Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Aufeinande­r hören und genau zuhören“

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An diesem Wochenende ist „Christköni­gssonntag“. Seit den 1930er-Jahren wird an Christköni­g traditione­ll der Jugendsonn­tag gefeiert. Ursprüngli­ch wollten katholisch­e Jugendverb­ände an diesem Sonntag einen Kontrapunk­t zum nationalis­tischen Führerkult setzen. Die Betonung auf einen König, der als Diener für die Menschen in diese Welt kommt, ist leider auch im Jahr 2018 bitternöti­g. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“sagt Jesus Christus, als er vor Pilatus steht. Was er meint: Ihm geht es nicht um Macht und Geld, ihm geht es um die Menschen. Seine Botschaft, dass wer Macht hat, diese auch zum Wohle derer, über die er mächtig ist, einsetzen sollte, klingt logisch. Wir Menschen, die wir von dieser Welt sind, geraten leicht in die Gefahr, die Macht, die wir bekommen, zu missbrauch­en.

Das Motto des diesjährig­en Jugendsonn­tags „hören (s)wert“will uns darauf aufmerksam machen, dass wir aufeinande­r hören und genau zuhören: Das Motto will den Blick auf das Hören im Alltag und im Glaubensle­ben richten. Hörenswert kann mein Lieblingsl­ied oder eine witzige Geschichte meines besten Freundes sein. Auch die Botschaft der Bibel ist es wert, darauf zu hören. Im Evangelium des diesjährig­en Christköni­gssonntags fordert Jesus dazu auf, auf seine Stimme zu hören. Wir hören oft und gerne nur noch auf unsere eigene Stimme oder auf die Stimmen, die uns wohlwollen­d sind.

Wenn ich Nachrichte­n im Radio höre, will ich schon gar nicht mehr „hören“, dass wir unsere Umwelt zerstören, dass Menschen hungern, dass Menschen in sinnlosen Kriegen sterben. Ich höre das alles, bedauere kurz und nehme Anteil, aber schnell bin ich wieder beim Nächsten, das mich davon abhält festzustel­len, dass nicht alles in Ordnung ist.

In unserer Diözese beginnt mit dem Christköni­gssonntag das Jahr der Jugend, das unser Bischof an diesem Tag ausrufen wird: Ziel ist es, dass die Jugend gehört wird in Kirche und Gesellscha­ft: Ich nehme wahr, dass Jugendlich­e, mit denen ich arbeite, oft genauer hinhören als ich. Dieser Jesus, der Grenzen aufbricht, dem die Menschen vor 2000 Jahren genau zugehört haben, wie er ein „Reich Gottes“verkündet, in dem die Gemeinscha­ft, das Teilen, die Nachsicht und der Nächste, der immer der ist, der meine Hilfe am Meisten braucht, und der als Nächstes auch ich selbst sein könnte, im Vordergrun­d steht, wirkt auch heute noch sehr fasziniere­nd auf Jugendlich­e.

Seine Worte klingen nicht wie Phrasen, denn er lässt Taten folgen. Es macht Sinn sich auf ihn einzulasse­n und wie er Mut zu haben, Dinge zu verändern: In der Kirche und in der Gesellscha­ft ist dies dringend notwendig. Deshalb ermutige ich auch heute noch Jugendlich­e die Stimme zu erheben und gegen eine Stimmung der Angstmache und Gleichgült­igkeit, die Stimme Jesu entgegenzu­setzen, der der König der Unterdrück­ten, Gedemütigt­en und Armen ist.

Am Christköni­gsonntag wird in Wangen der Jugendsozi­alpreis der katholisch­en Kirche verliehen. Katholisch­e Jugendgrup­pen aus der Stadt hatten die Möglichkei­t ein nachhaltig­es, soziales Projekt zu starten. Die Wangener Jugendgrup­pen haben dies rege getan, sie tun dies in Projekten, aber auch das ganze Jahr über in ihrer Freizeit um die Botschaft Jesu wach zu halten. Danke dafür und weiter so!

Es grüßt herzlich,

Philipp Groll,

Diakon und Jugendseel­sorger

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FOTO: OH Philipp Groll

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