Präsident
Josef Schuster hat sich schon immer beherzt zu Wort gemeldet, aber in den vergangenen Monaten vielleicht noch deutlicher. Als Mahner und gewichtige Stimme des Judentums in Deutschland, wenn es um rechten und muslimischen Antisemitismus, Rechtsextremismus, die AfD oder die Migrationsdebatte geht. Seit er vor vier Jahren das Amt als Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland übernahm, seien „rote Linien“verschoben worden, sagte der 64-Jährige Ende Oktober in einem Interview der „Jüdischen Allgemeinen“.
Und: „Die politische Debatte ist aggressiver geworden.“In derselben Zeitung kündigte der in Würzburg lebende Mediziner an, erneut als Präsident kandidieren zu wollen. Am Sonntag tagt in Frankfurt am Main dazu die Ratsversammlung. Schuster war am 30. November 2014 als Nachfolger von Dieter Graumann zum Präsidenten gewählt worden.
Sollte er Präsident der Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden hierzulande bleiben, will er die Einführung von Rabbinern bei der Bundeswehr vorantreiben, eine Verbesserung von Integrationskursen, ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle und die Realisierung der Pläne für eine Jüdische Akademie.
Geboren wurde Schuster 1954 im israelischen Haifa. In der Nazizeit hatte seine Familie, deren Geschichte sich in Unterfranken über mehr als 400 Jahre zurückverfolgen lässt, aus Deutschland fliehen müssen. Als sie Mitte der 1950er-Jahre in die Region zurückkehrte, war Schuster zwei Jahre alt.
Nach Abitur und Medizinstudium absolvierte er eine Facharztausbildung, 1988 etablierte der verheiratete Vater zweier Kinder eine eigene Praxis als Internist. (KNA)