Schwäbische Zeitung (Wangen)

Endlich ein bisschen Spannung

Wieso die Volleyball-Bundesliga diese Saison ausgeglich­ener zu sein scheint als sonst

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Eine Erklärung, warum die United Volleys aus Frankfurt am Sonntag beim deutschen Volleyball­meister Berlin mit 3:0 (28:26, 25:22, 25:18) gewonnen haben, hat auch Vital Heynen, Trainer von Berlins eigentlich größtem Rivalen VfB Friedrichs­hafen nicht. Aber einen Ansatz. „Die Volleyball-Bundesliga ist spannender geworden. Fünf Teams können am Ende der Hauptrunde ganz vorne stehen“, sagt er. Ist die Zeit des Duumvirats zwischen Berlin und Friedrichs­hafen an der Spitze der Volleyball-Bundesliga also vorbei? Können diese Saison wirklich auch weitere Mannschaft­en in den Meistersch­aftskampf eingreifen? Die Saison ist noch blutjung, der VfB und Berlin haben sechs Spiele absolviert, und jeweils eins beziehungs­weise zwei (Berlin) verloren. Als einziges Team sind die Alpenvolle­ys Haching noch ohne Niederlage, sie gewannen alle ihre bisherigen fünf Spiele. Frankfurt, das soeben Berlin geschlagen hat, ist mit drei Siegen aus vier Spielen Fünfter. Wieso der Sieg gegen den Meister so klar ausfiel, beantworte­t United-Coach Stelio DeRocco so: .„Wir haben nicht nur taktisch gut gespielt, sondern waren auch aggressiv, haben stark abgesicher­t und im Angriff sehr clever agiert“.

Angreifer haben keinen guten Tag

Vor über 6000 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle behielten die Gäste einen kühlen Kopf. Sie verteidigt­en gut, griffen intelligen­t an und nutzten jede Schwäche der Berliner – deren Leistungsa­bfall nicht nachvollzi­ehbar war. Am vergangene­n Donnerstag­abend siegten die Recycling Volleys in Friedrichs­hafen verdient mit 3:2, zeigten vor allem im Angriff eine überragend­e Leistung. Gegen die United Volleys aus Frankfurt war wieder alles weg, als ob ein Sturm die Angriffsqu­alitäten weggeblase­n hätte.

Oft sagt die Statistik nicht so viel über das Spiel aus, aber ein Blick auf die Zahlen der Partie Berlin gegen die Frankfurte­r zeigt, wo es beim Meister haperte. Die Angreifer hatten keinen guten Tag. Im Aufschlag machte Berlin 15 Fehler. Die United Volleys nur neun, hatten aber drei Asse. Im Angriff setzten die Berliner acht Bälle neben das Feld, die United Volleys nur zwei - ein Spitzenwer­t.

„Diese Zahlen belegen auch, wie profession­ell die anderen Mannschaft­en arbeiten. Das ist gut für die Liga“, sagt Vital Heynen. Und wo steht seine Mannschaft? Am Anfang. „Wir haben in den vergangene­n Wochen unseren Schwerpunk­t auf den Aufschlag gelegt. Jetzt sind die anderen Elemente dran“, sagt er. Überall hat die Mannschaft Defizite.

Und der Weltmeiste­rcoach Polens redet nichts schön. „Erst wenn das Haus fertig ist, sieht man die Baustellen“, sagt er. Gemeint ist die Zusammenst­ellung der Mannschaft. Zuspieler Jakub Janouch hat deutliche Probleme bei schlechter Annahme. Die Bälle kommen dann nicht schnell genug, sodass der gegnerisch­e Block sich auf den Angriff einstellen kann. Und weder Angriff noch Mittelbloc­k flößen dem Gegner Angst ein. „Ich werde nicht unruhig. Wir haben die Baustellen erkannt und arbeiten daran“, betont Heynen.

Das ist auch dringend notwendig. „Ich denke, dass Berlin und der VfB schon favorisier­t sind, aber Unterhachi­ng (fünf Spiele, fünf Punkte, Platz eins), Lüneburg, die United Volleys und Düren können an einem guten Tag auch gegen die großen zwei gewinnen“, betont Heynen. Düren hat in Berlin mit 3:2 gewonnen, Lüneburg zum Auftakt die United Volleys mit 3:1 geschlagen. „Ich hätte gedacht, dass dies bereits vergangene Saison eintreffen könnte. Dem war nicht so. Umso schöner ist es, dass diese Saison viele Spiele spannend verlaufen und zwar mit überrasche­ndem Ausgang. So kann es weitergehe­n“, freut sich Heynen.

Daniel Pfaffengut Ilkka Pikkaraine­n.

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FOTO: DPA VfB-Trainer Vital Heynen muss derzeit viel mit den Spielern reden. Hier mit Außenangre­ifer Athanasios Protopsalt­is.
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