung präsentiert.
„Die restriktivsten Vorgaben haben wir momentan“, sagte Bürgermeister Dieter Krattenmacher. Nun gehe es darum, ob man es dabei belassen will, etwas mehr Bebauung oder sogar eine maximale Ausnutzung der verfügbaren Fläche zulassen möchte, und wandte sich dann an die Gemeinderäte: „Es geht jetzt darum: Wie viel Freiheit wollen Sie geben?“Er selbst plädierte dafür, nicht allzu viel zuzulassen und vor allem in die Höhe zu gehen, so wie die gezeigte Variante drei es darstellte: ein Geschoss mehr, einheitliche Hausbreite wie die Bestandsgebäude und der Garten bleibt unbebaut.
Die nächste Variante, die in die engere Auswahl kam, zeigte ein deutlich breiteres Haus, das von den aktuellen, einheitlichen 7,50 Meter auf elf Meter erweitert wird. Um bei der Breite des Hauses die einheitliche Dachneigung von 20 Grad im Viertel beibehalten zu können, müsste das Dach verlängert werden. Um Schattenbildung auf Nachbargebäude zu vermeiden, sollen Dachgaupen bei dieser Variante verboten werden.
Mehr Platz im Erdgeschoss
Einen Schritt weiter geht die Variante acht: zusätzlich zu mehr Breite, einem zusätzlichen Geschoss und dem langgezogenen Dach soll hier auch der Garten mitbebaut werden können, da mehr Platz im Erdgeschoss vielfach gewünscht wurde, erklärt Selina Schöller-Mann vom zuständigen Büro Sieber.
Aus den Reihen der Gemeinderäte kristallisierte sich schnell heraus, dass die letzte und liberalste Variante bevorzugt wird. So sprach sich Gemeinderätin Petra Evers (CDU) dafür aus, einen offen gestalteten, attraktiven Wohnraum zu schaffen: „Wir wollen doch die bestehende Siedlung fördern und die Entwicklung des Ortskerns. Wir sind auch sonst recht liberal, was die Wohnbebauung angeht und sollten das jetzt zulassen.“
Auf Nachfrage von Monika Dobler (SPD) wurde geklärt, dass ein eingezogener Balkon sowie Dachfenster im langgezogenen Dach möglich sein werden, da Gaupen nicht zugelassen werden sollen. Sie befürchte nicht zu viel Schattenbildung für Nachbarn, auch wenn die Häuser größer und länger gebaut werden: „Die Gärten sind doch Richtung Süden. Im Sommer sollte das kein Problem sein.“
Bürgermeister Krattenmacher gab zu bedenken, dass die liberale Öffnung des Bebauungsplans einen „großen Druck“in die Siedlung bringen könnte: „Wer so massiv baut, verdreifacht die Fläche. Das muss eine Siedlung erst einmal verkraften.“Er befürchte Beschwerden von Nachbarn, die eben nicht umbauen wollen. Mehrheitlich mit einer Enthaltung und einer Gegenstimme sprach sich der Gemeinderat schließlich für Variante acht und die Ausschöpfung der Fläche in Höhe und Tiefe aus. Der Plan wird erneut ausgelegt.