Endlich ein bisschen Spannung
Wieso die Volleyball-Bundesliga diese Saison ausgeglichener zu sein scheint als sonst
FRIEDRICHSHAFEN - Eine Erklärung, warum die United Volleys aus Frankfurt am Sonntag beim deutschen Volleyballmeister Berlin mit 3:0 (28:26, 25:22, 25:18) gewonnen haben, hat auch Vital Heynen, Trainer von Berlins eigentlich größtem Rivalen VfB Friedrichshafen nicht. Aber einen Ansatz. „Die Volleyball-Bundesliga ist spannender geworden. Fünf Teams können am Ende der Hauptrunde ganz vorne stehen“, sagt er. Ist die Zeit des Duumvirats zwischen Berlin und Friedrichshafen an der Spitze der Volleyball-Bundesliga also vorbei? Können diese Saison wirklich auch weitere Mannschaften in den Meisterschaftskampf eingreifen? Die Saison ist noch blutjung, der VfB und Berlin haben sechs Spiele absolviert, und jeweils eins beziehungsweise zwei (Berlin) verloren. Als einziges Team sind die Alpenvolleys Haching noch ohne Niederlage, sie gewannen alle ihre bisherigen fünf Spiele. Frankfurt, das soeben Berlin geschlagen hat, ist mit drei Siegen aus vier Spielen Fünfter. Wieso der Sieg gegen den Meister so klar ausfiel, beantwortet United-Coach Stelio DeRocco so: .„Wir haben nicht nur taktisch gut gespielt, sondern waren auch aggressiv, haben stark abgesichert und im Angriff sehr clever agiert“.
Angreifer haben keinen guten Tag
Vor über 6000 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle behielten die Gäste einen kühlen Kopf. Sie verteidigten gut, griffen intelligent an und nutzten jede Schwäche der Berliner – deren Leistungsabfall nicht nachvollziehbar war. Am vergangenen Donnerstagabend siegten die Recycling Volleys in Friedrichshafen verdient mit 3:2, zeigten vor allem im Angriff eine überragende Leistung. Gegen die United Volleys aus Frankfurt war wieder alles weg, als ob ein Sturm die Angriffsqualitäten weggeblasen hätte.
Oft sagt die Statistik nicht so viel über das Spiel aus, aber ein Blick auf die Zahlen der Partie Berlin gegen die Frankfurter zeigt, wo es beim Meister haperte. Die Angreifer hatten keinen guten Tag. Im Aufschlag machte Berlin 15 Fehler. Die United Volleys nur neun, hatten aber drei Asse. Im Angriff setzten die Berliner acht Bälle neben das Feld, die United Volleys nur zwei - ein Spitzenwert.
„Diese Zahlen belegen auch, wie professionell die anderen Mannschaften arbeiten. Das ist gut für die Liga“, sagt Vital Heynen. Und wo steht seine Mannschaft? Am Anfang. „Wir haben in den vergangenen Wochen unseren Schwerpunkt auf den Aufschlag gelegt. Jetzt sind die anderen Elemente dran“, sagt er. Überall hat die Mannschaft Defizite.
Und der Weltmeistercoach Polens redet nichts schön. „Erst wenn das Haus fertig ist, sieht man die Baustellen“, sagt er. Gemeint ist die Zusammenstellung der Mannschaft. Zuspieler Jakub Janouch hat deutliche Probleme bei schlechter Annahme. Die Bälle kommen dann nicht schnell genug, sodass der gegnerische Block sich auf den Angriff einstellen kann. Und weder Angriff noch Mittelblock flößen dem Gegner Angst ein. „Ich werde nicht unruhig. Wir haben die Baustellen erkannt und arbeiten daran“, betont Heynen.
Das ist auch dringend notwendig. „Ich denke, dass Berlin und der VfB schon favorisiert sind, aber Unterhaching (fünf Spiele, fünf Punkte, Platz eins), Lüneburg, die United Volleys und Düren können an einem guten Tag auch gegen die großen zwei gewinnen“, betont Heynen. Düren hat in Berlin mit 3:2 gewonnen, Lüneburg zum Auftakt die United Volleys mit 3:1 geschlagen. „Ich hätte gedacht, dass dies bereits vergangene Saison eintreffen könnte. Dem war nicht so. Umso schöner ist es, dass diese Saison viele Spiele spannend verlaufen und zwar mit überraschendem Ausgang. So kann es weitergehen“, freut sich Heynen.
Daniel Pfaffengut Ilkka Pikkarainen.