Immer diese verwandelten Prinzen
Das Musical „Die Schöne und das Biest“verzaubert in Bregenz – Starke Stimmen in grandioser Kulisse
BREGENZ - Ein nicht nur äußerlich betrachtet biestiger Mann verwandelt sich durch die Liebe einer zauberhaften jungen Frau in – nun, eben den gutaussehenden, fürsorglichen Prinzen, den Frauen gerne an ihrer Seite hätten. Davon hat die Französin Gabrielle-Suzanne Barbot schon vor gut 250 Jahren geträumt und deshalb das Märchen „Die Schöne und das Biest“aufgeschrieben. An diesem Wochenende nun gastiert das Budapester Operettentheater mit Disneys Musicalvariante im Bregenzer Festspielhaus.
Alle sind sie dabei: die reizende Madame Pottine, die sprechende und Dampf ablassende Teekanne, Herr von Unruh, die wandelnde Standuhr, und natürlich Madame de la Grande Bouche, eine ehemalige Operndiva, die ihr Dasein nun als Kleiderkommode fristen muss. Deren Spiel in fantasievollen Kostümen und die hervorragenden Stimmen überzeugten am Donnerstagabend bei der Premiere. Gewöhnungsbedürftig hingegen ist der starke Akzent vieler Darsteller. Nur wer genau hinhört, kann den Sinn so mancher Dialoge erfassen.
Von Disney autorisiert
Dass bei „Die Schöne und das Biest“die Kostümausstatter in die Vollen gehen können, verdanken sie der märchenhaften Vorlage: Ein eitler und selbstsüchtiger Prinz weist eine Bettlerin ab, hinter der sich dummerweise eine Zauberin verbirgt. Die verwandelt den Prinzen samt Hofstaat – ihn in ein zotteliges Biest, die Untertanen in Gegenstände. Nur die Liebe einer Frau kann diesem unglückseligen Zustand ein Ende bereiten. Als Belle, die Tochter eines trotteligen Erfinders, in das Schloss kommt, wird sie zunächst als Gefangene gehalten. Erst die Diener des Prinzen, die von ihrem Dasein gründlich die Nase voll haben, drängen ihren Herrn dazu, Belle zu umwerben. Doch da wissen sie noch nichts von Gaston, dem Raufbold vom Dienst, der Belle ebenfalls umgarnt.
György Böhm verantwortet diese Inszenierung. Es ist die einzige in Europa, die von Disney autorisiert wurde – und trägt doch eindeutig die Handschrift eines Operettenliebhabers. Immerhin kann Böhm bei dem Ensemble des Operettentheaters Budapest auch auf klassisch hervorragend geschulte Stimmen zurückgreifen. An diesen Stimmen gibt es ausnahmslos nichts zu mäkeln. Allen voran glänzt Kitti Jenes als Belle, die mühelos jede Höhe nimmt. Oder Ágota Siménfalvy als Teekanne, die zurückhaltend, aber glockenrein das Titellied „Die Schöne und das Biest“anstimmt. Und bei Ádam Bálint als Kerzenständer Lumiere sorgt der französische Akzent ausnahmsweise nicht für Irritation, sondern für Komik. Schwieriger wird es bei den beiden männlichen Hauptdarstellern. Sowohl Sándor Barkóczi als Biest als auch Attila Németh als Gaston schmettern ihre Soli mit kräftiger Stimme, allerdings will sich der Sinn des Textes durch den starken Akzent manchmal einfach nicht erschließen.
Straffung könnte die Inszenierung im ersten Akt vertragen, doch als Entschädigung wird ein rasanter zweiter geboten. Im Orchestergraben sitzen 21 Musiker aus Budapest unter der Leitung von László Makláry – und das hört man. Die meisten Musicalorchester wurden im Vergleich dazu auf knapp die Hälfte geschrumpft. Entsprechend genießt man den vollen Klang in Bregenz. Nur zuweilen wird er so mächtig, dass er die Stimmen übertönt.
Das Operettentheater ist mit „Die Schöne und das Biest“am 24. und 25. November nochmals in Bregenz zu sehen. Vom 28. November bis 16. Dezember gastiert es im Deutschen Theater in München. Tickets unter www.bb-promotion.com.