Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rettung in letzter Sekunde

Standort Gelsenkirc­hen des Automobilz­ulieferers ZF aus Friedrichs­hafen bleibt nun doch erhalten

- Von Selina Ehrenfeld

RAVENSBURG - Für die Belegschaf­t des Automobilz­ulieferers ZF am Standort Gelsenkirc­hen mag die Botschaft wie ein verfrühtes Weihnachts­geschenk wirken: Die drohende Schließung des Werks – es wäre die erste in Deutschlan­d in der Geschichte von ZF – ist vom Tisch. Darüber hinaus soll der Standort auch noch mit einem Technologi­ezentrum aufgewerte­t werden.

Ende Mai hatte das Unternehme­n noch das Ende der Produktion in Gelsenkirc­hen verkündet. ZF baut in Gelsenkirc­hen momentan vor allem mechanisch­e und hydraulisc­he Lenkungen für Autos, die die Konkurrenz seit Langem im billigeren Ausland herstellt.

470 Beschäftig­te wären von der Schließung betroffen gewesen. Als Grund dafür nannte ein Sprecher damals drohende Verluste und schlechte Zukunftspe­rspektiven; das Werk sei bereits ab April nicht mehr profitabel gewesen. Zudem habe es keine ausreichen­den Aufträge gegeben. Die angekündig­te Schließung hatten Betriebsrä­te, IG Metall und auch die kommunale Politik in Gelsenkirc­hen scharf kritisiert. Auch die Landespoli­tik wurde eingeschal­tet, um sich gegen das drohende Aus zu stemmen.

Der Protest scheint Wirkung gezeigt zu haben. ZF will nun nicht nur den Produktion­sstandort erhalten, sondern diesen sogar durch ein Technologi­ezentrum ergänzen. Damit sollen über das Jahr 2022 hinaus 400 Arbeitsplä­tze erhalten bleiben. Um den Standort für die Dauer der Transforma­tion auszulaste­n, sollen vom kommenden Jahr an Aufträge von einem ZF-Werk in der Slowakei nach Gelsenkirc­hen umgeleitet und – wohl weiterhin – das Instrument Kurzarbeit eingesetzt werden.

Mit Blick auf das Technologi­ezentrum blieb ZF auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“vage. Nur soviel: Wo immer möglich sollten Produktion­smitarbeit­er für Tätigkeite­n im Technologi­ezentrum qualifizie­rt werden. Das Zentrum selbst soll innerhalb von zwei Jahren fertig sein.

Arbeitnehm­ervertrete­r äußerten sich erleichter­t über die Entscheidu­ng des Konzerns vom Bodensee. „Wir freuen uns, dass es gelungen ist, eine nachhaltig­e Perspektiv­e für Schalke zu entwickeln. Unsere Solidaritä­t hat sich ausgezahlt“, sagte Achim Dietrich, Vorsitzend­er des ZF-Gesamtbetr­iebsrats. „Auf dem Weg zu einem zukunftssi­cheren Standort liegt aber noch viel Detailarbe­it vor uns.“

 ?? FOTO: OLAF ZIEGL ?? Einen Protestzug durch den Norden Gelsenkirc­hens hatte es Mitte Mai gegeben: Nach Monaten intensiver Prüfung hat sich ZF nun für den Erhalt des Standorts entschiede­n.
FOTO: OLAF ZIEGL Einen Protestzug durch den Norden Gelsenkirc­hens hatte es Mitte Mai gegeben: Nach Monaten intensiver Prüfung hat sich ZF nun für den Erhalt des Standorts entschiede­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany