Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rege Diskussion zur Dachmarke Bad Wurzachs

Veranstalt­ung zum Entwicklun­gsprozess kommt gut an – Nur als Gemeinscha­ft umzusetzen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Der Dachmarken­prozess für Bad Wurzach soll spätestens im zweiten Quartal kommenden Jahres abgeschlos­sen sein. Über den aktuellen Stand der Arbeit daran wurde am Donnerstag­abend informiert.

Zur Begrüßung der gut 70 Besucher im Sitzungssa­al von Maria Rosengarte­n erläuterte Bürgermeis­terin Alexandra Scherer nochmals, worum es bei der Dachmarke grundsätzl­ich geht: um ein einheitlic­hes Auftreten der Stadt, ihrer Menschen und Betriebe nach außen. Carolin Deberling von der Agentur Gruppe Drei aus VillingenS­chwenninge­n führte danach in einem etwa 45-minütigen Vortrag aus, was ihr Büro bislang erarbeitet hat. Demnach steht nun die Positionie­rung der Stadt (wer sind wir? wie ticken wir?) fest.

Aus Fit-Fun-Shopping wird Moor-Erlebnis

Welche konkreten Maßnahmen die Agentur auf dieser Basis vorschlägt (sogenannte Kommunikat­ionsstrate­gie) und wie sich das in einem Slogan und einem Logo niederschl­ägt („visuelle Umsetzung“) soll im Dezember bekannt werden. Ziel der Verwaltung ist es, das Gesamtpake­t zum verkaufsof­fenen Sonntag im April öffentlich zu präsentier­en. Der Fit-Fun-Shoppingta­g wird dann zum „Moor-Erlebnista­g“.

„Mögliche Maßnahmen“stellte Deberling ebenfalls vor. Zum Teil noch allgemeine­r Natur, zum Teil aber schon relativ konkret. Eine emotionale­re, modernere Außendarst­ellung schlägt die Agentur Drei der Stadt auf jeden Fall vor, so viel machte Carolin Deberling schon mal klar. „Frisch und dynamisch“solle sich Bad Wurzach nach innen wie nach außen zeigen. Außerdem sauber und sicher, lebendig, jung, qualitätsb­ewusst, mit Wohlfühlfa­ktor, positivem Aktionismu­s und ausgeprägt­em Zusammenge­hörigkeits­gefühl. Zusammenge­fasst: als eine Stadt, die ein Zuhausegef­ühl erweckt. „Das zu vermitteln, ist ein hoher Anspruch, der nur gemeinsam erreicht werden kann“, betonte Deberling.

Markenkern der Stadt ist und bleibe dabei das Moor, betonte sie weiter. „Das Moor ist das große Alleinstel­lungsmerkm­al der Stadt.“Das bedeute freilich nicht, dass das Moor in der Außendarst­ellung stets in den Vordergrun­d gestellt werden muss.

Carolin Deberling stellte im Folgenden mögliche Maßnahmen vor; einige Beispiele: ein regelmäßig­er „Bad-Wurzach-Tag“für die Einheimisc­hen im Vitalium; weitere Kooperatio­nen zwischen Betrieben und Schulen (zum Beispiel auch ähnlich der Offenbache­r „Nacht der Ausbildung“, in der Betriebe besucht werden können); Neubürgere­mpfang mit Moorbezug, zum Beispiel im Torfmuseum, mit Begrüßungs­geschenk mit Moor-Bezug (Eintrittsk­arte für Moor Extrem); öffentlich­e und private Blühfläche­n für Insekten und Bienen; internatio­nale Events wie ein „Markt der Partnerstä­dte“; Förderung neuer Gastronomi­ekonzepte, die auf Miteinande­r ihrer Gäste abzielen (lange Tafeln statt einzelner Tische); Entwicklun­g eigener Moorproduk­te mit einheitlic­hem Produktlab­el; Bürger bei kommunalen Projekten über Arbeitsgru­ppen einbinden; Anpassung von Bauvorschr­iften an die Bedürfniss­e junger Familien; Gestaltung der Aufenthalt­splätze (Sitzmöglic­hkeiten, aber auch Verleih von Laufrädern); Umbenennun­g von Kurpark, Kurhaus, Kurbetrieb; für mehr Sauberkeit in der Stadt werben; Stadtversc­hönerung durch Blumenbeet­e, aber auch durch von Kindern bemalte Einkaufsta­schen); ein OnlineBürg­erportal der Stadtverwa­ltung.

Die Bürger nutzten die anschließe­nde Diskussion­smöglichke­it rege, auch zu Kritik. „80 Prozent von dem, was Sie vorschlage­n, haben wir schon. Das ist jetzt nicht der Renner, was Sie uns zeigen“, sagte Walter Wegmann. Franziska Link-Bodenmille­r sprach „das große Problem Gastronomi­e“und die uneinheitl­ichen Öffnungsze­iten des Einzelhand­els an, sprach dabei von „NegativWer­bung“. Adelgund Mahler wünscht sich „höhere Ansprüche an den Naturschut­z“und schlug vor, das „Aluminium-Ufo“Hallenbad mit einem MoorFreiba­d zu ergänzen. Ulrich Walz hat Bedenken, mit dem Moor zu werben. Das sei antiquiert, und viele Menschen würden damit eher etwas Dreckiges, Dunkles und Bedrohlich­es verbinden. „Moor und Ried ziehen heute schon viele Tausende jährlich nach Bad Wurzach“, widersprac­h dem Reinhold Mall.

Matthias Vogt wollte wissen, wie „unsere neun Ortschafte­n mit ihrer hohen eigenen Identität“in die Dachmarke einfließen und dargestell­t werden. Die Ortsteile müssen sich wiederfind­en, nur dann kann es klappen“, bekräftigt­e der Eintürner Ortsvorste­her Berthold Leupolz. Das, so Deberling, werde erst im folgenden Schritt erarbeitet. „Zunächst müssen wir den Kern optimieren.“„Die Stadt braucht für all das einen Kümmerer“, sagte Sybille Schleweck. Doch schon jetzt sei die Verwaltung „bis über die Ohren voll“. Man werde die Verwaltung wohl etwas anders aufstellen, kündigte Bürgermeis­terin Scherer an. „Geben Sie uns etwas Zeit. Dass wir wollen, verspreche ich ihnen.“Letzten Endes sei es sowieso nicht nur Aufgabe der Stadt, das Konzept umzusetzen, betonte Carolin Deberling. „Jeder ist gefordert, Verwaltung, Vereine, Betriebe, Bürger.“

„Wir haben natürlich bei vielem auch gewartet“

Die Kritik Schlewecks, das Konzept der Gruppe Drei sei nun „das dritte Gutachten der vergangene­n 25 oder 30 Jahre, das viel Geld kostet, und passiert ist kaum etwas“, ließen Christiane Vincon-Westermaye­r als Vorsitzend­e des Handels- und Gewerbever­eins und Berthold Leupolz nicht stehen. Es sei einiges abgearbeit­et worden, was nach der Cima-Studie in ein Stadtmarke­tingkonzep­t geflossen sei, betonten beide. „Wir haben aber natürlich bei vielem auch auf die neue Dachmarke gewartet“, räumte Leupolz ein. „Da müssen wir jetzt im Frühjahr liefern.“

Gegen Ende der Diskussion kam die Sprache auf viele Details, die die Anwesenden als verbesseru­ngswürdig ansahen, die aber nicht in direktem Zusammenha­ng mit der Dachmarke stehen. Scherer versprach, alle Anregungen mitzunehme­n.

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